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Projekt B3: Veränderung von Repräsentationen durch Manipulation von Lernumgebungen

PI und Ko-PI: Prof. Dr. Kauschke, Prof. Dr. Cysouw, Prof. Dr. Dohmas
Promovierende: Alexia Despina Leonidou

Forschungskontext

Die übergeordnete Fragestellung des Projekts B3 richtet sich auf die Modifizierbarkeit sprachlicher Repräsentationen. Lassen sich verfestigte, nicht-zielsprachliche Formen durch Manipulationen der Lernumgebung oder durch spezifische Interventionsmaßnahmen und -methoden, wie sie aus den Bereichen der Sprachförderung, Sprachtherapie und Sprachdidaktik bekannt sind, verändern? Derartige Fragen können im Rahmen der Erst- oder Zweitspracherwerbsforschung untersucht werden. 

Aktuelles Promotionsprojekt

Arbeitstitel: Dynamik und Stabilität der Repräsentationen im Sprachkontakt Italienisch-Deutsch: eine psycholinguistische und soziophonetische Analyse von (/ə/) und /y:/.

Das Promotionsprojekt untersucht, wie italienische Deutschlernende bestimmte Laute wahrnehmen und realisieren, die im Standarditalienischen nicht vorkommen: den Reduktionsvokal Schwa und den gerundeten geschlossenen Vorderzungenvokal /y:/. In der Literatur (Maturi 2014) werden diese als zwei der schwierigsten Laute des Deutschen für italienische Deutschlernende bezeichnet. Wie und warum ein Laut wahrgenommen und realisiert wird, kann von verschiedenen intersystemischen und soziolinguistischen Faktoren abhängen. Studien, die sowohl die Wahrnehmung als auch die Produktion dieser Laute im Hinblick auf solche Faktoren systematisch untersuchen, scheinen jedoch noch zu fehlen.

Ziele

In diesem Promotionsprojekt wird untersucht, welche Rolle intersystemische Unterschiede (Fehlen/Anwesenheit bestimmter Laute im L1-Vokalsystem) und soziophonetische Faktoren wie der individuelle Sprachhintergrund (Dialekt, Deutsch- und Englischkenntnisse) für den Erwerb der Lautkategorien (/ə/) und /y:/ spielen. 

Methoden

Um diese Phänomene zu untersuchen, werden Methoden der Psycholinguistik und der Soziophonetik kombiniert. Dazu wird eine Perzeptionsstudie zur Vokalunterscheidung in Anlehnung an Darcy & Krüger (2012) durchgeführt; zusätzlich werden Produktionsdaten durch drei verschiedene Aufgaben elizitiert. Die Ergebnisse der Deutschlernenden werden mit denen von zwei Kontrollgruppen verglichen, nämlich L1- Deutschsprecher und L1-Italienischsprecher ohne Deutschkenntnisse. 

Stand der Arbeit

Seit Beginn des Promotionsvorhabens wurden die Recherche des Forschungsstandes, die Erstellung der Stimuli für das Perzeptionsexperiment und weitere Vorbereitungen für die nächsten experimentellen Schritte durchgeführt. Im Frühjahr 2023 fand die Rekrutierung und Testung von insgesamt über 80 Deutschlernenden und Nichtdeutschlernenden an der Universität Verona statt. Der Forschungsaufenthalt wurde durch das Co-tutelle-Programm "International Doctoral Track in Linguistics" der Universitäten Verona, Bozen und Marburg unterstützt. Parallel dazu wurde an der Universität Marburg eine Kontrollgruppe aus L1-Deutschsprechern getestet. Die Ergebnisse der Perzeptionsstudie wurden auf zwei Konferenzen an der Universität Konstanz und an der Universität Ca'Foscari in Venedig vorgestellt. Parallel dazu wurde mit der Analyse der Produktionsdaten begonnen.

Bezüge zu anderen Projekten

In Bezug auf die Verarbeitung von Vokalen ergeben sich Bezüge zu Projekt A1.