16.10.2019 Psychoanalytische Perspektiven auf den Zusammenhang von Beziehung und Entwicklung

16. Ringvorlesung "Einblicke in die Psychoanalyse" im Wintersemester 2019/20

Die Psychoanalyse versteht menschliche Entwicklung in der Einheit von somatischen, sozialen und psychischen Faktoren. Der Werdegang vom Säugling zum erwachsenen Menschen wird in diesem Zusammenhang als eine Entwicklung mit immer wieder neu zu lösenden Herausforderungen beschrieben, die sich auf zwischenmenschliche, körperliche, sexuelle wie kognitive/kreative Bereiche gleichermaßen beziehen. Diese Perspektive auf die subjektive Entwicklung nimmt das (Spannungs-)Verhältnis von organisch-materiellen und somato-psychischen Verkörperungen als wechselseitige Abhängigkeit im Kontext zwischenmenschlicher Beziehungen im familiären und außerfamiliären Kontext in den Blick.

Die intersubjektive Entwicklung des Selbst in seinen sozialen Bezügen wird in dem Seminar in Verbindung mit der Ringvorlesung aus psychosomatisch-psychoanalytischer und sozialer Sicht beleuchtet. Dies geschieht z.B. anhand von Gastvorträgen über die
Beziehungsmöglichkeiten und deren Auswirkungen in den verschiedenen Altersstufen: vom Säuglingsalter, der Adoleszenz bis zum Lebensende. Am Ende steht die Frage, welche Bedingungen eine förderliche Entwicklungskultur erfüllen sollte?

Dem zugrunde gelegten kritisch-psychoanalytischen Verständnis folgend wird die Referenz auf empirische Forschungsergebnisse und Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie, Affekt- und Bindungsforschung sowie der Traumatheorie immer auch gesellschafts- und geschlechtertheoretisch reflektiert. Damit geht u.a. einher, dass sich eine förderliche Umwelt nicht nur auf klassische Strukturen von Familie und etablierte außerfamiliäre Einrichtungen (Kita, Schule)beschränkt, sondern auch die sich wandelnden und sehr vielfältigen
Familien-, Partnerschafts- und Betreuungsstrukturen von Kindern mitreflektiert.

Die Ringvorlesung wird erstmalig mit einem Seminar in BA3 verknüpft, so dass sich auch dort die Möglichkeit für Studienleistungen bietet. Im Rahmen dieses besonderen Lehrveranstaltungskonzepts ist die
Teilnahme an der Ringvorlesung verbindlich.

Die Ringvorlesung findet vierzehntägig in Raum +1/0120 (Biegenstraße 14, 35037 Marburg, Hörsaalgebäude) in der Zeit von 18.15 bis 19.45 statt.
Die Anforderungen für Studienleistungen werden am 30.10.2019 im
Anschluss an die inhaltliche Einführung in die Ringvorlesung von 19.45 bis 20.30 besprochen.

Folgend die jeweiligen Vorträge:

Datum Inhalt Vortragende
30.10.2019 Psychoanalytische Erkenntnisse zum Zusammenhang von
Beziehung und Entwicklung
Dr. phil. Dipl. Psych. Helga Krüger-Kirn
13.11.2019 Kindliche Sexualität - Zur Tradierung rätselhafter
Botschaften über Geschlecht, Sexualität und Familie
MA Charlotte Busch
27.11.2019 Bindungs- und Mentalisierungstheorien Prof. Dr. med. Dipl. Psych. Hans-Peter Hartmann
11.12.2019 Wenn ich (m)ein Kind wäre…Gute Lebensbedingungen für
Familien mit Säuglingen und Kleinkindern
aus psychoanalytischer Sicht
Dipl. Päd. Inken Seifert-Karb
22.01.2020  „Julia weint nicht.“ Über Bindungs- und kumulative
Traumata bei Jugendlichen
MA Thomas Pehl
5.02.2020 „Bin ich richtig?“ Zum Körpererleben junger Frauen und
Männer in der Adoleszenz
Prof. Dr. phil. Karin Flaake