Hauptinhalt

Vortrag von Prof. Dr. Hendrik Ziegler: "Verehrt und verachtet. Die osmanischen Grabwächter am Epitaph von Josias von Waldeck"

Veranstaltungsdaten

03. November 2023 16:30 – 03. November 2023 18:00
Termin herunterladen (.ics)

Hessisches Staatsarchiv Marburg, Landgrafensaal, Friedrichsplatz 15, 35037 Marburg

Öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. Hendrik Ziegler im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Hessischen Kommission
"Verehrt und verachtet. Die osmanischen Grabwächter am Epitaph von Josias von Waldeck"

Candia auf Kreta. Anfang Juli 1669. Beständiger türkischer Beschuss. Ein Granatensplitter verwundet den erst 33-jährigen Josias von Waldeck so schwer, dass er nach langer Agonie am 29. des Monats seinen Verletzungen erliegt. Kurz darauf, am 25. August geht eine der längsten Belagerungen der jüngeren Geschichte zu Ende. Seit 1648 hatte das Osmanische Reich die von der Republik Venedig als vitalen strategischen Vorposten im östlichen Mittelmeer gehaltene Insel angegriffen. Kaum eine Adelsfamilie aus Lateineuropa, die nicht einen Sprössling dorthin entsandte, um bei diesem längst sinnlos gewordenen Kampf um die zuletzt noch gehaltene Festung Candia (die heutige Hauptstadt Iraklio im Norden der Insel) zu brillieren. So auch Josias von Waldeck als Generalmajor braunschweigisch-lüneburgischer Hilfstruppen. Er bezahlt mit seinem Leben.

Die Witwe Wilhelmine Christine von Nassau-Siegen setzt ihm ein Denkmal – ein großartiges, auftrumpfendes – in der Marienkirche daheim in Bad Wildungen. 1674 wird das monumentale Epitaph fertig, ein Frühwerk von Heinrich Papen. In der Ausstattung geht es weit über die Prunkgräber für die großen Kriegshelden des niederländischen Unabhängigkeitskrieges hinaus, gleicht sich mit seinen vier lebensgroßen, vollplastischen Grabwächtern vor gedrehten Säulen – darunter ein Osmane und ein Ungar – eher einem Altar der katholischen Gegenreformation an. Logistisch und finanziell steht Georg Friedrich von Waldeck dahinter, der mächtige Onkel von Josias, der das brandenburgische Kriegswesen reformiert.

Der Vortag nimmt die Hybridität – und Widersprüchlichkeit – des Wildunger Epitaphs in den Blick: Einerseits werden die Osmanen als ebenbürtige Gegner ihrer lateineuropäischen Kontrahenten gezeigt und geehrt, anderseits der Sieg der Christenheit beschworen.  
 

Der Eintritt ist frei!

Veranstalter

Historische Kommission für Hessen

Kontakt