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Forschungsprojekte

Doing DDI – Der Policy-Prozess zur Einrichtung des deutschen Dateninstituts

Das Forschungsprojekt "Doing DDI – Der Policy-Prozess zur Einrichtung des deutschen Dateninstituts" untersucht die Gründung und Entwicklung des deutschen Dateninstituts, das im Koalitionsvertrag von 2021 vorgesehen ist. Ziel des Instituts ist es, die Verfügbarkeit und Standardisierung von Daten zu fördern und Datentreuhändermodelle sowie Lizenzen zu etablieren. In einer sich rasch wandelnden Datenlandschaft analysiert das Projekt die politischen Prozesse, Entscheidungen und Strategien, die zur Entstehung des Instituts geführt haben. Ziel ist es, die Gründung des DDI im Kontext der aktuellen Datenökonomie und -governance zu begleiten und zu analysieren.
Im Fokus stehen dabei Fragen wie: Welche politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben zur Gründung des DDI beigetragen? Welche Akteure waren maßgeblich an den Entscheidungen beteiligt? Und wie ordnet sich das Dateninstitut in die Governance von Datenzugängen ein? Das Projekt verwendet einen integrierten Ansatz aus Dokumentenanalyse, Interviews mit Schlüsselakteuren und Netzwerkanalysen, um diese Prozesse umfassend zu verstehen.
Durch Kooperationen mit Partnern wie Polit-X und GermaParl/PolMine wird eine umfassende Datenbasis geschaffen. Geplant sind zudem eine interaktive Webseite zur Visualisierung der Data-Governance, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Workshops und Dialogformate mit etablierten Datentreuhändern.
Das Projektteam besteht aus Prof. Dr. Isabelle Borucki (Leitung), Marlon-Benedikt George und einem weiteren Mitarbeiter. Die Laufzeit ist von September 2024 bis August 2025, gefördert wird das Projekt vom ZEVEDI.

Not in my Parliament (NIMP)

Belästigung von Politikerinnen und Parlamentsmitarbeiter*innen wird zunehmend als Problem erkannt, wie die Kampagne #NotInMyParliament und ein UN-Report zeigen. Bisher fehlt jedoch eine systematische Untersuchung, insbesondere zu männlichen Politikern. Das Forschungsprojekt untersucht Gewalt und Geschlecht im Deutschen Bundestag ohne Vorfestlegung auf Geschlechterrollen. Körperliche, sexuelle und psychische Gewalt gegen alle Geschlechter wird analysiert, da Gewalt kein Geschlecht hat. Gewalt wird als anthropologische Konstante betrachtet, jedoch sind Verständnis und Legitimität von Gewalt historisch-kulturell geprägt und entlang der Geschlechterordnung ungleich verteilt. Ziel des Projekts ist die systematische Untersuchung von Gewalt in politischen Institutionen mit quantitativen und qualitativen Methoden. Es werden Prävalenz, Merkmale der Betroffenen, Erscheinungsformen, Wahrnehmung, Reaktionen und Folgen für politische Partizipation und demokratische Prozesse analysiert.

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Die Links-Rechts-Symbolik im Kontext der Bundestagswahl 2021

Die Links-Rechts-Symbolik ist seit Jahrzehnten in der Politik allgegenwärtig zur Kennzeichnung unterschiedlicher ideologischer Richtungen und ihnen verbundener politischer Akteure. Obwohl oft als überholt gekennzeichnet oder totgesagt, hält sie sich hartnäckig – sowohl in den Medien als auch bei Parteien und in der Bevölkerung. Dabei erfährt sie allerdings immer wieder Bedeutungswandel, der ihre Durabilität plausibilisiert. Auch als Forschungsthema hat sie bereits eine lange Tradition und wirft dabei alte Fragen, aber auch immer wieder neue Fragen auf.
Das eigenfinanzierte Forschungsprojekt widmet sich methodischen und inhaltlichen Fragen. Erstens soll eine Inhaltsanalyse von TV-Nachrichten als der in der Bundesrepublik meistgenutzten Quelle für politische Informationen herausarbeiten, in welchen Kontexten, Zusammenhängen und Bedeutungen die Links-Rechts-Symbolik benutzt wird und wie häufig, um einen zentralen Ausschnitt der „Angebotsseite“ zu erfassen. Zweitens wird im Rahmen einer quasi-experimentellen Online-Befragung unter der Wahlbevölkerung untersucht, welches Verständnis der Richtungsbegriffe verbreitet ist und inwieweit unterschiedliche verbale und optische Darstellungen sowie Kontextualisierungen der klassischen Links-Rechts-Skala Einflüsse auf das Antwortverhalten ausüben. Drittens wird auf Grundlage einer weiteren Online-Erhebung unter der wahlberechtigten Bevölkerung untersucht, wie die Befragten sich selbst und verschiedene Parteien sowie politische und gesellschaftliche Institutionen auf der Skala positionieren und welche Effekte daraus für Wahlpräferenzen resultieren.

