28.11.2022 Tag der Pharmazie 2022

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Tag der Pharmazie 2022

Tag der Pharmazie 2022

Traditionell im Wintersemester findet am Fachbereich Pharmazie der Philipps-Universität Marburg der Tag der Pharmazie statt. Mit dem Tag der Pharmazie begeht der Fachbereich Pharmazie einmal im Jahr einen Informations- und Studientag, um Aktivitäten am Fachbereich vorzustellen. Nach corona-bedingter Pause standen in diesem Jahr Antrittsvorlesungen neuer Professorinnen und Professoren und die Verleihung einer Privatdozentur sowie die Übergabe der von-Bülow-Stipendien für Pharmaziestudierende auf dem Programm. Der Dekan, Prof. Dr. M. Keusgen freute sich, dass die Veranstaltung wieder in Präsenz im Hörsaal mit zahlreichen Besucherinnen und Besuchern stattfinden konnte.

Übergabe der von-Bülow-Stipendien

Die im Jahr 2010 gegründete von Bülow Studienstiftung Pharmazie mit Sitz in Marburg (https://www.uni-marburg.de/de/fb16/studium/stiftungen) konnte auch in diesem Jahr wieder Stipendien ausloben. Mit dieser ersten deutschen Stiftung zur Förderung von Pharmaziestudierenden soll das Studium und die Ausbildung junger Pharmazeutinnen und Pharmazeuten und damit zugleich der Beruf der Apothekerin bzw. des Apothekers zielgerichtet in jedem Jahr gefördert werden. Die Auswahlkommission wählte Alina Prohaska und Lea-Marie Hepp aus. Mit einem Einmalbetrag zur Studienunterstützung kann ein Beitrag zu einem erfolgreichen Studium geleistet werden.

Antrittsvorlesungen am Fachbereich Pharmazie

Seit April 2022 ist Prof. Dr. Julia Weigand Professorin für RNA-Biochemie am Fachbereich. Sie tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Roland Hartmann am Institut für Pharmazeutische Chemie an und führt den Themenschwerpunkt der RNA-Biochemie innerhalb der Pharmazie in Marburg weiter.

Frau Prof. Weigand hat Biologie in Erlangen studiert und dort in der Arbeitsgruppe von Prof. Beatrix Süß mit ihrem Promotionsvorhaben gestartet. Nach dem Wechsel an die Goethe-Universität Frankfurt (GUF) wurde sie dann mit der Dissertation „Identification, characterization and application of engineered riboswitches“ promoviert. Für ihrer Arbeit erhielt sie den Promotionspreis des Fachbereichs Biochemie, Chemie und Pharmazie der GUF. Nach verschiedenen Post-Doc Stationen an der Goethe-Universität hatte sie eine Stelle als Nachwuchsgruppenleiterin am Fachbereich Biologie der TU Darmstadt im Bereich der synthetischen RNA-Biologie inne. Während dieser Zeit wurde Sie mit dem Dr. Hans Messer Stiftungspreis der TU Darmstadt ausgezeichnet, der zur Förderung von Forschung und Lehre für Nachwuchwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit hervorragenden Leistungen auf den Gebieten der Natur-, Ingenieurwissenschaften sowie Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften vergeben wird. Im Jahr 2020 erfolgte ihre Habilitation mit dem Thema „How RNA-protein interactions shape our transcriptome: From cellular stress responses to mRNA structures”.

Mit "RNA-Biochemie oder die ultimative Frage nach Struktur, Funktion und dem ganzen Rest" stellte Prof. Weigand ihr Forschungsgebiet eindrucksvoll vor. Hauptinteresse von Frau Weigand sind dabei Strukturvorhersagen von RNA-Sequenzen und die Entdeckung von Interaktionspartnern einzelner nicht-codierender RNAs (ncRNA) in der Zelle mittels eines Hochdurchsatz-Assays. Ziel ist es, die Aufgaben der ncRNAs in der Zelle besser verstehen zu können. Ein besonders interessantes Forschungsgebiet für die Pharmazie, um damit bisher unbekannte RNAs als neue potentielle Targets oder Wirkstoffe für sowohl bekannte als auch neue Indikationen identifizieren zu können. Prof. Weigands Forschung wird zurzeit mit Hilfe von Förderprojekten der Volkswagen-Stiftung (Conserved RNA elements as novel drug targets for antiviral therapy (Target-RNAantiV) und der SPRIND GmbH (RNA DRUGS - small molecule drugs that target RNA) am Institut für Pharmazeutische Chemie bearbeitet.

