25.02.2020 Saubere Energie für Greenacre

Marburger Vis-Moot-Team verhandelt beim Marburg Mini Moot

Foto: Rüdiger Soster

Am 6. März 2020 richtet der Fachbereich Rechtswissenschaften der Philipps-Universität Marburg den 12. Marburg Mini Moot aus. Teams von drei Universitäten, darunter auch Marburger Studierende, messen dort ihre Kräfte: Wer wird die Interessen ihrer fiktiven Mandanten in einer internationalen Streitigkeit am besten vertreten?

Die Veranstaltung ist öffentlich und gibt Besuchern die Gelegenheit, Einblicke in diesen faszinierenden Wettbewerb zu erlangen. Sie wird in Englisch durchgeführt, der Sprache der internationalen Wirtschaft. Um 9 Uhr begrüßt der Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaften, Professor Dr. Jens Puschke, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Historischen Rathaussaal des Rathauses (Markt 1). Die Schiedsverhandlungen finden um 9.30 Uhr (Marburg ./. Osnabrück), 11.45 Uhr (Osnabrück ./. Saarland) und um 15.00 Uhr (Saarland ./. Marburg) statt.

Verhandelt wird ein Fall, der sich um erneuerbare Energien dreht. Die Stadt Greenacre hat sich – nomen est omen – ganz der Energieversorgung aus regenerativen Quellen verschrieben und deshalb einen Kraftwerksbetreiber mit Bau und Betrieb eines Pumpspeicherkraftwerks betraut. Als das Kraftwerk bereits am Netz ist, stellt sich heraus, dass der Turbinenlieferant Opfer eines Betrugs geworden ist: Sein Stahllieferant hat Qualitätszertifikate gefälscht. Sollte minderwertiger Stahl für die Turbinen verwendet worden sein, die im Kraftwerk Greenacre verbaut wurden, sind diese Turbinen möglicherweise besonders korrosionsanfällig. Welcher Stahl für diese Turbinen verwendet wurde, lässt sich nicht mehr feststellen.

Der Kraftwerksbetreiber besteht auf dem Austausch der Turbinen während der nächsten Wartung. Der Turbinenlieferant dagegen möchte zunächst einmal feststellen, ob die Turbinen überhaupt von den Qualitätsproblemen betroffen sind. Dieses Vorgehen ginge allerdings mit längeren Ausfallzeiten des Kraftwerks einher, was beim Kraftwerksbetreiber nicht auf Gegenliebe stößt.

Wenn Kraftwerksbetreiber und Turbinenlieferant deutsche Unternehmen wären, würde der Streit vermutlich vor einem Landgericht landen. „In einem internationalen Rechtsstreit will aber keine Partei vor die Gerichte der anderen“, erklärt der Jurist Dr. Reinmar Wolff, der das Marburger Team betreut. Deshalb wählen Unternehmen meist eine neutrale Stelle, wenn grenzüberschreitende Streitigkeiten zu entscheiden sind, nämlich ein Schiedsgericht. „Schiedsgerichte sind im internationalen Handel heute der Regelfall“, so Wolff.

Die Verhandlung vor genau so einem internationalen Schiedsgericht simulieren die Studierenden beim Marburg Mini Moot. Die Veranstaltung ist eingebettet in den Vis Moot Court, einen prestigeträchtigen internationalen Wettbewerb, in dem studentische Teams aus der ganzen Welt ihre Kräfte messen und so spielerisch berufliche Fähigkeiten erwerben, die das Studium sonst nicht vermittelt. So können die Studierenden praktisch ausprobieren, wie sie am besten vortragen und welche Art von Argumenten am Ende überzeugt. Einen besonderen Reiz macht hier das Internationale aus: Wie überzeugt man ein Schiedsgericht, das mit Juristen aus ganz unterschiedlichen Rechtstraditionen besetzt ist? Wie geht man in eine Verhandlung, wenn auf der anderen Seite Teams aus ganz anderen Rechtskulturen sitzen? Gegen solche Gegner wird das Marburger Team im Vis Moot vom 2. bis zum 9. April 2020 in Wien antreten.

Der Marburg Mini Moot bietet ein Training für diesen Wettbewerb. Hier ist das „Schiedsgericht“ besetzt mit Marburger Hochschullehrern und Rechtsanwälten, die in der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit tätig sind. Anders als im richtigen Leben entscheidet das Schiedsgericht am Ende übrigens den Streit nicht, gibt den studentischen Teams aber jede Menge Feedback.