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Plato's ideal state from an institutional-economics perspective

Forschungsfrage

Dieses Projekt verwendet einen interdisziplinären Ansatz, der Griechische Studien und Wirtschaftswissenschaften mit einbezieht, um Platons ökonomische Konzepte aus einer neuen Perspektive zu analysieren. In seinen Abgrenzungen des Idealstaates "Nomoi" und "Politeia" charakterisiert Plato die wirtschaftlichen Aktivitäten des Staates und seiner Bürger als Teil des politischen und sozialen Systems. Seine - sowohl positiven als auch normativen - Beschreibungen ähneln den Ansätzen der modernen Institutionenökonomik, um die Interaktion zwischen Governance und individuellem Handeln zu modellieren.

Das Projekt zielt darauf ab, Platons Modell des ökonomischen Akteurs und seine Reaktion auf Regeln zu verstehen. Dementsprechend wird es neue Erkenntnisse über Platons Ideen von optimalen Regeln und darüber, was für moderne Gesellschaften gelernt werden kann, liefern.

Forschende Personen:

  • Interdisziplinäre Tagung

    "Von besten und zweitbesten Regeln: Platonische und aktuelle Perspektiven auf individuelles und staatliches Wohlergehen"

    02.-04.03.2017
    Philipps-Universität Marburg - Marburger Centrum Antike Welt
    Organisatorinnen: Prof. Dr. Sabine Föllinger (Gräzistik), Prof. Dr. Evelyn Korn (Mikroökonomie)

    In seinen Dialogen Politeia und Nomoi versucht Platon, die Wertvorstellung des ‚gelungenen Lebens‘ für Individuum und Staat bzw. Gesellschaft umzusetzen. Er entwickelt dabei ein Werte- und Regelsystem, das sowohl die Handlungsmöglichkeiten für das Individuum und die Erwartungen daran als auch die gesellschaftlichen Ziele und Aufgaben eingrenzt. Mit den institutionenökonomischen Analysemethoden lassen sich die zu erwartenden Wirkungen der jeweils formulierten Regelsysteme untersuchen und mit den von Platon formulierten Zielen abgleichen.  Dazu ist vor allem die Interaktion zwischen Individuum und Gemeinschaft zu berücksichtigen. Die Regelungen des wirtschaftlichen Bereiches spielen dabei eine wichtige Rolle, sind aber im Zusammenhang zu sehen mit einer ausgefeilten Regulierung verschiedener Lebensbereiche. Die Frage nach dem Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft ist auch in aktuellen Diskussionen zur Frage, wie ‚Gerechtigkeit‘ zu realisieren ist und welche Werte einer (unserer) Gesellschaft gemeinsam sind, ganz aktuell. Dabei zeigen sich zwischen der von Platon geführten und der modernen Diskussion überraschende Parallelen im Hinblick auf folgende Probleme:

    Was wird als Aufgabe staatlicher Regulierung gesehen?
    In welchem Verhältnis steht staatliche Regulierung zu allgemeinen  und/oder religiösen Werten?
    Wie soll das Verhältnis von staatlichen Reglements und individuellem Handeln aussehen?
    Welche Bedeutung wird dem Bereich der Wirtschaft zugemessen?
    Wie entstehen überhaupt Werte?
     
    Um diesen Fragen differenziert nachzugehen, wurden im Rahmen der Tagung disziplinenübergreifend historische und systematische Fragestellungen verbunden.

     Die Tagung war daher in folgende Themenfelder gegliedert:
     
    I   –  Die Interaktion von Individuum und Staat/Gesellschaft aus Platonischer Perspektive 
    II  –  Die Interaktion von Individuum und Staat/Gesellschaft aus historischer Perspektive
            (5./4. Jahrhundert v. Chr., also der Kontext der Platonischen Schriften) 
    III –  Die Interaktion von Individuum und Staat/Gesellschaft aus zeitgenössischer Perspektive 

    Referenten/Referentinnen (in alphabetischer Reihenfolge):