Europäische und nationale Identifikation: Ursachen, Formen und Folgen für Solidarisierung und Entsolidarisierung (EUNIDES)

Die Europäische Union hat damit zu kämpfen, dass sich die Bevölkerungen ihrer Mitgliedsländer nur mäßig mit Europa und den europäischen Institutionen identifizieren. Während man früher von einem permissiven Konsens gegenüber der europäischen Integration sprechen konnte, hat sich seit der Osterweiterung und mehreren Krisen (Finanzkrise, Bankenskandale, Flüchtlingsbewegungen) zunehmende Skepsis gegenüber der EU ausgebreitet. Nationale Interessen sind erneut in den Vordergrund gerückt, rechtspopulistische und europafeindliche Parteien sind erfolgreicher geworden und staatliche Entsolidarisierung gegenüber der EU sowie anderen Mitgliedsstaaten hat sich ausgebreitet. Diese Prozesse können den Zusammenhalt in Europa zunehmend gefährden. Das Projekt widmet sich Fragen nach (a) der Entwicklung von Identifikationen mit der Nation und der EU/Europa sowie (b) den Formen solcher Identifikationen (ethnisch, kulturell, zivilpolitisch und ökonomisch) und (c) ihren Ursachen sowie (d) ihren Folgen für europäische Solidarität.

Kooperationspartner:
Prof. Dr. Christopher Cohrs (FB04 Psychologie: Arbeitseinheit Sozialpsychologie)
Prof. Dr. Martin Schröder (FB03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie: Institut für Soziologie)
Prof. Dr. Bettina Westle (FB03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie: Institut für Politikwissenschaft)
Mitarbeiter: Dr. Linus Peitz, Isabell Müller, Katrin Grimm, Philipp König

Es handelt sich um ein vom BmBF für die Jahre 2021 bis 2023 gefördertes Projekt im Bereich der Grundlagenforschung im Rahmen der Förderung von Projekten zum Thema „Zusammenhalt in Europa".

Rente – Unwissend in die Krise? Wissen als Determinante der Akzeptanz des Alterssicherungssystems

Im Anschluss an die umfassenden Reformen zum Alterssicherungssystem in den vergangenen Dekaden zeigten sich in Politik und Medien anhaltende Bedenken, ob in der Bevölkerung für die gewählten Reorganisationen ausreichend Akzeptanz vorhanden ist. So wurden die tiefen Einschnitte im Leistungsniveau der sozialen Sicherung durch kognitiv anspruchsvolle Notwendigkeitsargumente und mit Hilfe einer neuen Gerechtigkeitsnorm vor der Bevölkerung gerechtfertigt. Entsprechend stellt sich die Frage, inwieweit die kognitiven Voraussetzungen (Hintergrundkenntnisse und das Verständnis dieser Argumente) in der Bevölkerung gegeben sind und ob sie tatsächlich hinreichend zur Akzeptanz des reformierten Alterssicherungssystems beitragen. Die bisherigen Forschungsbeiträge sind primär explorativ und angesichts überwiegend qualitativer und experimenteller Studien nicht verallgemeinerbar.
Das Forschungsvorhaben unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Bettina Westle, gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung, untersucht inwieweit Akzeptanz des reformierten Alterssicherungssystems in der Bevölkerung vorhanden ist und wo Lücken und Probleme bestehen. Als zentrale Determinanten der Haltung zum neuen Alterssicherungssystem werden (a) Kenntnisse über den demografischen Wandel und über die Funktionsweise der gesetzlichen Rentenversicherung sowie Orientierung an Heuristiken, (b) normative Gerechtigkeitsvorstellungen und Gerechtigkeitswahrnehmungen berücksichtigt, sowie (c) Eigeninteressen und ferner (d) Generationsbeziehungen.

Projektlaufzeit: 2020 bis 2023
Mitarbeiter: Daniel Moosdorf M.A.
Studentische Hilfskraft: Yannick Diehl

"KRisE der GeschlechterVERhältnisSE? Anti-Feminismus als Krisenphänomen mit gesellschaftsspaltendem Potenzial" (REVERSE)

Angesichts des Wandels der Geschlechterverhältnisse formiert sich in Deutschland ein breites Spektrum gegen staatliche Gleichstellungspolitiken, Genderforschung und die weitere Liberalisierung der Geschlechterverhältnisse. Der Diskurs über den sogenannten ‚Gender-Wahn’ wird zum Teil sehr polemisch geführt.
Unter Leitung von Leitung von Prof. Dr. Annette Henninger untersucht das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte interdisziplinäre Forschungsvorhaben REVERSE die anti-feministische Diskursproduktion sowie deren Akteurs- und Adressat*innen-Gruppen. Fünf Fallstudien erlauben die vertiefende Betrachtung unterschiedlicher Diskursfelder, deren Querverbindungen ebenfalls in den Blick genommen werden.

Projektlaufzeit: 01.10.2017-31.01.2020
Mitarbeit: Prof. Ursula Birsl, Ferdinand Backöfer, Dr. Denise Bergold-Caldwell, Christopher Fritzsche, Dr. Barbara Grubner, Dr. Helga Krüger-Kirn, Prof. Susanne Maurer, Dr. Marion Näser-Lather, Leyla Tichy

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