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Kalendersammlung Huber und Bibliothekssammlung von Johannes Bolte

Zwei Persönlichkeiten, die sich Zeit ihres Lebens mit volkskundlichen und kulturwissenschaftlichen Themen beschäftigt haben, waren Johannes Bolte und Hans Huber. Beide Sammlungen sind mittlerweile in die Universitätsbibliothek integriert, sollen aber dennoch an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Johannes Bolte (1858-1937) war sicherlich einer der kenntnisreichsten und belesendsten Gelehrten der Folkloristik; davon zeugen nicht nur seine zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten und sein Lebenswerksondern auch die Bestände seiner Bibliothek, die in einer außer­ordentlichen Breite Literatur unterschiedlicher zeitlicher, geogra­phischer und sprachlicher Provenienz das Handwerkszeug für seine bibliographischen Verweise und seinen umsichtigen Literaturvergleich vereinte. Als Herausgeber der Zeitschrift des Vereins für deutsche Volkskunde und zwischenzeitlicher Bibliothekar des Zentralarchivs der deutschen Volkserzählung prägte er das Fach in seinen Anfängen in erheblichem Maße.

Als Bolte am 25.7.1937 in Berlin starb, gelangte der die Erzählfor­schung betreffende Teil seiner Bibliothek durch Vermittlung Adolf Spamers in die Obhut des gerade gegründeten Zentralarchivs der deutschen Volkserzählung (zu dessen Institutionengeschichte vgl. das Vorwort zum Bestandsverzeichnis). Gottfried Henßen (1890-1966) konnte 1946 durch seinen persönlichen Einsatz die noch vorhandenen Bestände des Archivs und der angeschlossenen Bibliothek nach Marburg überführen, wo er 1948 ein „Archiv für Volkskunde" an der Philipps-Universität einrichtete. Mit der Begründung eines volkskundlichen Instituts an der Marburger Universität 1960 gingen die Bestände des Archivs als eigene Abteilung in diesem Institut auf; Die Buchtitel sind im Online-Katalog der UB Marburg verzeichnet. 

Dennoch wird das vorliegende Bestandsverzeichnis bereitgestellt; es dient der Rekonstruktion der Bücherbestände im Zentralarchiv, aber auch aber auch zum Nachschlagen der in den transkribierten Quellen angegebenen Literatur. Mit dem Verzeichnis wird eine Reihe von Repertorien eröffnet, die dazu beitragen sollen, die Bestände des Zentralarchivs der Deutschen Volkserzählung zu erschließen, eine Übersicht über vorhandenes Archivgut auch den auswärtigen Benutzer:innen zu gewähren und die archivische Ordnung zu systematisieren. Studierenden soll das Verzeichnis die Entwicklung von Forschungsprojekten auf Basis historischer Quellen und Fachliteratur erleichtern. Die Einsicht ist in der Abteilung historischer Bestände in der Universitätsbibliothek zu erfragen. Frau Anneliese Witzei gilt der Dank für die Erstellung des Manuskripts, Frau Silke Göbel für die Unterstützung bei der Katalogisierungsarbeit. Franziska Peikert half bei der Digitalisierung der Bestandsverzeichnisse.

Hans Huber wurde 1923 im ungarischen Kecskemét geboren und gelangte über den Zwischenstopp Budapest 1937 schließlich nach Deutschland. In Gießen stationiert, lernte er seine spätere Ehefrau kennen, zog nach Wiesbaden und schließlich nach Schönstadt im Kreis Marburg-Biedenkopf, wo er 1993 verstarb.

Sein großes Interesse für Geschichte und sein von den historischen Ereignissen geprägtes Bedürfnis, „das Alte zu retten“ (Tochter Ingeborg Huber im Telefonat, 01.10.20) fand in seiner Sammlung von Kalendern und Heimatjahrbüchern wie auch in der Gründung des mittlerweile eingestellten Burgwald-Verlags im Jahr 1966 Ausdruck. Zusätzlich gab er das „Heimatjahrbuch Kreis Marburg-Biedenkopf" und den „Marburger Almanach“ heraus, in dem auch Mitarbeitende des damaligen Instituts für vergleichende Kulturforschung Beiträge veröffentlichten. Dies begründete einen regen Austausch zwischen Huber und dem Institut. Zahlreiche von ihm geschriebene Artikel zur Heimatgeschichte sind in der „Hessischen Bibliographie“ verzeichnet.

Die Kalendersammlung wurde in den 1990er Jahren in Kirchhain vom Arbeitskreis dörfliche Kultur ausgestellt. Heute befindet sie sich in der Universitätsbibliothek Marburg unter den Sondersammlungen. Hier können Sie das Bestandsverzeichnis einsehen. Mithilfe der Suchen-Funktion können Sie durch das Dokument navigieren. Anfragen zum Bestand können an Historische-Bestaende@ub.uni-marburg.de gerichtet werden, die Nutzung des Bestands im Sonderlesesaal der UB ist über Sonderlesesaal@ub.uni-marburg.de zu erbitten.