Hauptinhalt

Projekt: Religion und Gender 

 Die Forschungsgruppe beschäftigt sich mit den – ebenso  konfliktreichen wie kreativen – Zwischenräumen im  Zusammenleben multireligiöser Gesellschaften, und zwar unter dem Fokus von Religion und Geschlecht. Unweigerlich entstehen Konkurrenzen, Konflikte und Kollisionen beim Aufeinandertreffen unterschiedlicher normativer Ordnungen. Immer wieder muss das soziale Miteinander neu verhandelt werden. Divergente Vorstellungen bezüglich der Geschlechterordnungen erzeugen dabei ebenso Spannungen wie religiöse Orientierungen; denn beide prägen wesentlich Haltungen gegenüber sozialer Integration. Fundamentalisierung wie Flexibilisierung geschlechtsspezifischer Rollenvorgaben und Handlungsnormen werden oft religiös begründet.
Neben offiziellen, institutionalisierten Foren zur Bearbeitung von Konflikten in diesem Spannungsfeld sind Erfahrungen und Aushandlungsprozesse in der sozialen Alltagspraxis von ebenso großer Bedeutung. Die Forschungsgruppe nimmt historische  und gegenwärtige Probleme in den Blick:

  • In historischer Perspektive soll untersucht werden, in welcher Weise Geschlechterdiskurse Aushandlungsprozesse verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen spiegeln und wie die Kategorie „Geschlecht“ in religiöser Werbung oder Diffamierung eingesetzt werden. Zugleich soll Präsenz und Repräsentanz der Geschlechter in multireligiösen Räumen untersucht werden.
  • Für die Gegenwart ist Gegenstand der Untersuchung beispielsweise die Frage, wie mit unterschiedlichen religiösen Tradierungen innerhalb einer Familie umgegangen wird bzw. welche Aufgaben Männern und Frauen etwa in der Familie, in der Religionsgemeinschaft, in der Nachbarschaft  zukommen.
  • Weil sich die angesprochenen Konfliktlagen insbesondere in „Grenzgängen“ zeigen, konzentriert sich die Forschungsgruppe auf Konversionen, auf Interaktionen zwischen Menschen mit unterschiedlicher Religiosität, auf Beispiele  fluider, von verschiedenen religiösen Traditionen geprägter Religion usw. Eine zentrale Frage des Projekts ist es, inwieweit solche gelebten Alltagspraxen und Grenzgänge zur Erweiterung von Handlungsspielräumen führen oder aber Distinktionen verschärfen und Fundamentalisierungen zur Folge haben.

Forschungsgruppe:

  • Prof. Dr. Bärbel Beinhauer-Köhler (Fb 05, Religionsgeschichte, Marburg)
  • Prof. Dr. Edith Franke (Fb 03, Religionswissenschaft Marburg)
  • Prof. Dr. Christl Maier (Fb 05, Altes Testament, Marburg)
  • Prof. Dr. Angela Standhartinger (Fb 05, Neues Testament, Marburg)
  • Prof. Dr. Ulrike Wagner-Rau (Fb 05, Praktische Theologie, Marburg
     

Kontakt
Prof. Dr. Edith Franke

  • Forschungsaktivitäten

    2014: Internationale Tagung  "Religiöse Grenzgänge und Geschlecht"  19.-21- Juni 2014 in Marburg

    2012: Interreligiosität und Gender. Präsenz und Repräsentation, gefördert durch das HMWK, setzte sich als erstes Ziel die Erarbeitung eines Begriffs von „Interreligiosität“ als sozialem und gender-kulturell konnotiertem Raum. Zur Vernetzung der Marburger Arbeitskontexte über die Forscherinnengruppe hinaus sowie unter Einbindung des Nachwuchses, fand am 07.12.2012 die universitätsinterne Arbeitstagung „Interreligiosität – ein nützlicher Begriff im Kontext der Geschlechterforschung?“ statt. Im Zentrum standen Reflexionen zum Religionsbegriff in Diskursen um Synkretismus, Hybridität, Kreolisierung und Dritten Raum.