 

"Naturstoffforschung 4.0 - Eine Reise durch Raum und Zeit“ war das Thema der Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Raphael Reher. Schritt für Schritt erläuterte Herr Reher die Komponenten seines Vortragstitels und stellte die Grundlagen des maschinellen Lernens und deep learning-Methoden (4.0) vor, die auch zum Einsatz in der Astronomie kommen. Durch Raum und Zeit konnte dann die Überleitung vom Weltall zum Mikrokosmos der Cyanobakterien und deren faszinierenden Naturstoffe erfolgen. Mittels des Einsatzes Künstlicher Intelligenz zur Schaffung molekularer Netzwerke können Strukturen von Naturstoffen so identifiziert werden. Die Kombination von Massenspektrometrie, NMR-Spektroskopie und Genomik soll dabei in seiner künftigen Forschung in Marburg zum Einsatz kommen, um aus verschiedenen Quellen, u.a. aus maritimen Pilzen, neue Leitstrukturen mit gewünschter biologischer Aktivität aufzuspüren. Kürzlich konnte Prof. Reher in Kooperation mit Dr. Daniel Petras, Uni Tübingen erste Ergebnisse mit diesem neuen Forschungsansatz und die Entdeckung der Stoffgruppe der Rivulariapeptolide publizieren (https://doi.org/10.1038/s41467-022-32016-6).

Der Fachbereich Pharmazie in Marburg konnte mittels des Tenure-Track-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (Bund-Länder-Programm) eine zusätzliche Qualifikationsprofessur für den Bereich „Biopharmazeutische Analytik“ einrichten. Diese neu-geschaffene Arbeitsgruppe ist seit März 2022 mit Prof. Dr. Raphael Reher besetzt. Raphael Reher hat Pharmazie an der WWU Münster und Drug Research an der Universität Bonn studiert. An der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn hat er ebenfalls seine Promotion zum Thema „Ecological and Chemical Studies on the Gq-protein Inhibitor FR900359” im Arbeitskreis von Prof. Gabriele König abgeschlossen. Nach Post-Doc-Aufenthalten am Scripps Institute in La Jolla u.a. in der Gruppe von Prof. William Gerwick, Skaggs School of Pharmacy and Pharmaceutical Sciences, folgte eine Stelle als wiss. Mitarbeiter am Institut für Pharmazie der Universität Halle in der Arbeitsgruppe von Prof. Niedermeyer.  Prof. Dr. Raphael Reher ist an der Philipps-Universität Marburg am Institut für Pharmazeutische Biologie und Biotechnologie aktiv und verstärkt den Schwerpunkt Naturstoffe und deren Analytik des Fachbereichs Pharmazie.

Nach Antrag und erfolgter Antrittsvorlesung darf der Titel „Privatdozentin“ an eine habilitierte Person gemäß des Hessischen Hochschulgesetz verliehen werden. Frau Dr. Jarmila Jedelska hat sich im Jahr 2020 erfolgreich für das Fach Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie mit dem Titel „Modern nanoscale drug delivery systems for application in antimicrobial- and tumour therapy and their testing on chorioallantoic membrane model under implementation of the 3R principle“ habilitiert und hielt im Rahmen des diesjährigen Tags der Pharmazie ihre Antrittsvorlesung mit dem Titel "Die Rückkehr des CAM Modells - ein neuer Einsatz". Nach einem Studium der Pharmazie an der Karls-Universität Prag und Diplomarbeit in Bonn und Promotion in Marburg im Fach Pharmazeutische Chemie, führte Frau Dr. Jedelska am Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie ihre Forschungsarbeiten zur Verwendung des ChorioAllantoic Membrane-Modells (CAM-Modell) durch. Danach wechselte Sie an and Zentrum für Tumor- und Immunbiologie und ist nun Forschungskoordinatorin an der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiolgie des Universitätsklinikums Marburg. Parallel dazu ist sie als Vertretungsprofessorin für Pharmazeutische Technologie am Institut für Pharmazie, Fakultät für Biowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena tätig. In ihrer Antrittsvorlesung zeigt Frau Jedelska den Einsatz des CAM-Modells für verschiedene Fragestellungen auf und berichtete, dass das CAM-Modell für verschiedene spezifische Fragestellungen, sei es auf dem Gebiet der Pharmazeutischen Technologie oder auch der Radiologie verwendet werden kann. Im Anschluss an ihrer Vorlesung verlieh der Dekan den Titel „Privatdozentin“ an Frau PD Dr. Jarmila Jedelska, die in Zukunft ihrer Lehrverpflichtung auch im Rahmen eines Angebots für Wahlpflichtstudierende der Pharmazie nachkommen wird.   

Am Tag der Pharmazie nahmen sowohl Studierende und Angehörige des Fachbereichs und Zuhörerinnen und Zuhörer von außerhalb teil. Im Anschluss der Vorträge konnte in lockerer Atmosphäre beim Empfang im Foyer weiterdiskutiert werden. Nach erfolgter Durchführung der DPhG-Tagung an der Philipps-Universität Marburg im September, war auch der Informationstag rund um den Fachbereich Pharmazie eine erfolgreiche Veranstaltung. Der Fachbereich bedankt sich für die Spenden zur Ausrichtung des Tags der Pharmazie 2022.

Artikel (Dr. Christof Wegscheid-Gerlach /FB Pharmazie Uni Marburg)

Bilder (Stephan Tang /FB Pharmazie Uni Marburg)

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