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Forschungscluster

Wie reproduzieren sich soziale und politische Macht- und Herrschaftsverhältnisse? Wie kann der immer stärkere Bezug auf die eigene Gruppe, Ethnie, Religionsgemeinschaft oder Nation mit einer Demokratisierung der Demokratie und einer friedlichen internationalen Zusammenarbeit vereinbart werden? Inwiefern tragen aktuelle Krisen zum Erstarken von anti-demokratischen Akteur*innen und Bewegungen bei?

Am Marburger Institut für Politikwissenschaft untersuchen wir diese Fragen in Forschung und Lehre in drei Clustern: Transformation und Demokratie, Cluster Globale Ordnungen, Globale Differenzen, Macht und Herrschaft.

Cluster Transformation und Demokratie 

Das Forschungscluster “Transformation und Demokratie” verstehen wir  Demokratie als unabgeschlossenen Prozess. Demokratie als Lebensform sowie Organisationsform politischer Herrschaft unterliegt einem ständigen Wandel, der zu fortschreitender Demokratisierung von Gesellschaften ebenso führen kann aber auch zu Erosions- und Deformationsprozessen, die in eine autoritäre Transformation münden können - auch in Demokratien, die bislang als stabil gelten. Wie verändern Prozesse der Globalisierung politische Konflikte in modernen Demokratien? Welche Folgen hat die zunehmende politische Unzufriedenheit der Wähler*innen für demokratische Entscheidungsprozesse? Inwiefern tragen die vielfältigen Krisen zum Erstarken von anti-demokratischen Akteur*innen und Bewegungen bei? Welche Rolle spielen soziale Medien bei der Verbreitung von Desinformation und Hassreden? Aber auch: Welche progressiven Ideen von Demokratie entstehen neu?

Das Forschungscluster “Transformation und Demokratie” untersucht diese Fragestellungen zum einen aus empirisch-analytischer Sicht. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung und Anwendung von Theorien des politischen Verhaltens, der politischen Kommunikation und des Parteienwettbewerbs. Mithilfe moderner computerbasierter Forschungsmethoden gewinnen wir wertvolle empirische Erkenntnisse, die dazu beitragen können, die gegenwärtigen Herausforderungen moderner Demokratien besser zu verstehen. 

Zum anderen untersuchen wir “Transformation und Demokratie” aus demokratietheoretischer und feministisch-kritischer Sicht. Dabei fokussieren wir auf Einstellungen und weltanschauliche Gegenbewegungen zur Demokratie, wie Rechtsextremismus, Rassismus, Antifeminismen und Antisemitismus. Aber es geht auch um Projekte zur Erweiterung von politischer Partizipation und Repräsentation sowie um die Frage, wie wir künftig gut zusammen leben wollen.

In diesem Cluster forschen: 
Ursula Birsl, Isabelle Borucki, Annette Henninger, Aribert Heyder, Funda Hülagü, Victoria Palchikova, Philipp Polta, Julia Schulte-Cloos, Matti Traußneck, Stine Ziegler, Mareike Trawnik

Aktuelle Projekte in diesem Cluster:

●        Digitale Linkage - how to regain citizens for democracy 

●      Outgroup hostility and affective polarization in everyday social and political life

●        Attitudes, stereotypes and social prejudice (Group-Focused Enmity, anti-Semitism)

●      Representation and political participation in diverse and digital societies

●        Organized Anti-Feminism and Authoritarianism in the Middle East: The Case of Turkey 

Cluster Globale Ordnungen, Globale Differenzen 

Wie hängen die zunehmenden internationalen Rivalitäten beispielsweise um den Krieg in der Ukraine, der Großmächtekonflikt zwischen China und den USA, die zunehmende Herausforderung der westlich dominierten Weltordnung durch Schwellenmächte mit wachsenden innergesellschaftlichen Auseinandersetzungen und Spaltungen zusammen? Was verbindet  die Zunahme identitätsbasierter Konflikte mit globalen Ungleichheiten und existenziellen Bedrohungen wie der Klimakrise? In der politischen Praxis, aber auch in den Medien und insbesondere sozialen Netzwerken, werden Differenzen und scheinbar unüberbrückbare Spaltungen (in Themen wie Migration, Pandemie, Ungleichheit, Anti-Gender’- Mobilisierungen etc.) konstruiert, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt in vielen Ländern und die internationale Zusammenarbeit über die Grenzen hinaus zunehmend erschweren. Der Forschungscluster analysiert Ordnungs- und Differenzkonstruktionen sowie deren empirische Basis und ihre nationalen und internationalen Auswirkungen.