    2011: Internationale Tagung vom 30.6.-2.7.2011 in Rauischholzhausen

    2009 - 2010: Geschlechtermetaphorik und Familienrealitäten im frühen Christentum und frühen Islam: Konstruktionen, Dekonstruktionen und
    Hermeneutik (2009-2010, HMWK-Fokus GeschlechterdifferenzenEherealitäten und ihre religiöse Begründung in paganen, rabbinischen und islamischen Texten der Antike im Vergleich mit dem Frühchristentum 30. September – 1. Oktober 2010
    Von der Entstehung der Geschlechter: Geschlechterverhältnisse in antiken, jüdischen, christlichen, gnostischen und islamischen Schöpfungsmythen und –geschichten  05.-06. März 2010
    Das dritte Geschlecht – Versuchung, Verdrängung oder (Zu)Flucht? Oder: Das Neutrum – Zum Für und Wider der Geschlechterdifferenzen 02.-03. Oktober 2009
    „Ein Geschlecht oder viele?“ Zum Diskurs zwischen Thomas Laqueur und dem italienischen Differenzansatz in der biblischen Wissenschaft 05.-06. März 2009

  • Qualifikationsarbeiten

    Abgeschlossene Qualifikationsarbeiten

    2015: Aliyah El Mansy: Exogame Ehen. Die paulinische Position in ihren traditionsgeschichtlichen Kontexten; betreut durch Angela Standhartinger

    Laufende Qualifikationsarbeiten

    Verena Maske: Islamisch - hip - integriert. Zur Funktion religiöser Vergemeinschaftung für die Identitätsbildung junger Musliminnen der Muslimischen Jugend in Deutschland e.V. (MJD); betreut durch Edith Franke

  • Publikationen 

    Thematisch wichtige Publikationen der Projektleiterinnen:

