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Vom mythischen Widerhall zum politischen imago? Spuren von Echo im repräsentativen Raum der Frühen Neuzeit
Veranstaltungsdaten
11. November 2025 18:00 – 11. November 2025 20:00
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Pilgrimstein 14, Seminargebäude des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg, Raum +1/0010
In antiker Mythologie ist das Phänomen ‚Echo‘ auf vielfältige Weise vorgeprägt – als rein klanglicher Widerhall, als antwortende Stimme und als handelnde Figur. Das Momentum des „Staunens“ über den unsichtbaren, scheinbar herkunftsbefreiten Klang wird dabei als dramaturgische Wendung fest in den Mythologemen verankert. Gemeinsam mit Echos Eigenschaften eines halbgöttliches Wesens, das die Sphäre zwischen irdischer und himmlischer Welt überschreiten kann (Wald 2008), trug es entscheidend zu ihrer Wiederentdeckung in der Frühen Neuzeit bei: Als intermedialer topos höfischer Repräsentation wurde Echo als Figur, als performative und kompositorische Praxis sowie als architektonisches Kriterium einbezogen und erzeugte gerade im Zusammenwirken multisensorischer Raumwahrnehmung jenes „Staunen“, dem nun dezidiert politische Funktion zukam.
Mein Beitrag legt einen interdisziplinären Zugang zum Faktor „Raum“ zugrunde, um politischeRollen Echos in der Frühen Neuzeit greifbar zu machen. Dabei soll gezeigt werden, wie Konstitutionen soziologisch-relationalen (Löw 2001), dramatischen und theatralen Raums (Dünne/Mahler 2015) in gezielte Wechselwirkung gesetzt werden, um die repräsentative Idee einer „(abbildhafte[n]) Vergegenwärtigung von etwas (urbildhaft) Vorgegebenem“ (Ragotzky/Wenzel 1990) medial und sensorisch zu verwirklichen. Auf Grundlage des dabei entwickelten Verständnisses einer ‚Schichtung‘ des Raums wird anhand von Quellenbeispielen des 16. und des 17. Jahrhunderts unterschiedlichen Konzeptionen, Durchsetzungen und Wirkungen von Echo nachgespürt: Als metaphysische Legimitation politischer Macht in der Florentiner Hofkultur (1589, 1608), als akustische ‚Amplifikation‘ des Westfälischen Friedens (1648) – und als ‚klingende Wissensgeschichte‘ im Denken Athanasius Kirchers, der nicht nur das Phänomen des „Wunder-Thons“ als Element politischer Architektur theoretisierte (Phonurgia nova, 1673), sondern Echos idiosynkratische ‚Doppelnatur‘ aus handelnder Figur und imago vocis auch im Rahmen empirischer Klangforschung einzufangen versuchte (Musurgia universalis, 1650).
Dieser Vortrag ist Teil der Ringvorlesung Räume des Imaginären.
Achtung: Dieser Vortrag findet ausnahmsweise nicht im Vortragssaal des DDK statt, sondern im angrenzenden Seminargebäude in Raum +1/0010.
Referierende
Florian Giering M.A.