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PD Dr. Isabella Löhr

ehemalige Habilitandin; jetzt Privatdozentin

E-Mail: isabella.loehr@uni-osnabrueck.de

  • Arbeitsschwerpunkte

    Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts in ihren globalen Bezügen unter Einbeziehung der west- und osteuropäischen Geschichte

    historische Migrations- und Mobilitätsforschung mit Schwerpunkt Bildung und Wissenschaft

    interdisziplinäre Wissenschafts- und Wissensforschung

    Geschichte des Völkerrechts, internationaler Organisationen, globaler Staatlichkeit und humanitärer Hilfe

    Theorien und Methoden der Globalgeschichte

  • Curriculum Vitae

    seit 2019 Leiterin der Nachwuchsgruppe „Die wissenschaftliche Produktion von Wissen über Migration“, Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS), Universität Osnabrück

    2015-2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)

    2013-2015 wissenschaftliche Assistentin für Europäische und Globalgeschichte, Europainstitut der Universität Basel

    2008-2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin für Neuere Geschichte, Historisches Seminar, Universität Heidelberg

    2008 Promotion in Vergleichender Kultur- und Gesellschaftsgeschichte, Universität Leipzig. Thema der Dissertation: „Die Globalisierung geistiger Eigentumsrechte. Neue Strukturen internationaler Zusammenarbeit, 1886-1952“ (summa cum laude).

    2006-2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich der Vergleichenden Kultur- und Gesellschaftsgeschichte am Institut für Kulturwissenschaften, Universität Leipzig

    2004-2006 Redaktionsmitglied des Internetforums geschichte.transnational

    2003-2006 wissenschaftliche Koordination des internationalen Promotionsstudiengangs „Regionalisierung und Transnationalisierung vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart“ am Zentrum für Höhere Studien, Universität Leipzig

    1997-2002 Studium der Kulturwissenschaften und Philosophie, Universität Leipzig

  • Stipendien

    2014-2015 Internationales Graduiertenkolleg „Arbeit und Lebenslauf in globaler Perspektive“ (re:work), Humboldt Universität Berlin

    2013 Gerald D. Feldman-Reisestipendium der Max Weber Stiftung für das Deutsche Historische Institut Paris

    2012/2013 Reisestipendien der Max Weber Stiftung für die Deutschen Historischen Institute in London und Paris

    2012 Visiting Scholar, Department of History, Columbia University und Postdoktorandenstipendium des Deutschen Historischen Instituts Washington D.C.

    2011-2013 Olympia-Morata-Programm der Universität Heidelberg zur Förderung des Hochschullehrerinnennachwuchses

    2010 Professeur invité, Institut d’Histoire Moderne et Contemporaine de l’École Normale Supérieure, Paris

    2000-2002 Studienstiftung des deutschen Volkes

  • Akademische Selbstverwaltung

    2018 Gleichstellungsbeauftragte des GWZO

    2013/2014 Search Committee for two Assistant Professorships with Research Focus on European Global Studies, Europainstitut, Universität Basel

    2013-2014 Auswahkomitee des fellowship-Programms, Europainstitut, Universität Basel

    2010-2012 Studienkommission, Philosophische Fakultät, Universität Heidelberg

    2008-2010 Studiengebührenkommission, Historisches Seminar, Universität Heidelberg

  • Mitgliedschaften

    Clio.online – Historisches Fachinformationssystem e.V.

    ENIUGH, European Network in Universal and Global History

    History of International Organizations Network

    Netzwerk Flüchtlingsforschung

    Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands

  • abgeschlossenes Habilitationsprojekt

    Akademische Solidarität und globale Bildungsmobilität: Die Entstehung eines transkulturellen Handlungsfeldes im langen Ersten Weltkrieg

    Der „lange Sommer der Migration“ schaukelte sich im Jahr 2015 zu einem öffentlich, politisch und medial omnipräsenten Thema hoch, das die gesellschaftliche Tektonik in vielen europäischen Ländern in Bewegung versetzte. Diese Entwicklung ging auch an der europäischen Universitäts- und Wissenschaftslandschaft nicht spurlos vorüber: Angesichts einer signifikanten Zahl von Hochgebildeten, die vor Gewalt, politischer Verfolgung und humanitären Notlagen flohen, riefen Universitäten, Stiftungen, nationale Forschungseinrichtungen und europäische Institutionen eine Reihe von Stipendien- und Unterstützungsprogrammen ins Leben, die verfolgten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeiten bieten sollten, eine Anbindung an einer Forschungseinrichtung im europäischen Raum zu finden. Die dabei vielfach gezogene Analogie zur Zwangsmigration von Wissenschaftlern (und wenigen Wissenschaftlerinnen) aus Mitteleuropa in den 1930er und 1940er Jahren suggerierte eine außergewöhnliche Situation, in der Hilfe moralisch geboten sei. Zudem mangelte es nicht an Hinweisen auf den praktischen Nutzen, da die Fort- und Weiterbildung der akademischen Bildungseliten vorzugsweise aus dem Nahen Osten und Afrika an europäischen Forschungseinrichtungen langfristig einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau der betroffenen Regionen leisten könne.

    Das Habilitationsprojekt stellt die Lesart von der Außergewöhnlichkeit von humanitärer Hilfe und Zwangsmigrationen im Feld der Wissenschaft infrage. Stattdessen versteht es die Parameter, die Bildungsmobilität zu Beginn des 21. Jahrhunderts strukturieren, als Ergebnis einer globalen Krisenpolitik, die im Kontext des Ersten Weltkriegs aus der Überblendung von protestantischer Mission, studentischer Bildungsmobilität und humanitärer Hilfe hervorging. Im Zentrum steht der global vernetzte Christliche Studentenweltbund, eine protestantische Missionsbewegung, die seit ihrer Gründung Ende des 19. Jahrhunderts Mission mit universitärer Ausbildung, Mobilität und einem entwicklungspolitischen Modernisierungsdiskurs verband. Anhand der grundlegenden Transformationen, die die Mobilitätspolitik des Christlichen Studentenweltbunds mit Beginn des Ersten Weltkriegs durchlief, untersucht die Studie, wie im Kontext der nach 1918 fortdauernden gewaltvollen Konflikte im östlichen Europa eine humanitäre Praxis entstand, die auf die Nöte und Bedürfnisse von Universitätsangehörigen zugeschnitten war. Die Wirkungsmacht des Christlichen Studentenweltbunds bestand dabei sowohl in seiner Unabhängigkeit von nationalen Wissenschaftsinstitutionen als auch in seinem programmatischen Anliegen, das Bildungsmobilität, humanitäre Hilfe und eine auf religiöse Verständigung ausgerichtete Gesellschaftspolitik fest miteinander verband.

    Die Studie zeichnet nach, wie der Erste Weltkrieg Bildungsmobilität und humanitärer Hilfe auf eine neue Art und Weise miteinander assoziierte. Sie zeigt, wie die humanitäre Überformung akademischer Mobilität diese überhaupt erst zu einem gesellschaftspolitischen Handlungsfeld machte, das die protestantischen Missionsakteure als solches zwar konturierten, das sich aber aufgrund seiner überregionalen Relevanz innerhalb weniger Jahre von seinem religiösen Hintergrund löste und zu einem Gegenstand bildungspolitischer Interventionen auf globaler Ebene avancierte. Die Verschränkung von humanitärer Hilfe und Bildungsmobilität blieb in diesem Prozess ein konstitutives Moment. Sprachlich trat sie zwar zugunsten eines auf wissenschaftlichen Fortschritt und internationaler Verständigung fokussierten Denkens in den Hintergrund. Strukturell blieb sie aber so verankert, dass sie in nachfolgenden humanitären Krisen wie in den 1930er und 1940er Jahren zügig aktiviert und auf andere akademische Gruppen wie Hochschullehrer ad hoc ausgeweitet werden konnte. Damit situiert die Studie die Entstehung neuer institutioneller Formen und Praktiken zur Förderung von grenzüberschreitender Bildungsmobilität in der krisenhaften Neuausrichtung der europäischen Gesellschaften in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

  • Weitere Forschungsprojekte

    Leitung der im Rahmen des Niedersächsischen Vorab der Volkswagen-Stiftung geförderten Nachwuchsgruppe „Die wissenschaftliche Produktion von Wissen über Migration“, gemeinsam mit Christiane Reinecke

    Forschungs- und Publikationsprojekt „International Law and History: Eastern Europe in a Global Perspective. A Handbook“

  • Publikationen

    Monographien

    Globale Bildungsmobilität, 1850–1930. Von der Bekehrung der Welt zur globalen studentischen Gemeinschaft (= Moderne europäische Geschichte, Bd. 21). Göttingen: Wallstein Verlag 2021.

    Die Globalisierung geistiger Eigentumsrechte. Neue Strukturen internationaler Zusammenarbeit 1886–1952 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 195). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010.


    Herausgeberschaften

    Bessere Welten: Kosmopolitismus in den Geschichtswissenschaften. Frankfurt am Main: Campus Verlag 2017 (mit Bernhard Gissibl).

    Global Commons im 20. Jahrhundert. Entwürfe für eine globale Welt (= Jahrbuch des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Bd. 15). München: Oldenbourg Verlag 2014 (mit Andrea Rehling).

    Lives Beyond Borders. A Social History, 1880–1950. Themenheft von Comparativ 23 (2013) 6 (mit Madeleine Herren).

    The Nation State and Beyond. Governing Globalization Processes in the 19th and Early 20th Century (= Heidelberg Studies on Asia and Europe in a Global Context). Heidelberg: Springer 2013 (mit Roland Wenzlhuemer).

    Kultur und Beruf in Europa (= Europäische Geschichte in Quellen und Essays, Bd. 2). Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012 (mit Matthias Middell und Hannes Siegrist).

    Intellectual Property Rights and Globalization. Themenheft von Comparativ 21 (2011) 2 (mit Hannes Siegrist).


    Zeitschriftenaufsätze (Auswahl)

    Being International in Times of War: Arthur Sweetser and the Shifting of the League of Nations to the United Nations, in: European Review of History 25 (2018) 3, 535–552 (mit Madeleine Herren).

    Fluchthilfe für Wissenschaftler? Zwangsmigration und die Internationalisierung akademischer Arbeitsmärkte, in: VHD Journal 5 (2016), 21–24.

    Gipfeltreffen im Schatten der Weltpolitik: Arthur Sweetser und die Pressepolitik des Völkerbunds, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 62 (2014) 5, 411–424 (mit Madeleine Herren).

    Solidarity and the Academic Community: The Support Networks for Refugee Scholars in the 1930s, in: Journal of Modern European History 12 (2014) 2, 231–246.

    Lives Beyond Borders, or: How to Trace Global Biographies, 1880–1950, in: Comparativ 23 (2013) 6, 6–20.

    Le droit d’auteur et la première guerre mondiale: un exemple d’une coopération transnationale européenne, in: Le mouvement social 244 (2013) 3, 67–80.

    Intellectual Property Rights between Nationalization and Globalization. Introduction, Comparativ 21 (2011) 2, 7–28 (mit Hannes Siegrist).

    „Zum Schutze der Geistesschöpfungen auf der ganzen Welt“: Die Geschichte der internationalen Verrechtlichung des Autorenschutzes 1850–1952, in: Zeitschrift für Geistiges Eigentum 1 (2009) 3, 292–323.

    Wozu Globalgeschichte? Eine akteurs- und organisationsgeschichtliche Perspektive, in: Historische Mitteilungen der Ranke-Gesellschaft 21 (2009), 122–127.

    Der Völkerbund und die Entwicklung des internationalen Schutzes geistigen Eigentums in der Zwischenkriegszeit, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 54 (2006) 10,  900–910.


    Buchbeiträge (Auswahl)

    Deutschland im Völkerbund, in: Christoph Cornelißen, Dirk van Laak (Hg.): Weimar in der Welt. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2020 (im Erscheinen).

    'The International Law of the Future': The Carnegie Endowment and the Sovereign Limits of International Jurisdiction, 1910s-1960s, in: Dietmar Müller, Stefan Troebst (Hg.): The Carnegie Report on the Causes and Conduct of the Balkan Wars 1912/13: Conflict Management, International Politics and Law. Budapest: Central European University Press 2020 (im review).

    Rethinking the League of Nations: What Should We Know About International Organisations?, in: Jessica Reinisch/David Brydaan (Hg.): Exploring and Teaching Twentieth-Century History, London: Historical Association 2019 (im Erscheinen).

    Die Geschichtswissenschaften vor der kosmopolitischen Herausforderung, in: Bernhard Gißibl, Isabella Löhr (Hg.): Bessere Welten. Kosmopolitismus in den Geschichtswissenschaften. Frankfurt am Main 2017, 9–47 (mit Bernhard Gißibl).

    Seltsam, weiblich, aus bescheidenem Haus: Gabriela Mistral und die Herausforderungen eines kosmopolitischen Lebens, in: Bernhard Gißibl, Isabella Löhr (Hg.): Bessere Welten. Kosmopolitismus in den Geschichtswissenschaften. Frankfurt am Main 2017, 247–274 (mit Corinne Pernet).

    Geschichte staatlicher-rechtlicher und politscher Einflussnahmen auf das Lesen, in: Ursula Rautenberg, Ursula Schneider (Hg.): Lesen – Ein Handbuch. Berlin 2015, 493–508.

    „Governing the Commons“: Die global commons und das Erbe der Menschheit im 20. Jahrhundert, in: Isabella Löhr, Andrea Rehling (Hg.): Global Commons im 20. Jahrhundert: Entwürfe für eine globale Welt. München 2014, 3–30 (mit Andrea Rehling).

    Wem gehört die Kultur? Die UNESCO zwischen geistigem Eigentum, Folklore und kulturellem Erbe in den 1960er und 1970er Jahren, in: Isabella Löhr, Andrea Rehling (Hg.): Global Commons im 20. Jahrhundert: Entwürfe für eine globale Welt. München 2014, 135–162.

    Transnational Cooperation in Wartime: The International Protection of Intellectual Property Rights During World War I, in: Niels P. Petersson, Christoph Dejung (Hg.): The Foundations of Worldwide Economic Integration: Powers, Institutions, and Global Markets, 1850–1930. Cambridge 2013, 205–227.

    Introduction: The Nation State and Beyond. Governing Globalization Processes in the Nineteenth and Early Twentieth Centuries, in: Isabella Löhr, Roland Wenzlhuemer (Hg.): The Nation State and Beyond: Governing Globalization Processes in the 19th and Early 20th Century. Heidelberg 2013, 1–23 (mit Roland Wenzlhuemer).

    Kultur als Beruf in Europa: Perspektiven aus Kunst, Kultur und Wissenschaft, in: Isabella Löhr, Matthias Middell, Hannes Siegrist (Hg.): Kultur und Beruf in Europa. Stuttgart 2012, 11–25 (mit Matthias Middell).

    Fluchthilfe zur Rettung der Zunft: Die akademische Zwangsmigration in den 1930er-Jahren, in: Isabella Löhr, Matthias Middell, Hannes Siegrist (Hg.): Kultur und Beruf in Europa. Stuttgart 2012, 270–278.

    Intellectual Cooperation in Transnational Networks: The League of Nations and the Globalization of Intellectual Property Rights, in: Mathias Albert u.a. (Hg.): The Communicative Construction of Transnational Political Spaces. Frankfurt am Main 2009, 58–88.

    Intellectual Property Rights, in: Akira Iriye, Pierre-Yves Saunier (Hg.): Palgraves Encyclopedia of Transnational History. New York 2009, 551–554 (mit Hannes Siegrist).


    Online-Publikationen und Medienbeiträge

    "Studenten aller Länder, helft euch!" Humanitäre Hilfe für Studierende im östlichen Europa, 1920–1925, in: Mitropa 2018. Jahresheft des Leibniz-instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), 20–24.

    Fluchthilfe für WissenschaftlerInnen – eine moralische Falle?, in: Netzwerk Flüchtlingsforschung (2016), 2. Juni 2016.

    Öffnet die akademischen Netzwerke! Für geflüchtete Wissenschaftler gibt es in Deutschland eine Reihe von Initiativen. Interview, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. März 2016, N4.

    Völkerbund / The League of Nations, in: Europäische Geschichte Online (EGO). Herausgegeben vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG), 17. August 2015.

    Emergency Committee in Aid of Displaced Foreign Scholars: Building Transatlantic Perspectives in Science and Learning, in: Transatlantic Perspectives (2014), 29. Januar 2014.

    Emergency Rescue Committee: Relief Committee Dedicated to the Rescue of Artists and Intellectuals from Vichy France, in: Transatlantic Perspectives (2014), 29. Januar 2014.

    Transnationale Geschichte und internationale Rechtsregime, in: geschichte.transnational, 10. Juni 2005