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Die Sternwarte als performativer Raum? Der Schmuck der astronomischen Instrumente des Johannes Hevelius (1611–1687) und seine Spuren in dessen Publikationen
Veranstaltungsdaten
09. Dezember 2025 18:00 – 09. Dezember 2025 20:00
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Pilgrimstein 14, Vortragsaal des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg
In erster Linie dient ein astronomischer Beobachtungsraum wie eine Sternwarte dazu, Daten zu sammeln: wann begann und endete eine Mondfinsternis? Wo genau bewegte sich ein bestimmter Komet entlang? Wo genau am Himmelszelt wurde ein bestimmtes Phänomen gesichtet? Und welche Strukturen des Mondes lassen sich mit dem Fernrohr genauer definieren? Unter anderem diese Fragen trieben auch den Danziger Brauereibetreiber, Ratsherrn und Astronomen Johannes Hevelius (1611–1687) um. In seinem Observatorium erbaute er Mitte des 17. Jahrhunderts auf seinen Wohnhäusern eine prächtige Sternwarte, die er auf eigenen Kosten mit wertvollen Instrumenten ausstattete. Selbstverständlich dienten auch diese in erster Linie dem astronomischen Erkenntnisgewinn. In Hevelius‘ Fall gehen die Instrumente in Bezug auf ihre Ausstattung allerdings über das rein Funktionale hinaus. Sie waren nicht nur äußerst präzise, sondern auch reich verziert: mit Ornamenten, aber auch verschiedenen metallenen Figuren, die Personen sowie Personifikationen aus dem Bereich der Astronomie darstellten. Einige dieser Figuren lassen sich auch in Hevelius‘ astronomischen Publikationen fassen: auf Abbildungen der Instrumente selbst, aber auch auf repräsentativen Darstellungen wie Titelgraphik. Außerdem wurden sie in Teilen auch in späteren Adaptionen aufgegriffen.
Die Ornamentik und die Figuren auf Hevelius‘ Instrumenten werden während des Vortrags vorgestellt und analysiert und vor allem mit dem ersten Teil von Hevelius‘ „Machina Coelestis“ (1673), einer prachtvoll illustrierten Instrumentenkunde, in Verbindung gebracht. Dabei stellt sich die Frage: sollten diese Schmuckelemente nur dem visuellen Vergnügen dienen oder haben sie eine Bedeutung darüber hinaus? Tragen sie dazu bei, das Observatorium als performativen Raum zu verstehen? Erzählen die Instrumente durch die Funktionalität ihrer Figuren eine eigene Geschichte während ihrer Benutzung? Und ergibt sich hier eine Verschiebung der Interpretation der Figuren abhängig davon, wer welche Rolle bei der Messung an einem Instrument einnahm?
Hevelius‘ astronomische Instrumente selbst existieren heute nicht mehr – anhand von Drucken in Büchern sowie schriftlichen Quellen können wir uns diesen Fragen jedoch gemeinsam annähern.
Dieser Vortrag ist Teil der Ringvorlesung Räume des Imaginären.
Referierende
Rebecca Partikel M.A.