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Verlernen der Verteilung schwacher Elemente: Evidenz von Deutsch-Türkisch-Lernern des Französischen

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Projektübersicht

Das Projekt ist ein Teilprojekt der Forschungsgruppe FOR 5757 »Phonologisch schwache Einheiten: Erwerb, Verarbeitung und Modalität«.

Projektdetails

Schwache Elemente wie beispielsweise reduzierte Silben in zweiter Position des deutschen Trochäus können zu Lernschwierigkeiten im Fremdsprachenerwerb führen, insbesondere dann, wenn die Zielsprache ein anderes prosodisches System aufweist als die Muttersprache, und anders als das Deutsche eher durch eine phrasale Prosodie charakterisiert ist. Dies trifft insbesondere auf das Französische zu, wo die prosodische Struktur von der Phrase und nicht vom Wort abhängt und wo nicht-prominente Positionen phrasenfinal auftreten. Ein deutscher Lerner des Französischen wird daher das Muster “stark-schwach” des Trochäus auf das Französische übertragen und dadurch von der erwarteten französischen Prosodie abweichen. Andere Sprachen, wie beispielweise das Türkische, kombinieren Betonungssysteme, weil sowohl (wort)finale als auch initiale Betonung möglich ist. Daher wird ein türkischer Lerner des Französischen die Präferenz für Initialbetonung nicht so sehr auf das Französische übertragen und daher weniger von der Zielprosodie abweichen. Zweisprachige, deutsch-türkische Lerner des Französischen, schließlich, können von mehreren Betonungsstrategien profitieren und könnten daher noch besser die französische Zielprosodie realisieren. Diesen Überlegungen geht das vorliegende Projekt nach und untersucht den prosodischen Transfer im Zweit- und Drittspracherwerb, mit einem Fokus auf schwachen Elementen. Ausgehend vom Deutschen scheint es der Fall zu sein dass ein erfolgreicher Erwerb der französischen Prosodie mit dem Verlernen des dominanten trochäischen Musters einhergeht. Das Projekt kombiniert Messungen der Sprachproduktion und Sprachperzeption. Zunächst sollen Produktionsmuster von Muttersprachlern und Lernenden phonetisch und phonologisch untersucht werden. Dann sollen prosodische Abweichungen (durch die Realisierung einer wortbasierten Prosodie im Französischen) in der Wahrnehmung analysiert werden. Dazu wird zusätzlich die Gehirnaktivität über das Elektroenzephalogramm gemessen. Es wird erwartet, dass alle Teilnehmer, d.h., Muttersprachler des Französischen sowie deutsche, türkische und bilinguale, deutsch-türkische Lerner des Französischen Effekte der Abweichung zeigen, wobei die stärksten Effekte bei den Muttersprachlern zu erwarten sind, während die schwächsten Effekte bei den deutschen Muttersprachlern auftreten sollten. Eine Intervention, die zur Verbesserung des prosodischen Bewusstseins in der Zielsprache konzipiert ist, sollte diesen Effekt moderieren bzw. umkehren und zeigen, dass damit die perzeptuelle Leistung in der Zielsprache verbessert wird. Dieses Projekt stellt die Themen der Forschergruppe damit in einen angewandten Rahmen und geht der allgemeinen Frage nach, inwieweit prosodische Muster der Muttersprache beim Zweit- und Drittspracherwerb verlernt werden müssen, um zu einer besseren Performanz in der Zielsprache zu gelangen.

Mitarbeitende

derzeit sind zwei Stellen ausgeschrieben

Kollaborationspartnerinnen

Projektverantwortliche

  • Prof. Dr. Christoph Gabriel (Universität Mainz) - Ko-PI

Externe

  • Prof. Dr. Sharon Peperkamp (Laboratoire de Sciences Cognitives et Psycholinguistique, Paris)