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Projekt B3 - Veränderung von Repräsentationen durch Manipulation von Lernumgebungen

PI: Christina Kauschke, Ulrike Domahs
Promovierende: Alexia Despina Leonidou

Forschungskontext

Projekt B3 geht der Frage nach, ob sich sprachliche Repräsentationen durch spezifische Interventionsmaßnahmen und -methoden modifizieren lassen, wie sie aus den Bereichen der Sprachförderung, Sprachtherapie und Sprachdidaktik bekannt sind. Emergenz- und gebrauchsorientierte Interventionsansätze basieren auf der Annahme, dass Veränderungen des repräsentierten Sprachwissens durch gezielte Manipulationen der Lernumgebung bzw. des zu lernenden Sprachmaterials herbeigeführt werden können. Eine Möglichkeit dazu ist die Erhöhung der Intensität und Qualität des Sprachangebotes (z.B. Inputanreicherung in der Sprachtherapie, Inputfluten in der Zweitsprachdidaktik). Mit derartigen impliziten Methoden wird optimal strukturierter Input angeboten, so dass LernerInnen die relevanten Zielstrukturen besser wahrnehmen und verarbeiten können. Demgegenüber erfordern explizite, metasprachliche Lehr- und Lernmethoden eine bewusste Auseinandersetzung mit sprachlichen Regularitäten.

Aktuelles Promotionsprojekt

Arbeitstitel: Vokale als Herausforderung im Zweitspracherwerb: Interferenzphänomene und Effekte von Intervention

Ziele

Im Promotionsprojekt soll erforscht werden, inwieweit Interventionsmaßnahmen zur Modifizierung von phonetisch-phonologischen Repräsentationen im kindlichen Zweitspracherwerb führen können. Konkret wird untersucht, ob Kinder mit italienischer Muttersprache, die Deutsch als zweite Sprache lernen, aufgrund intersystemischer phonologischer Unterschiede Schwierigkeiten in der Wahrnehmung und/oder der Produktion deutscher Reduktionsvokale und vorderer gerundeter Vokale haben und wenn ja, ob sie diese Schwierigkeiten durch einen optimal strukturierten Input überwinden können.

Methoden

Dazu wird eine Perzeptionsstudie zur Unterscheidung von Vokalen in Anlehnung an Darcy & Krüger (2012) durchgeführt; außerdem werden Produktionsdaten elizitiert. So kann festgestellt werden, ob sich die Produktions- und Perzeptionsleistungen verbessern lassen, wenn die ProbandInnen zwei Wochen lang einen auf die Zielvokale hin angereicherten Input erhalten. In Anlehnung an die methodenvergleichende Interventionsstudie von Kauschke (2022) wird untersucht, ob die Effekte reiner Inputoptimierung durch zusätzliche metasprachliche Instruktion gesteigert werden können.

Vorarbeiten

Seit Beginn des Promotionsprojekts wurden der Forschungsstand recherchiert, die Stimuli für das Perzeptionsexperiment erstellt und weitere Vorbereitungen für die nächsten experimentellen Schritte aufgenommen. Die Probandenrekrutierung soll in Italien erfolgen, was durch die Teilnahme von Alexia Despina Leonidou am Co-tutelle-Programm "International Doctoral Track in Linguistics" der Universitäten Verona, Bozen und Marburg unterstützt wird.

Bezüge zu anderen Projekten

Enge Bezüge bestehen zu Projekt B1, in dem untersucht wird, ob Reduktionsvokale eine Erwerbshürde im deutschen Erstspracherwerb darstellen. In Bezug auf die Verarbeitung von Vokalen ergeben sich Bezüge zu Projekt A1.