18.07.2022 "Auf den Spuren der Shoah in Hessen" - Rückblick auf ein ereignisreiches Exkursionsseminar im SoSe 22

Foto: Janina Schwarz

Studierende auf Spurensuche in Hessen

Wir blicken zurück auf ein ereignisreiches Seminar am Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft, das im Sommersemester 2022 unter der Leitung von Janina Schwarz endlich wieder in Präsenz und mit Exkursionen stattfinden konnte.

Eigenständige Miniforschungen

Rund 20 Studierende haben sich allein und in kleinen Gruppen auf Spurensuche im hessischen Raum begeben, um den verschiedenen Historizitäten und ihren Erinnerungsformen auf den Grund zu gehen. Von Bad Arolsen bis nach Darmstadt, auf dem Land wie in der Großstadt, in privaten Kellerräumen ebenso wie in namhaften Institutionen – mit reflexivem Blick auf das scheinbar Selbstverständliche und dem besonderes Gespür für Leerstellen haben die engagierten Seminarteilnehmer*innen ein ganz individuelles Seminar mitgestaltet.

Gemeinsame Tagesexkursionen

Foto: Janina Schwarz


Die gemeinsamen Tagesexkursionen ins Informations- und Dokumentationszentrum nach Stadtallendorf und in den Geschichtsort KZ Katzbach/Adlerwerke in Frankfurt konnten die theoretischen Seminarinhalte über das komplexe KZ-Außenlagersystem, die Geschichte der Erinnerungsarbeit und die Formen und 'Tabus' des Erinnerns greifbar machen. Wer erinnert an wen (nicht)? Wo und wie werden Geschichten sichtbar gemacht? Wie gehen Anwohner*innen mit dem historischen Erbe um? Welche Bedeutung haben Objekte bzw. Objektarmut in den Ausstellungen der Erinnerungsorte und was ist eigentlich eine Gedenkstätte?

Foto: Janina Schwarz


Solche und viele weitere Fragen konnten in Gesprächen mit Mitarbeiter*innen der verschiedenen Orte diskutiert werden. In diesem Zuge konnten die Exkursionsteilnehmer*innen wertvolle Erkenntnisse über Selbstverständnisse, Herausforderungen und Zukunftvisionen der Erinnerungsorte erfahrbar machen und einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Vom bewaldeten KZ im hessischen Herrenwald bis hin zum KZ mitten in der Stadt in Frankfurt am Main - die historischen Orte vor der Haustür haben einen wertvollen Beitrag zum Verständnis der Erinnerungskultur geleistet.

Zeitzeuginnengespräch mit Éva Fahidi-Pusztai

Foto: Janina Schwarz



Ein besonderes Highlight des Seminars war das Zeitzeuginnengespräch mit Éva Fahidi-Pusztai: Die 96-jährige ungarische Überlebende des KZ-Außenlagers von Buchenwald in Stadtallendorf war bereit, am historischen Ort der Zwangsarbeit Fragen zu beantworten und mit dem Seminar ins Gespräch zu kommen – für viele Teilnehmer*innen war dies die erste und vermutlich die letzte Möglichkeit, ein Gespräch mit einer überlebenden Person der Shoah zu führen.

Ein herzliches Dankeschön an alle Seminarteilnehmer*innen, Institutionen und Personen, die zum Gelingen dieses explorativen Seminarkonzepts beigetragen haben!

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