31.07.2023 Kalliope-Preis für praxisnahe Migrationsforschung - Bewerbungsschluss: 22.09.2023

Die Stiftung Deutsches Auswandererhaus und das Deutsche Auswandererhaus verleihen alle zwei Jahre den Kalliope-Preis für praxisnahe Migrationsforschung. Er ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert.
Kalliope ist die älteste und weiseste der neun Musen. Als Namensgeberin für den Preis wurde sie ausgewählt, weil sie Museen mit Forschung, Weisheit und Schönheit verbindet: Das Wort Museum leitet sich vom altgriechischen Wort für „Musentempel“ ab. Der Name Kalliope bedeutet auch die Schönstimmige. Zudem gilt sie als Muse der Wissenschaft und der Philosophie.
Thema 2023
Wenn zwischen gegenwärtigen Interessen oder Ansprüchen um ihre zukünftige Realisierung bzw. Garantie gestritten wird, greifen die Streitenden gerne zu Argumenten mit Vergangenheitsbezug. Dass aus vergangenen Fehlern und Versäumnissen, Irrtümern und Illusionen gelernt werden könne, setzt die politische Forderung, Geschichte solle sich nicht wiederholen, so sehr voraus wie auch: dass sie sich überhaupt wiederholen könne. Dem aber wird seit alters entgegengehalten: es wiederhole sich in der Geschichte gar nichts, ποταμῷ γὰρ οὐκ ἔστιν ἐμβῆναι δὶς τῷ αὐτῷ, denn man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen. Demnach stünden wir an jeder Stelle des „geschichtlichen Stromes“ in einzigartiger Lage, unberaten und unbelehrbar vor einer unvergleichlichen Vergangenheit und einer unverwertbaren Zukunft.
Im Alltag reicht meist ein täglicher Blick in die Zeitung, um uns vom Déjà-vu zu überzeugen. Gegen diesen oft vorschnellen Blick erweisen sich allemal die historischen Wissenschaften als „kritisch“: Sie lehren zu unterscheiden zwischen dem scheinbar Gleichen. Was sie damit zugleich aber unterminieren, ist das gesellschaftliche Bedürfnis nach und die soziale Praxis der Orientierung durch Geschichte. Beides – Kritik und Orientierung – scheint nicht zugleich zu haben zu sein.
Dass, um die Zukunft vorherzusagen, in die Geschichte geschaut werde, gilt ganz selbstverständlich für beinahe jedes – sei es regierungsfreundliche, sei es regierungskritische – Statement zur jeweils aktuellen Migrationspolitik: Wenn ein neues Einwanderungsgesetz für mehr qualifizierte Arbeitende sorgen soll, erinnert man sich der Anwerbeperiode der 1950er bis 1970er Jahre. Geht es um die Integration bestimmter Gruppen gemeinsamer Herkunft oder geteilten Schicksals, besinnt man sich wahlweise auf Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg oder auf die Hugenotten des späten 17. Jahrhunderts. Doch welchen theoretischen Erkenntniswert und welche praktischen Handlungsfolgen hat das Argumentieren mit (Migrations-)Geschichte? Wo hinaus oder hinein lässt es blicken, was lässt es verschwimmen, was belässt es im Unsichtbaren oder Dunklen? Und gibt es eine Weise, (Migrations-)Geschichte und (Migrations-)Politik in Beziehung zu setzen, die kritisch und orientierend zugleich ist? Und welche Rolle käme in dieser Hinsicht einer Institution wie dem kulturhistorischen Museum zu?
Weitere Informationen
Bewerbungsschluss ist der 22.09.2023
Alle weiteren Informationen sind der nachfolgenden Website zu entnehmen: