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Chronik der Erziehungsberatungsstelle

In dieser Chronik werden der Aufbau, die Entwicklung und die Leistungen der Erziehungsberatungsstelle am Ortenberg für den bisherigen Zeitraum ihres Bestehens beschrieben. Ihre Arbeit nahm einen bescheidenen Anfang in drei Räumen der damaligen Universitätsnervenklinik und die Mitarbeiterschaft formte von Anbeginn bereits das aus den angelsächsischen Ländern übernommene Dreierteam, bestehend aus Psychiater (Kinderpsychiater gab es damals noch nicht), Psychologe und Fürsorgerin (heute würde man sagen Sozialarbeiterin). Im März 1951 erhielt Prof. Villinger aus dem Mc-Cloy-Fund eine Spende für den Neubau einer modernen Erziehungsberatungsstelle. Mit ihrer Hilfe und durch Landesmittel aufgestockt, konnte der Neubau der Erziehungsberatungsstelle fertiggestellt werden, der am 27.11.1952 seiner Bestimmung übergeben wurde und die Erziehungsberatungsstelle auch heute noch beherbergt.

Die Einrichtung hieß damals allerdings nicht Erziehungsberatungsstelle, sondern „Institut für ärztlich-pädagogische Jugendhilfe“. Auf der Einladung zur feierlichen Einweihung wird sie als „Erziehungsberatungsstelle der Universität“ bezeichnet. Diese enge Verbindung zur Universität ist bis in das Jahr 2006 erhalten geblieben. Mit der Gründung des Vereins für Erziehungshilfe e.V. im Jahre 1959 wurden die beiden Institutionen „Erziehungsberatungsstelle“ und „Institut für ärztlich-pädagogische Jugendhilfe“ administrativ getrennt, verblieben aber im selben Gebäude und nahmen z. T. gleiche, z. T. unterschiedliche Aufgaben wahr. Das Institut für ärztlich-pädagogische Jugendhilfe verblieb bei der Universität und hatte, neben den erziehungsberaterischen Aufgaben, auch noch solche in Forschung und Lehre zu bewältigen, die Erziehungsberatungsstelle wurde durch die Kommunen mitgetragen und hatte ihren Schwerpunkt in der Beratung, Untersuchung und Behandlung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien.

Die Einzugsgebiete für die Ratsuchenden von Erziehungsberatungsstelle und „Institut“ haben sich in den 56 Jahren ihres Bestehens verändert. Während in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts und auch noch bis 1983 die Erziehungsberatungsstelle für mehrere Landkreise und Gemeinden zuständig war, hat sich dies ab 1984 dahingehend verändert, dass die EB am Ortenberg nur noch für die Stadt Marburg und den Landkreis Marburg-Biedenkopf zuständig ist. Die wichtigsten Etappen ihrer Weiterentwicklung seit ihrer Gründung waren

  • die kontinuierliche Anpassung der Versorgungsleistung an die Bedürfnisse der Bevölkerung,
  • die Realisierung einer stärkeren Gemeindenähe. Dazu trug die Gründung der Nebenstellen in Biedenkopf und Stadtallendorf im Jahre 1993 entscheidend bei,
  • das Aufgreifen moderner diagnostischer und therapeutischer Ansätze (nicht zuletzt durch die permanente Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter),
  • die Einbeziehung der Erziehungsberatung in ein nahezu komplettes Versorgungsnetz für Kinder, Jugendliche und ihre Familien in der Stadt und im Landkreis Marburg.
    Hierzu hat das Modellprojekt Psychiatrie der Bundesregierung einen wesentlichen Beitrag geleistet, insbesondere durch den „mobilen kinder- und jugendpsychiatrischen Dienst“.

Ein Spezifikum der Erziehungsberatungsstelle (EB) war Jahrzehnte hindurch die enge Verbindung mit dem Institut für ärztlich-pädagogische Jugendhilfe als universitäre Einrichtung und damit die Partizipationsmöglichkeit an allen Aktivitäten, Initiativen und Entwicklungen einer Universitätseinrichtung. Diese innige Verbindung hat nicht nur die Qualität der erziehungsberaterischen Arbeit entscheidend angehoben, sondern hat auch zahlreiche Persönlichkeiten hervorgebracht, die später andernorts verantwortliche Positionen übernommen haben. Ihre Biographien sind im Anhang zu diesem Bericht wiedergegeben.