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Symposium - Die Geburt zweier Wissenschaften: 400 Jahre Chemie und Pharmazie in Marburg

An die tausend Zuhörer haben das Jubiläumssymposium zu 400 Jahren Chemie und Pharmazie in Marburg verfolgt, das am 30. Oktober 2009 mit einem Vortrag des Chemie-Nobelpreisträgers Professor Dr. Gerhard Ertl zu Ende gegangen ist. Die Philipps-Universität gedachte mit der Veranstaltung der Berufung von Johannes Hartmann auf die weltweit erste Professur für „Chymiatrie“ im Jahr 1609, aus der die akademischen Fächer Chemie und Pharmazie hervorgegangen sind.

Hessens Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann erinnerte in ihrem Grußwort an die großen Leistungen der Marburger Chemie, die fünf Nobelpreisträger und drei Leibnizpreisträger hervorgebracht habe: „Wenn Sie das weiterhin so gut hinkriegen, sind Sie ein leuchtendes Beispiel“, beglückwünschte die Ministerin die Fachbereiche zum Jubiläum.

„Wir stehen in der Tradition hervorragender Wissenschaftler und werden das in der Zukunft so fortführen“, versprach Chemie-Dekan Professor Dr. Gernot Frenking in seiner Begrüßung. Es gebe keine andere akademische Disziplin, „die so sehr auf eine Person und einen Ort zurückgeführt werden kann“ wie Chemie und Pharmazie auf Hartmann in Marburg. An die große Vergangenheit werde man mit dem Neubau der Chemie auf den Lahnbergen anknüpfen können, führte Frenking aus.

Professorin Dr. Katharina Krause, Vizepräsidentin der Philipps-Universität, überbrachte die Glückwünsche der Hochschulleitung. „Wir können uns an der Aufbruchsstimmung der Renaissance noch heute ein Beispiel nehmen“, sagte sie. Die Neugier des Forschers sei schon damals auch vom Impuls getrieben gewesen, praktischen Nutzen aus der Wissenschaft zu ziehen. Dass sich Grundlagenforschung und anwendungsorientierte Forschung hervorragend miteinander verbinden lassen, bezeichnete Krause als Charakteristikum der beiden Geschwisterdisziplinen Chemie und Pharmazie in Marburg.

Die wissenschaftlichen Beiträge des Symposiums spannten anschließend einen Bogen von Hartmann, seiner Zeit und seinen Nachfolgern bis zur Forschung der Gegenwart. So sorgten die Gießener Chemieprofessoren Dr. Richard Göttlich und Dr. Siegfried Schindler mit Fritjof Schmock in ihrem Experimentalvortrag dafür, dass ein chemischer Streifzug durch die Jahrhunderte sinnlich erfahrbar wurde, getreu dem Motto: „Chemie ist, wenn es stinkt und kracht“! Weitere Referate beschäftigten sich unter anderem mit aktuellen Untersuchungen zu Katalyse, Nanomaterialien und Wirkstoffdesign.

Gerhard Ertl schließlich zog in seinem Beitrag eine Verbindung vom Jahr 1609 zu seinen eigenen Forschungen über Reaktionen an Oberflächen, für die er im Jahr 2007 einen Nobelpreis für Chemie erhalten hat: Die Alchemisten zu jener Zeit hätten nach dem Stein der Weisen gesucht, um Stoffe umzuwandeln – „heute würde man sagen, der Stein der Weisen ist ein Katalysator“. Der Physikochemiker präsentierte faszinierende Beispiele für einfachste chemische Systeme, deren komplexe Reaktionen zu Selbstorganisation und spontaner Musterbildung führen. Ertls Fazit: „Das Ganze ist mehr als seine Teile.“

Die Veranstaltung wurde ermöglicht durch freundliche Unterstützung folgender Sponsoren: Aktionslinie Hessen Biotech, BASF, CSL Behring, GOVI-Verlag, Henkel, Roche, Lilly sowie Marburger Universitätsbund (Ursula-Kuhlmann-Fonds).

Videomaterial zu dem Symposium

Der gesprochene Vortrag, das Videobild der Sprecher und die gezeigte Präsentation sind mit der Mediasite-Technik synchronisiert aufgezeichnet worden. Die Wiedergabe erfolgt in einem Web-Browser und setzt das Microsoft Silverlight-Plugin voraus.