11.08.2025 Engagierte Religionsgeschichte - Prof. Dr. Christoph Elsas zum 80. Geburtstag: Am 1. August 2025 wurde Christoph Elsas 80 Jahre alt – ein guter Grund, seine akademische Vita und sein reiches wissenschaftliches Oevre erneut in den Blick zu rücken.

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Engagierte Religionsgeschichte

Prof. Dr. Christoph Elsas zum 80. Geburtstag

Vor 15 Jahren wurde Prof. Dr. Christoph Elsas nach fast-20-jähriger Tätigkeit als Professor für Religionsgeschichte am Fachbereich Evangelische Theologie in Marburg emeritiert. Am 1. August 2025 wurde Christoph Elsas 80 Jahre alt – ein guter Grund, seine akademische Vita und sein reiches wissenschaftliches Oevre erneut in den Blick zu rücken.
Christoph Elsas studierte von 1964-1971 mit einem aus heutiger Sicht „klassisch“ religionshistorischen Zuschnitt Theologie. D.h. neben der Theologie interessierten ihn Felder wie die Semitistik und Islamwissenschaft, wodurch er eine besondere historisch-philologische Expertise entwickelte. Seine Studienorte Marburg, Göttingen und Berlin prädestinierten ihn dafür. Wie damals möglich schloss er 1971 mit einer Promotion ab, und zwar bei Carsten Colpe in Göttingen im Fach Religionsgeschichte und zum Thema Neuplatonische und gnostische Weltablehnung in der Schule Plotins, veröffentlicht 1975(=2015) in der De-Gruyter-Reihe Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten 34.
Colpe leitete damals in Göttingen den DFG-geförderten Sonderforschungsbereich „Orientalismus“, wo Christoph Elsas von 1971-1976 als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. Er folgte Colpe 1976 nach Berlin an die Freie Universität. Dort habilitierte sich Elsas als Hochschulassistent 1982 im Fach Allgemeine Religionswissenschaft, und zwar zu einem damals sehr aktuellen Thema Einflüsse der islamischen Religion auf die Integrationsfähigkeit der ausländischen Arbeitnehmer und ihrer Familienangehörigen. Damit war Elsas ein Vorreiter einer Religionswissenschaft empirischen und anwendungsbezogenen Profils. Dies entwickelte er weiter in seiner Zeit als Vikar um 1978 sowie Ende der 1980er Jahre als Pfarrer der Evangelischen Kirche in Berlin-West. Seine Ausgewiesenheit in Fragen der Integration manifestierte sich in zahlreichen Publikationen wie u.a. Ausländerarbeit (Kohlhammer 1982). In Jahrzehnten wissenschaftlicher Arbeit widmet sich Elsas immer wieder der Erforschung spätantiker Religionen mit einem Augenmerk u.a. auf das Thema Mystik, nicht zuletzt in zeitgenössischer Rezeption spätantiker Muster (siehe exemplarisch Mystik in der Globalisierung, Berlin 2017), was ein generelles Interesse an kultureller Verflechtung, besonders von Juden, Christen und Muslimen spiegelt. Hier setzte Elsas Impulse für eine wachsende Aufmerksamkeit für die plurale Religionsgeschichte Europas, siehe die gleichnamige Publikation Darmstadt 2002. Ihn beschäftigen immer wieder existenzielle Fragen wie das Lebensende. So organisierte Christoph Elsas eine Reihe von Tagungen und entsprechende Sammelbände der Reihe Sterben, Tod und Trauer in den Religionen und Kulturen der Welt, erschienen zwischen 2007 und 2021. Der letzte jüngst erschienene Band Dialog zu Tod und Gerechtigkeit zwischen Afrika und Europa demonstriert erneut eine globale Perspektive sowie ein intrinsisches dialogisches und ökumenisches Engagement. Zudem erzielte er besondere Aufmerksamkeit durch eine ganze Reihe zwischen 1993 und 2011, in großen Teilen zusammen mit seinem Kollegen in der Systematischen Theologie Hans-Martin Barth in Marburg durchgeführte und die DFG-finanzierte Rudolf-Otto-Symposien zu religionsvergleichenden Themenfeldern. Etische und emische Perspektiven mündeten in 7 Bänden, erschienen zwischen 1994-2014. Als letzter Band war dies Geschlechtergerechtigkeit in den Religionen, gemeinsame herausgegeben mit Angela Standhartinger und Edith Franke.

Mit hohem sozialen Bewußtsein erkennt Elsas früh die Genderthematik, u.a. anknüpfend an Friedrich Heiler. Am 1. August 1945 wurde Christoph Elsas in Remscheid geboren und feiert 2025 seinen 80. Geburtstag. Er gehört zu der in der Nachkriegszeit aufgewachsenen Generation, die profundes historisches Wissen, soziales Engagement und Haltung in die Wissenschaft einbringt und Theologie und Religionswissenschaft bewusst mit einem humanistischen Blick auf die Menschen anderer Kulturen verbindet. Im Frühjahr 2024 wurde Christoph Elsas in die European Academy of Sciences and Arts in Salzburg aufgenommen. Das Fachgebiet Religionsgeschichte und der Fachbereich Ev. Theologie gratulieren sehr herzlich zum 80. Geburtstag und danken für wertvolle Impulse.

Bärbel Beinhauer-Köhler, zum 1. August 2025

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