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Illusion und Repräsentation. Fürstliche Freskenprogramme im Quattrocento

Veranstaltungsdaten

04. November 2025 18:00 – 04. November 2025 20:00
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Pilgrimstein 14, Vortragsaal des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg

In der zweiten Hälfte des 15. Jh. entstehen zahlreiche Freskenprogramme mit denen sich die Fürsten und Potentaten Oberitaliens repräsentieren. Die Gonzaga, Este, Medici und im Nachgang die Piccolomini finden geradezu komplementäre Modi der politischen Selbstdarstellung in raumfüllenden illusionistischen Wandmalereien. In allen werden Land(schaft) und Herrschende in ein Verhältnis gesetzt, doch die Bilderzählung, die Zeit und das soziale Gefüge weisen große Unterschiede auf. Die Räume sind imaginär, indem sie Illusionen sind, die ferne Orte, kosmische Konstellationen und Zeitläufe vor Augen stellen. Auf unterschiedliche Weise werden auch Christentum und pagane Antike referenziert. So imaginär, im Sinnzusammenhang von fantastisch, diese Programme sind, suggerieren sie auch immer wieder Wirklichkeit, durch die Darstellung realer Orte und Personen, sowie durch veristische Malerei. Die illusionistische Architektur setzt sich zunächst über die reale Architektur des Raumes hinweg, formt ihn neu und öffnet ihn als offene Loggia in ein imaginäres Außen. Die zweite Imagination ist das oft wiederholte Auftreten der Herrschenden. Der Blick in den neuen Raum ist ein Blick in ein politisches Dispositiv von Landes- und Familienvätern, Patronen und Helden. Der Herrschaftsanspruch wird durch die Omnipräsenz der politischen Repräsentation und die vollständige Einschließung des Betrachters in den imaginären Raum erzeugt. Dabei wirkt die Emersion nicht nur durch 360 Grad Malerei, sondern auch durch die synästhetische Adressierung von Tönen und Musik.

Dieser Vortrag ist Teil der Ringvorlesung Räume des Imaginären.

Referierende

Prof. Dr. Peter Bell