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"Akquisitionsstrategien deutscher Automobilunternehmen in den 1950er- und 1960er-Jahren"

Großunternehmen, speziell Unternehmen des Konsumgütersektors, erreichten ihre heutige Größe vielfach durch externe Wachstumsstrategien, insbesondere durch die Akquisition anderer Unternehmen. Umso erstaunlicher ist es, dass die Geschichtswissenschaft die systematische Untersuchung von Ursachen und Folgen von Unternehmensakquisitionen bislang fast vollständig vernachlässigt hat. Das Projekt „Akquisitionsstrategien deutscher Konsumgüterkonzerne von der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre unter besonderer Berücksichtigung der Markenstrategie“, das aus zwei Teilprojekten besteht, hat es sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag dazu zu leisten, die vorhandene Forschungslücke zu schließen.

Das hier vorgestellte Dissertationsvorhaben ist Teilprojekt I des Projektes. Im Rahmen des Projektes wird eine umfassende systematische Analyse der Akquisitionsstrategien deutscher Automobilunternehmen in den 1950er- und 1960er-Jahren unter besonderer Berücksichtigung der Markenstrategie angestrebt. Analysiert werden sollen die Übernahmen der Auto Union GmbH durch die Daimler-Benz AG (1958), der anschließende Verkauf der Auto Union GmbH an die Volkswagenwerk AG (1965), die Übernahme der Hans Glas GmbH durch die Bayerische Motorenwerke AG (1966) sowie der NSU Motorenwerke AG durch die Volkswagenwerk AG (1969). Darüber hinaus werden ausgewählte unternehmensintern diskutierte, aber nicht zustande gekommene Akquisitionen zur vergleichenden Analyse herangezogen.

So fragt das Projekt insbesondere nach den Gründen und Abläufen der einzelnen Akquisitionen, um daraus etwaige Marken- und Akquisitionsstrategien ausmachen zu können. Trotz der enormen Bedeutung von Großkonzernen für das deutsche und auch das internationale Wirtschaftsgeschehen, die ihr Volumen oftmals durch externes Wachstum mittels Unternehmenszukauf erreichten, wurde der Untersuchung der Geschichte und Ursachen von Akquisitionen in der Geschichtswissenschaft bislang kaum Beachtung geschenkt. Neben der Bearbeitung der unternehmenshistorischen Forschungslücken wird mit dem Projekt zudem eine branchenhistorische Forschungslücke bearbeitet. Schließlich war im Untersuchungszeitraum die größte Konzentrationswelle innerhalb der deutschen Nachkriegs-Automobilindustrie zu beobachten, in der Unternehmen wie beispielsweise die Borgward-Gruppe aus dem Markt ausschieden und ehemals unabhängige Firmen Töchter größerer Automobilunternehmen wurden, wie beispielsweise NSU von VW und Glas von BMW.

Das Projekt versteht sich in erster Linie als theoriegeleitete qualitative Analyse der Akquisitionsstrategien deutscher Automobilunternehmen gegen Ende der landläufig als Wirtschaftswunder bezeichneten Nachkriegszeit bis zur ersten Rezession der 1960er-Jahre. Dabei werden neben dem dürftigen geschichtswissenschaftlichen Forschungsstand vor allem jüngere Aufsätze der Betriebswirtschaftslehre, insbesondere der Marketingwissenschaft sowie der Institutionenökonomik, berücksichtigt. Diese qualitative Untersuchung stützt sich vor allem auf archivalische Quellen aus den Unternehmensarchiven der an den Akquisitionen beteiligten Automobilunternehmen.