09.07.2025 "Wer einen leistungsfähigen Öffentlichen Dienst möchte, muss ihn auch finanzieren!"

Uni-Beschäftigte diskutierten bei Vollversammlung über den Hochschulpakt

Foto: Martin Schäfer
Gesicht zeigen gegen Kürzungen: Großer Andrang herrschte, als Personalrat und Hilfskräfterat in der Alten Aula über den Hochschulpakt informierten.

Der Zulauf war groß, es herrschte gespannte Erwartung: Was bringt der hessische Hochschulpakt für die Belegschaft der Uni Marburg? 350 Beschäftigte waren am 8. Juli zur eine Vollversammlung in die Aula der Marburger Alten Universität gekommen, wo Personalrat und Hilfskräfterat über die Vereinbarung zur Hochschulfinanzierung des Landes informierten und mit den Kolleginnen und Kollegen diskutierten.

Der hessische Hochschulpakt regelt alle paar Jahre, wieviel Geld die Hochschulen des Landes erhalten. Die Gespräche darüber zwischen der Landesregierung und den Hochschulleitungen laufen derzeit. Was bisher durchgesickert war, verunsichert viele Beschäftigte: Zehn Prozent des Personalbudgets könnten demnach künftig wegfallen.

"Im vergangenen Jahr konnten wir das Schlimmste abwenden", erinnerte Personalratsvorsitzender Mathis Heinrich an die Proteste, die sich 2024 gegen die damaligen Kürzungsabsichten richteten. Auch die aktuellen Sparankündigungen rufen Gegenwehr hervor: Für den Tag der Vollversammlung riefen Gewerkschaften und Studierende hessenweit zu Demonstrationen auf.

In der Aula berichtete Unipräsident Thomas Nauss zunächst über den derzeitigen Verhandlungsstand. "Die vorliegenden Zahlen sagen schon aus, dass es keine auskömmliche Finanzierung geben wird", sagte Nauss. "Die Landesregierung sieht Einsparungen und Strukturreformen als notwendig an."

Anschließend kommentierten Mathis Heinrich für den Personalrat, Philipp Försch für den Hilfskräfterat sowie Stefan Röhrhoff von der Gewerkschaft ver.di den Vortrag des Präsidenten. Heinrich kritisierte die große Anzahl befristeter Arbeitsverträge an den Hochschulen, sie erlaubten "Kündigungen durch die Hintertür". Außerdem sei der Personalbestand in der Vergangenheit viel weniger stark gestiegen als die Studierendenzahl; "die Aufgaben werden nicht weniger", betonte der Personalratsvorsitzende: "Kürzungen führen zu Überlast bei der Belegschaft!" Heinrich mahnte mehr Mitbestimmung der Beschäftigten und Personalvertretungen an: "Wir brauchen mehr Beteiligung!"

Im zweiten Teil der Vollversammlung hatten die Beschäftigten die Gelegenheit, sich an der Diskussion zu beteiligen, die im "Fishbowl"-Format angelegt war: Auf dem Podium besprach Moderatorin Ursula Birsl das Gehörte mit Anna Diegler von der Hilfskraftinitiative, Simone Claar von der Gewerkschaft GEW, Binja Homann als Vertreterin der Beschäftigten sowie Uni-Kanzler Claas Cordes; außerdem luden zwei leere Sessel dazu ein, sich ins Gespräch einzumischen. Das nahmen einige Anwesende gerne in Anspruch, um ihre Sicht auf die Folgen von Kürzungen mitzuteilen.

Im Fokus stand bei allen Redebeiträgen die Auswirkungen, die Kürzungen mit sich bringen könnten. "Die Überlast wird immer größer", hob Binja Homann hervor. "Wenn die Politik einen leistungsfähigen Öffentlichen Dienst möchte, dann muss sie das auch finanzieren!" Ob der Sparkurs noch zu verhindern sei, blieb einstweilen offen. "Wir sollten zeigen, dass wir uns das nicht gefallen lassen!", forderte gegen Ende Simone Claar. Die Mehrzahl der Anwesenden schloss sich daraufhin der Protestdemonstration an, die von der Alten Universität zum Erwin-Piscator-Haus führte.