    Alain Bresson, Alte Geschichte (Chicago)
    Philipp Bösherz, Mikroökonomik (Marburg)
    Wolf Enkelmann, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften (Berlin)
    Sabine Föllinger, Klassische Philologie (Marburg)
    Christoph Horn, Antike Philosophie (Bonn)
    Christoph Lütge, Wirtschaftswissenschaften (München)
    Evelyn Korn, Wirtschaftswissenschaften (Marburg)
    Chrysostomos Mantzavinos, Wirtschaftswissenschaften (Athen)
    Jörn Müller, Philosophie (Würzburg)
    Hans Lauritz Noack, Klassische Philologie (Marburg)
    Birger Priddat, Wirtschaftswissenschaften (Witten/Herdecke)
    Sitta von Reden, Alte Geschichte (Freiburg)
    Kai Ruffing, Alte Geschichte (Kassel)
    Arbogast Schmitt, Klassische Philologie (Marburg)
    Anna Schriefl, Philosophie (Bonn)

    Wir danken allen Referentinnen und Referenten für die erkenntnisreichen Vorträge und inspirierenden Korreferate sowie allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die lebhaften Diskussionen.

    Die Ergebnisse der Tagung werden in einem Tagungsband zusammengestellt; Titel und Veröffentlichungszeitpunkt werden hier zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.

    Tagungsprogramm

    Förderung:
    Wir danken der Fritz-Thyssen-Stiftung und dem Ursula-Kuhlmann-Fonds für die Unterstützung.

  • Ergebnisse 

    Föllinger, Sabine und Evelyn Korn  (Hgg.) (2019), Von besten und zweitbesten Regeln: Platonische und aktuelle Perspektiven auf individuelles und staatliches Wohlergehen (Philippika 137), Harrassowitz.

    Sabine Föllinger
    (2016), Vorstellungen wirtschaftlicher Normierung bei Platon, in: Kerstin-Droß Krüppe; Sabine Föllinger; Kai Ruffing (Hrsgg.), Antike Wirtschaft und ihre kulturelle Prägung (Philippika 98), Wiesbaden, 77-86.

    Sabine Föllinger (2016), Ökonomie bei Platon, De Gruyter, Berlin.

    Sabine Föllinger und Evelyn Korn (2016), Glück und Ökonomie - ein interdiziplinäred Projekt zur Bedeutung von Instituitionen bei Platon, in Sabine Föllinger, Heide Fröning, Gilbert Gorning, Hermann Jungraithmayr, Volker Mammitzsch (Hrsgg.), Die Marburger Gelehrtern-Gesellschaft. Universitas litterarum nach 1968, Berlin, 337-362.(Link to Abstract)

    Philipp Bösherz (2014), Does Money Corrupt? A Bayesian analysis of Plato's trade laws, Masterarbeit am Fachbereich Wirtschaftwissenschaften.

    Sabine Föllinger (2015), Anthropologie und Ökonomie bei Platon, in: W.D. Enkelmann; B. P. Pridat (Hrsgg.), Was ist? Wirtschaftphilosophische Erkundungen. Definitionen, Ansätze, Methoden, Erkenntnisse, Wirkungen, Marburg 2015, 413-427.

    Hans Lauritz Noack (2014), Platons Motivationspsychologie in den Gesetzesproömien der Nomoi und ihre Anwendung auf das wirtschaftliche Handeln der Menschen (Staatsexamenarbeit im Fach Griechisch).

    Working Papers:

    Philipp Bösherz (2016), Individual Price Limits for Retailers and Information Aymmetries in Plato's Laws, Working Paper.

    Philipp Bösherz und Hans Lauritz Noack (2015), Konzeption des homo oeconomicus bei Platon, Arbeitspapier.

    Evelyn Korn (2016), On the implementability of eudemonia, Working Paper.

    Evelyn Korn, Tobias Müller und Elisabeth Schulte (2016), Wilhelm Röpke, der Ökonom, Arbeitspapier.

  • Externe Finanzierung

    Wir danken der Fritz-Thyssen-Stiftung für externe Förderung.