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DFG-Forschungsprojekt: ‚Not in my Parliament‘

Foto: Colourbox.de/#306308

Gewalt und Geschlecht im Deutschen Bundestag aus intersektionaler Perspektive

 Im politischen Feld wird Belästigung von Politikerinnen und Parlamentsmitarbeiter*innen zunehmend als Problem erkannt, wie die 2018 vom Präsidium der Parlamentarischen Versammlung des Europarats initiierte Kampagne #NotInMyParliament und ein Report für die UN-Vollversammlung zeigen. Bisher wurde dies aber nicht systematisch untersucht. Auch fehlen vergleichbare Studien zu männlichen Politikern.

Das Forschungsprojekt trägt anhand einer Analyse von Gewalt und Geschlecht im Deutschen Bundestag dazu bei, diese Forschungslücke zu schließen, vermeidet aber eine Vorfestlegung auf Frauen als Opfer und Männer als Täter. Vielmehr wird körperliche, sexuelle und psychische personale Gewalt gegen jedes Geschlecht analysiert. Denn einerseits hat Gewalt kein Geschlecht. In dem Projekt werden Verletzungsoffenheit und Verletzungsmacht als anthropologische Konstanten betrachtet. Andererseits sind das Verständnis und die Legitimität von Gewalt sozial, normativ und damit historisch-kulturell konstituiert und damit durch Bezug zu kulturellen Bedeutungen und Zuschreibungen von Männlichkeit und Weiblichkeit vergeschlechtlicht. Damit sind Verletzungsoffenheit und Verletzungsmacht entlang der hierarchischen Geschlechterordnung strukturell ungleich verteilt.

Übergreifendes Ziel des Projekts ist, Gewalt in politischen Institutionen systematisch mit einem quantitativen und qualitativen Methodenmix zu untersuchen und die demokratietheoretischen Implikationen zu reflektieren. Dies beinhaltet die Prävalenz von Gewalt gegen Bundestagsabgeordnete, ihren Mitarbeiter*innen, den Beschäftigten der Fraktionen und der Bundestagsverwaltung zu erheben. Dies umfasst auch, sozialstrukturelle oder politisch-inhaltliche Merkmale der Betroffenen und Schwerpunkte und Erscheinungsformen des Phänomens zu identifizieren, die Wahrnehmung und Reaktionen zu analysieren und Folgen für die politische Partizipation beziehungsweise auf demokratische Aushandlungsprozesse zu diskutieren.

Das Projekt umfasst drei Teiluntersuchungen:

  • Eine online-Befragung in der 20. Wahlperiode. Zielgruppen waren alle Abgeordneten, ihre Mitarbeiter*innen in Berlin und im Wahlkreis, die Beschäftigten der Fraktionen und Gruppen sowie die Beschäftigten der Bundestagsverwaltung.
  • Qualitative Interviews mit den genannten Zielgruppen
  • Eine plattformübergreifene Analyse des Ausmaßes von Inzivilität bis hin zu Gewalt in Kommentaren auf den Social Media-Accounts einer ausgewählten Gruppe von Abgeordneten. In Kooperation mit einem Lehrforschungsprojekt am Institut für Soziologie der Philipps-Universität Marburg.

Projektabschluss

Projektlaufzeit: 2023 – 2027
Projektförderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Kontakt:

Angebote für Master- und Bachelorarbeiten

Das Datenmaterial des Projekts „Not in my Parliament“ bietet einen wertvollen Fundus für Sonderauswertungen, die den Blick auf Gewalt und Geschlecht im Deutschen Bundestag erweitern können. Diese Auswertungen können im Rahmen von Qualifikationsarbeiten geleistet werden. Wir freuen uns daher über Interessenbekundungen.