28.03.2020 Marburger Physiker um Prof. Martin Koch entwickeln einfache Beatmungsgeräte zur Bewältigung der Corona-Krise

Ein Team aus ca. 30 Mitwirkenden der Fachbereiche Physik und Informatik der Universität Marburg sowie dem Universitätsklinikum Gießen-Marburg (UKGM), geleitet von Prof. Dr. Martin Koch vom FB Physik, hat in den vergangenen Tagen einfache Beatmungsgeräte zur Unterstützung in der Corona-Krise entwickelt.

Breathiing Project, AG M. Koch
M. Koch
Breathiing Project, AG M. Koch

Die Grundidee ist es, einfache Materialien von Baumärkten und Elektronikversorgern zu nutzen, um damit bestehende Infrastruktur zu Beatmungsgeräten umzubauen.  Damit können diese Systeme potenziell im Falle sehr hoher Patientenzahlen die möglicherweise nicht ausreichende Verfügbarkeit kommerzieller Beatmungsgeräte ausgleichen.

Einzelne Bauteile, die nicht direkt kommerziell verfügbar sind, können durch 3D-Druck ergänzt werden.

Aktuell wird an zwei Projekten parallel gearbeitet, die je nach vorhandener Infrastruktur, beispielsweise in Ländern mit unterschiedlich stark ausgebauten Gesundheitssystemen, zum Einsatz kommen können:

  • Sogenannte CPAP - Systeme (Continuous Positive Airway Pressure), die zur Behandlung von Schlafapnoe zum Einsatz kommen, können durch Ergänzung eines von "The Breathing Project" entwickelten Geräts zu einem einfachen Beatmungsgerät ergänzt werden. Durch sensorgestützte und einstellbare Regelungen des Sauerstoffdrucks kann für den einzelnen Patienten / die einzelne Patientin individuell eine passende Regulierung ermöglicht werden. Da in deutschen Haushalten ca. 2 Millionen solcher Geräte verfügbar sind und das nun entwickelte Zusatzgerät nur ca. 50 € kostet, kann durch diese Methode sehr schnell die Kapazität an Beatmungsgeräten erhöht werden.
  • Ein einfacheres System basiert auf sogenannten Beatmungsbeuteln ("Ambu Bags"). Durch Automatisierung des Massevorgangs dieses Beatmungsbeutels, der beispielsweise von Ersthelfern / Ersthelferinnen eingesetzt wird, kann zumindest eine Unterstützung der Atmung von Patienten erreicht werden. Für dieses System ist keine besondere Infrastruktur nötig, ein Anschluss an eine existierende Sauerstoffversorgung ist aber möglich.

Die Entwicklung findet in enger Abstimmung mit Ärzten der UKGM statt.

Aktuell läuft bereits die Produktion einer Kleinserie an. Zudem ist es geplant, möglichst bald eine vollständige Dokumentation zu veröffentlichen, damit die Geräte weltweit hergestellt werden können.

Weitere Informationen sind zu finden unter http://www.thebreathingproject.de.

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