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‚Das Auge ist der Feind des Ohres.‘ Hörästhetik, Licht- und Farbprogramm in den Wiener Dunkelkonzerten 1939–44

Veranstaltungsdaten

21. Oktober 2025 18:00 – 21. Oktober 2025 20:00
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Pilgrimstein 14, Vortragssaal des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg

Für die sogenannten ‚Dunkelkonzerte‘, die die Wiener Symphoniker in den Jahren 1939 bis 1944 als Programmreihe unterhielten, wurden der große Saal des Wiener Konzerthauses nahezu komplett abgedunkelt. Den Veranstaltern lag selbsterklärtermaßen daran, einen vom Licht und allen anderen Ablenkungen des Sichtbaren bereinigten Klangraum zu erschaffen, um zu einer „vertiefte[n] Art des musikalischen Erlebens“ durchzudringen. In meinem Vortrag möchte ich zeigen, dass die vordergründig verfolgte Bereinigung des Hörens v.a. vom Sehen bei genauer Betrachtung durchaus ein differenziertes Licht- und Farbprogramm verfolgt, dass also der imaginäre Raum, den die Dunkelkonzerte erschaffen wollen, kein ausschließlich klanglicher ist. Stattdessen entsteht durch die feine Abstimmung von Klang, Dunkelheit und Licht ein ästhetisch kalkulierter multisensorischer Raum, in den sich die Zuhörenden geistig, emotional und körperlich versenken sollen. Entscheidend ist auch, dass es durch das Zusammenspiel von Musik und Licht zu einer semantischen Anreicherung des Klangraums und der Hörsituation kommt, die die Dunkelkonzerte in den Jahren nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich politisch und historisch in ein neues Licht stellen. Statt reines, vertieftes Hörerleben verfolgten die Konzerte, wie sich zeigen wird, mehr oder weniger subtil ein kulturpolitisches Programm.

Dieser Vortrag ist Teil der interdisziplinären Ringvorlesung Räume des Imaginären.

Referierende

Prof. Dr. Anne Holzmüller