In diesem Cluster forschen: 
Susanne Buckley-Zistel, Clara Fechtner, Hubert Zimmermann, Rachid Ouaissa, Alexander Lohse, Dunya Elemenler, Julius Dihstelhoff

Aktuelle Projekte in diesem Cluster: 

●        The Justification of Military Interventions

●        Burden-Sharing in Europe and Asia

●        Kompetenznetzwerk "Postcolonial Hierarchies in Peace & Conflict“

●        Menschenrechtsdiskurse in der Migrationsgesellschaft (MeDiMi) 

●        TraCe Regionales Forschungszentrum „Transformations of Political Violence“

●        Status-seeking strategies of a rising regional power: The foreign policy of the UAE since 2011

●        Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb (MECAM): “Imagining Futures -Dealing with Disparity” 

●        Rohstoffextraktivismus in Lateinamerika und dem Maghreb. BMBF geförderter Forschungsverbund.

Cluster Macht und Herrschaft 

Wie reproduzieren sich Macht- und Herrschaftsstrukturen? In welchem Zusammenhang stehen kapitalistische Produktionsweise, patriarchale und rassistische Macht- und Herrschaftsverhältnisse und soziale Ungleichheit mit der Demokratie? Wie lassen sich diese Formen von Herrschaft und Ungleichheit überwinden? Wessen Interessen, soziale Positionen und Ideen werden in Demokratien repräsentiert und bei der Verteilung von Gütern berücksichtigt? 

Diese Fragen untersuchen wir in drei Dimensionen: 

Im Anschluss an Marx’ Kritik der Politischen Ökonomie wird gefragt, ob die Forderung nach einer “marktkonformen Demokratie” (Angela Merkel) angemessen ist, wie rassistische oder patriarchale Herrschaftsverhältnisse mit Kapitalismus zusammenhängen.

In der empirisch-analytischen Forschung fokussieren wir auf die ungleiche Berücksichtigung materieller und ideeller Interessen verschiedener sozialer Klassen. Wir schauen auf die fortbestehende Marginalisierung und Diskriminierung von Frauen und LGBTIQ+ sowie auf Rassismus. Dabei interessiert uns, wie sich diese Ungleichheiten und institutionellen Hürden auf die Reproduktion von Macht und Herrschaft auswirken. 

Wie kann (schulische) politische Bildung mit bildungsbezogener Migrations- und Ungleichheitsforschung verknüpft werden und wie kann sie mit Bezug auf gesellschaftliche und politische Teilhabe und Demokratiebildung diskutiert werden?   

In diesem Cluster forschen: 
Letícia Barbabela, Dorothee Beck, Susann Gessner, Annette Henninger, John Kannankulam, Philipp Klingler, Maria Schneider, Nils Strecker, Eva Wegner, Sarah Best

Aktuelle Projekte in diesem Cluster:

●        „Not in my Parliament“. Gewalt und Geschlecht im Deutschen Bundestag aus intersektionaler Perspektive 

●        Interdisziplinäres Forschungsnetzwerk „Geschlecht • Macht • Staat (GMS) 

  •      “Geschlecht . Macht. Staat - Ko-Konstruktionen, Transformationen und Medialisierungen seit 1500”

●        Unequal Democracy in Brazil and South Africa 

●        Politicians, Policies, and the Reproduction of Wealth (POWER)

●        Europäische Migrationspolitik seit dem Ukraine-Krieg: Im Spannungsverhältnis zwischen Liberalisierung und Restriktion.

●        Politics of Gender als Thema der historisch-politischen Bildung. Eine Untersuchung der Deutungsmuster von Jugendlichen und Lehrenden zu Diskursen um Emanzipation, (Anti-)Feminismus, Geschlecht und Identität 

●        Evaluation des Projekts “o[s]tklick: Postmigrantische Gesellschaft gestalten” 

●        Starke Lehrer -  starke Schüler (Hessen)