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Außerschulische Lernorte

„Der Reiz, das Klassenzimmer zu verlassen und damit aus dem vertrauten schulischen Umfeld sowie dem alltäglichen schulischen Unterricht herauszutreten, ist (…) groß. Das vielfältige Angebot zum Lernen außerhalb der Schule bietet eine Entlastung des eigenen Unterrichts, eine bereichernde Ergänzung, die es erlaubt, neue Motivation bei den Lernenden zu wecken, ihnen neue Anregungen zu geben.“ (Karpa 2015, 7)

Außerschulisches Lernen ist keine Erfindung der letzten Jahre, sondern hat sich insbesondere im Zuge der Reformpädagogik stetig weiterentwickelt. Die Abkehr von einer reinen ‚Buch- und Paukschule‘ und die Hinwendung zur Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler sind zentrale Anliegen des Konzepts außerschulischen Lernens.

Foto: Reinhold Eckstein

Das Marburger Schloss ist nicht nur ein weithin sichtbares Symbol der Universitätsstadt, sondern auch für viele Schülerinnen und Schüler ein wahrnehmbares Stück Geschichte. 

Heutzutage sind der Besuch außerschulischer Lernorte und Exkursionen fester Bestandteil des Unterrichts, wenn gleich viele Lehrkräfte Aufwand, Organisation und Arbeit eines solchen Unterfangens scheuen. Zum Lernort kann jeder Ort werden, an dem Schülerinnen und Schüler Erfahrungen sammeln und Kenntnisse gewinnen können, die im ‚Rahmen Schule‘ so nicht möglich sind. Daraus ergibt sich eine Vielfalt an Lernorten, die an keine feste Definition gebunden sind. Lernorte können demzufolge Institutionen und Gegenstände sein, die explizit der Erinnerung dienen (Museen, Archive, Pädagogische Bildungseinrichtungen, Denkmäler usw.), als auch Überreste bzw. historische Stätten (Burgen, Kirchen, Ausgrabungen usw.). 

Foto: Rolf K. Wegst

Das Hessische Staatsarchiv in Marburg bietet vor allen Dingen für Oberstufenklassen vielfältige Möglichkeiten, Geschichte selbst zu rekonstruieren und eigene Fragestellungen zu erforschen

Neben den bereits erwähnten außerschulischen Lernorten nehmen Gedenkstätten wie im ehemaligen Konzentrationslager in Auschwitz oder im hessischen Hadamar eine Sonderstellung ein.

Foto: Rolf-Jürgen Braun,

Weiteres Beispiel für eine Gedenkstätte: Der Garten des Gedenkens in der Universitätsstraße in Marburg an der Stelle der neuzeitlichen Synagoge.

Die Vorteile einer Exkursion zu einem außerschulischen Lernort liegen auf der Hand: der Lebensweltbezug der Schülerinnen und Schüler, die Handlungsorientierung sowie selbständiges und projektbezogenes Lernen sind Anreize, den Unterricht einmal andernorts stattfinden zu lassen. So kann mehrdimensionales Lernen in höherem Maße gefördert werden, da die Lernenden nicht nur Fakten und Gegenstände, sondern auch Sinneseindrücke wahrnehmen mit Hilfe derer sie historische Ursachen, Entwicklungen und Zusammenhänge besser erkennen können, als dies in Form des herkömmlichen Unterrichts möglich ist. Der affektiv-emotionale Zugang zur Geschichte, wie er bei außerschulischen Lernorten gegeben ist, bietet eine große Chance gerade für den oft als trocken verschrienen Geschichtsunterricht, Schülerinnen und Schüler für Geschichte zu begeistern.

Foto: Stefan Dornbusch

UNESCO-Weltkulturerbe: Das Römerkastell Saalburg bei Bad Homburg ist wohl eine der bekanntesten archäologischen Stätten in Hessen und bei Schulklassen sehr beliebt.

Darüber hinaus kann an außerschulischen Lernorten die zum Teil künstlich geschaffene Trennung zwischen den Schulfächern überwunden und Themen ganzheitlich und interdisziplinär erforscht werden.

Seminare an der Philipps-Universität Marburg, die sich schwerpunktmäßig mit außerschulischen Lernorten in Hessen beschäftigen, sollen den Studierenden vermitteln, was sie als angehende Lehrerinnen und Lehrer bei der Planung und Durchführung von Exkursionen berücksichtigen müssen, welche Erwartungen und Voraussetzungen sie in diesem Zusammenhang bedenken sollten, wie man geeignete außerschulische Lernorte findet und welche Chancen und Herausforderungen außerschulischen Lernorte mit sich bringen. Darüber hinaus sollen aber auch der Organisationsrahmen (schulische Vorgaben, ggf. Wartezeiten am Lernort usw.) und die Unterrichtsplanung (Vor- und Nachbereitung, adäquate Einbindung in den Unterricht) behandelt werden, um zu einem Gelingen und langfristigen Nutzen einer Exkursion beizutragen.

Literatur:

Messmer, Kurt (Hrsg.): Außerschulische Lernorte. Positionen aus Geographie, Geschichte und Naturwissenschaften. Münster 2011.

Karpa, Dietrich (Hrsg.): Außerschulische Lernorte. Theorie, Praxis und Erforschung außerschulischer Lerngelegenheiten. Immenhausen 2015.

Karpa, Dietrich, Overwien, Bernd & Oliver Plessow (Hrsg.): Außerschulische Lernorte in der politischen und historischen Bildung. Immenhausen 2015.

Sauer, Michael: Außerschulische Lernorte, in: Sauer, Michael (Hrsg.): Geschichte unterrichten. Eine Einführung in die Didaktik und Methodik. Seelze 10/2012. 139–149.