Forschung
Das Fach Sozial- und Kulturanthropologie der Philipps-Universität Marburg untersucht sozio-kulturelle Transformationsprozesse unter besonderer Berücksichtigung von Ansätzen der Umweltanthropologie und der Konfliktanthropologie. Darüber hinaus liegt der Schwerpunkt auf einer kritischen Kolonialismus- und Museumsforschung und Amerindianischen und Afroamerikanischen Studien. Regional konzentriert sich die Forschung vor allem auf Lateinamerika, insbesondere auf das Tiefland Südamerikas, und die Karibik.
Unsere Forschungsthemen und aktuellen Forschungsprojekte:
Kritische Kolonialismus- und Museumsforschung:
Im Rahmen aktueller Debatten um Dekolonialisierung ethnologischer Museen und Sammlungen findet in der Ethnographischen Sammlung die Aufarbeitung kolonialer Verstrickungen statt. Angesichts des 100jährigen Jubiläums der Sammlung liegt ein Schwerpunkt auf der damit verbundenen Fachgeschichte.
In Erweiterung der Identifizierung von sensiblen Objekten erfolgt die Erfassung historisch und kulturell sensibler „Dinge“ und die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen ihrer Digitalisierung, Erforschung und möglicher Zugänglichmachung.
Konfliktanthropologie:
Die Marburger Konfliktanthropologie untersucht insbesondere Gewalt- und Konflikttransformationen im kolumbianischen Friedensprozess. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf konkurrierenden und marginalisierten (Un)Sicherheiten, dem Umgang mit begrenzter Staatlichkeit und auf Mikro-Prozessen der Friedensschaffung. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf marginalisierten Frauen/LGBTIQ+-Friedensaktivist*innen in ländlichen Regionen sowie auf indigenen, bäuerlichen und afro-deszendenten Bevölkerungsgruppen.
Umweltanthropologie:
Die Umweltanthropologie setzt sich insbesondere mit Klimawandel, dessen Folgen, sowie mit pluralen Ökologien, Nachhaltigkeitsinnovationen und Agrobiodiversität im Südlichen Afrika, in Südamerika und der Karibik auseinander. In verschiedenen Forschungsprojekten untersuchen wir bäuerlichen und zivilgesellschaftlichen Umgang mit Klimawandelfolgen und Wasser, in Haiti und der Dominikanischen Republik, Mexiko (Yukatan), der kolumbianischen Karibik, Brasilien und Mosambik.
Indigene und afroamerikanische Gesellschaften Lateinamerikas:
In diesem Forschungsschwerpunkt stehen die sprachlichen, kulturellen und sozialen Ausdrucksformen indigener und afroamerikanischer Gemeinschaften sowie deren Kämpfe um kulturelle und politische Anerkennung im Mittelpunkt. Dazu erforschen wir Weltkonzeptionen und die Vielfalt lokaler Wissenspraktiken, beispielsweise im Zusammenhang mit Agrobiodiversität, grafischen Kommunikationssystemen oder Umweltkonzeptionen. Regionale Schwerpunkte sind unter anderem Amazonien, die isthmo-kolumbianische Region und afroamerikanische Gesellschaften in der Karibik. Ein besonderer Fokus liegt auf der kollaborativen Forschung mit indigenen Expert*innen und Akademiker*innen, um indigenes Wissen in Wissenschaft und Gesellschaft zu stärken und es gleichberechtigter in Entscheidungsprozesse zu integrieren.
Auf den folgenden Seiten finden Sie Beschreibungen der laufenden sowie abgeschlossene Forschungsprojekte, eine Liste der abgeschlossenen Dissertationen und Habilitationen, aktuelle Publikationen sowie Hinweise zu aktuellen und vergangenen Tagungen, Symposien und Konferenzen in Verbindung mit dem Fach.