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Dekoloniale Alternativen angesichts globaler Bedrohungen der biokulturellen Diversität: Indigene Auseinandersetzungen mit der Agrobiodiversität und dem Spracherhalt in Yukatan, Mexiko

Maisfeld in Yukatan, Mexiko mit Fahrrad
Foto: Eriko Yamasaki
Maisfeld in Yukatan, Mexiko

Infolge des alarmierenden Verlusts sowohl der biologischen als auch der linguistischen Vielfalt weltweit wird seit Mitte der 1990er Jahre vermehrt auf den Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Formen von Diversität hingewiesen. Die Erforschung dieser Beziehung auf lokaler Ebene richtet das Augenmerk auf die Rolle des indigenen Umweltwissens und der Umweltpraktiken bei dem Schutz der Biodiversität. Dabei wird der Vitalität der indigenen Sprachen eine besondere Bedeutung beigemessen, da diese Vehikel für Speicherung und Vermittlung des traditionellen Umweltwissens (Zent 2009) darstellen, das unabdingbar für einen nachhaltigen Umgang mit dem lokalen Ökosystem ist.

Auf der Halbinsel Yukatan spielen Alltagspraktiken der yukatekischen Mayasprecher:innen eine zentrale Rolle bei dem Erhalt der lokalen biokulturellen Diversität. Die Sortenvielfalt von Nutzpflanzen, darunter Mais, wird durch die traditionelle milpa-Landwirtschaft der mayasprachigen Bevölkerung in situ erhalten. Parallel findet die intergenerationelle Vermittlung der yukatekischen Maya-Sprache als Teil der Kindessozialisation im Familien- und Gemeinschaftsleben statt. Der Erhalt der agrobiologischen und linguistischen Diversität ist jedoch bedroht, da sich immer mehr Menschen von der traditionellen Landwirtschaft abkehren und die spanische Sprache für die Sozialisation ihrer Kinder bevorzugen. 

Angesichts des erhöhten Drucks auf die lokale biokulturelle Diversität ist inzwischen ein wachsender Aktivismus der indigenen Bevölkerung zu beobachten, der sich für die Bewahrung der lokalen Biodiversität und ihrer kulturellen Autonomie einsetzt. Die Sprecher:innen des yukatekischen Maya engagieren sich für den Erhalt der biokulturellen Diversität auf unterschiedliche Arten und Weisen, die von Alltagspraktiken bis hin zu digitalem Aktivismus reichen. Dabei bilden zunehmend die ökologische Nachhaltigkeit und der Erhalt linguistischer und kultureller Vielfalt integrative Bestandteile ihrer Zukunftsentwürfe, die als Alternative zu dem vorherrschenden Entwicklungsmodell vorgelegt werden. Dieses Forschungsprojekt untersucht die Aktionen der mayasprachigen Bevölkerung für die Bewahrung ihres Saatguts und Sprache als ein prominentes Beispiel der indigenen dekolonialen Bewegungen im heutigen Zeitalter der Globalisierung.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Eriko Yamasaki
Laufzeit: 2022–2024
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) YA 821/1-1