    Bärbel Beinhauer-Köhler, Genderimplikationen im Gottesbild der Bahā’ī, in: Christoph Elsas/Edith Franke/Angela Standhartinger (Hg.), Geschlechtergerechtigkeit: Herausforderung der Religionen. VII. Internationales Rudolf-Otto-Symposium, Marburg, Berlin 2014, 269-280.
    Bärbel Beinhauer-Köhler, „Untreue“ im entstehenden Islam. Eine koranische Norm der Paarbeziehung im Wechselspiel mit der neuen Religion, in: Ute E. Eisen/Christine Gerber/Angela Standhartinger (Hg.), Doing Gender – Doing Religion. Fallstudien zur Intersektionalität im frühen Judentum, Christentum und Islam, WUNT 302, Tübingen 2013, 179-192.
    Bärbel Beinhauer-Köhler, Scheidung per SMS? Kritik der malaischen 'Sisters in Islam' an Institutionen des Familienrechts der Scharia, in: Manfred Hutter (Hg.), Religionsinterne Kritik und religiöser Pluralismus im gegenwärtigen Südostasien, Frankfurt 2007, S. 161-173.
    Bärbel Beinhauer-Köhler, Die Engelsturzmotive des Umm al-Kitab. Untersuchungen zur Trägerschaft eines synkretistischen Werks der häretischen Schia, in:
    Christoph Auffarth, Loren Stuckenbruck (Hg.), Falls of the Angels (Studies in Biblical Narrative 6), Leiden u.a. 2004, S. 161-175.
    Bärbel Beinhauer-Köhler, Fatima bint Muhammad. Metamorphosen einer frühislamischen Frauengestalt, Wiesbaden 2002.
    Bärbel Köhler, Die Frauen in al-Waqidis Kitab al-Magazi, in: ZDMG 147 (1997), S. 303-353.
    Edith Franke/Angela Standhartinger, Geschlechtergerechtigkeit – ein nützlicher Begriff im Diskurs über und mit Religionen?, in: Christoph Elsas/Edith Franke/Angela Standhartinger (Hg.), Geschlechtergerechtigkeit: Herausforderung der Religionen. VII. Internationales Rudolf-Otto-Symposium, Marburg, Berlin 2014, 9-28.
    Edit Franke, Die Göttin neben dem Kreuz. Zur Entwicklung und Bedeutung weiblicher Gottesvorstellungen bei kirchlich-christlich und feministisch geprägten Frauen. Diagonal-Verlag: Marburg 2002.
    Edit Franke, Objektive Zahlen versus subjektive Eindrücke? Erfahrungen mit quantitativen und qualitativen Vorgehensweisen bei der Untersuchung veränderter religiöser Vorstellungen von Frauen. In: Frauen Leben Religion. Ein Handbuch empirischer Forschungsmethoden. Hg. von Edit Franke, Gisela Matthiae und Regina Sommer. Kohlhammer: Stuttgart, Berlin, Köln 2002, 137-158.
    Edit Franke, Feminist Orientationas an Integral Part of Religious Studies. In: REVER, Revista de Estudos da Religiao, No. 2. April 2001, 1-8. URL:www.pucsp.br/-cos-puc/rever.
    Edit Franke, Die Göttin als zentraler Bezugspunkt feministischer Religiösität. In: Religion und Gesclechterverhältnis. Hg. von Ingrid Lukatis, Regina Sommer und ChristofWolf. Leske und Budrich: Opladen 2000, 131-138.
    Christl M. Maier, Der Diskurs um interkulturelle Ehen in Jehud als antikes Beispiel von Intersektionalität, in: Ute E. Eisen/Christine Gerber/Angela Standhartinger (Hg.), Doing Gender – Doing Religion. Fallstudien zur Intersektionalität im frühen Judentum, Christentum und Islam, WUNT 302, Tübingen 2013, 129-153.
    Christl M. Maier, Gute und schlechte Frauen in Proverbien und ljob: Die Entstehung kultureller Stereotype, in: Christl M. Maier/Nuria Calduch-Benages (Hg.), Die Schriften und spätere Weisheitsbücher, Die Bibel und die Frauen 1.3:Stuttgart 2013, 75-90.
    Christl M. Maier, Körper und Geschlecht im Alten Testament. Überlegungen zur Geschlechterdifferenz, in: Angelika Berlejung/Jan Dietrich/Joachim F. Quack (Hg.), Menschenbilder und Körperkonzepte im Alten Israel, in Ägypten und im Alten Orient, ORA 9, Tübingen 2012, 183 - 207.
    Christl M. Maier, Geschlechterverhältnisse in der Bibel - Stationen einer emanzipatorischen Relecture, in: CarmenBirkle u.a. (Hg.), Emanzipation und feministische Politiken: Verwicklungen - Verwerfungen - Verwandlungen, Sulzbach 2012, 188 - 203.
    Christl M. Maier, Die ‘fremde Frau’ in Proverbien 1-9. Eine exegetische und sozialgeschichtliche Studie, OBO 144, Freiburg (Schweiz)/Göttingen 1995.
    Angela Standhartinger/Edith Franke, Geschlechtergerechtigkeit – ein nützlicher Begriff im Diskurs über und mit Religionen?, in: Christoph Elsas/Edith Franke/Angela Standhartinger (Hg.), Geschlechtergerechtigkeit: Herausforderung der Religionen. VII. Internationales Rudolf-Otto-Symposium, Marburg, Berlin 2014, 9-28.
    Angela Standhartinger u.a., Doing Gender – Doing Religion. Zur Frage nach der Intersektionalität in den Bibelwissenschaften. Eine Einleitung, in: Ute E. Eisen/Christine Gerber/Angela Standhartinger (Hg.), Doing Gender – Doing Religion. Fallstudien zur Intersektionalität im frühen Judentum, Christentum und Islam, WUNT 302, Tübingen 2013, 1-33.
    Angela Standhartinger, „Nicht wenige der vornehmen griechischen Frauen" (Apg 17,12). Aspekte zum Religionswechsel von Frauen im Spiegel der jüdischen und christlichen Adaptionen des antiken Liebesromans in Joseph und Aseneth und den Theklaakten, in: Bernhard Heininger (Hg.), Ehrenmord und Emanzipation. Die Geschlechterfrage in Ritualen von Parallelgesellschaften (Geschlecht-Symbol-Religion 6), Berlin 2009, 145-169.
    Ulrike Wagner-Rau, Zeit mit Toten. Eine Orientierungshilfe, Gütersloh 2015 (hrsg.im Auftrag der Liturgischen Konferenz).
    Ulrike Wagner-Rau, Kalualien und Öffentlichkeit, in: PTh- 104 (2015), 77-90.
    Geschlechterverhältnisse und Pfarrberuf im Wandel. Irritationen,Analysen und Forschungsperspektiven, Stuttgart 2013 (hrsg. gem. mit Simone Mantel und Regina Sommer).
    Ulrike Wagner-Rau, Ein Ort der Auseinandersetzung über Gott und die Welt.Kasualpraxis in den Transformationen der Frömmigkeit, in: Andreas Kubik (Hg.), Protestantismus - Aufklärung - Frömmigkeit. Historische, systematische und praktisch-theologische Zugänge, Göttingen 2011.
    Ulrike Wagner-Rau, Segensraum. Kasualpraxis in der modernen Gesellschaft, Stuttgart 2000, erweiterte und grundlegend überarbeitete 2. Auflage 2008.