02.06.2022 Speak! - Repräsentative Studien zu den Erfahrungen Jugendlicher mit Sexualisierter Gewalt

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Repräsentative Studien zu den Erfahrungen Jugendlicher mit Sexualisierter Gewalt

„Ich glaube, dass sexuelle Gewalt sich sehr auf das Selbstwertgefühl der betroffenen Person auswirken kann. Vielleicht haben Kommentare über Körper/Aussehen und Berührungen, welche gegen den Willen passieren, tatsächlich bei mir das Gefühl ausgelöst, nicht liebenswert zu sein und ewig ungeliebt zu bleiben.“ (O-Ton einer Jugendlichen aus Speak!)[saMa1] 

Bei den Speak! Studien handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Philipps-Universität Marburg (S. Maschke) und der Justus-Liebig-Universität Gießen (L. Stecher), gefördert durch das Hessische Kultusministerium. Ziel der Speak! Studien ist es, ein möglichst repräsentatives Bild der Erfahrungen Heranwachsender mit sexualisierter Gewalt wiederzugeben. Schriftlich befragt wurden deshalb in so genannten Dunkelfeldstudien von 2016 bis 2021 hessenweit über 4.000 Jugendliche aller Schulformen im Alter von 14 bis ca. 19 Jahren an Regel-, Förder- und Beruflichen Schulen.

Zentrale Ergebnisse der Studien:

Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt sind in der jugendlichen Lebenswelt weit verbreitet.
Das Hauptrisiko für sexualisierte Gewalt im Jugendalter sind andere Jugendliche (Peers), in etwa Gleichaltrige, in der Schule und in anderen Lebensbereichen. Das Risiko, betroffen zu sein, steigt mit dem Alter. Im Kindesalter dagegen geht von Erwachsenen und teils älteren Jugendlichen das Hauptrisiko aus.
Erfahrungen reichen von (verbalen) Grenzverletzungen bis zu Formen sexuellen Missbrauchs.
Sexualisierte Gewalt wird in Schule kaum thematisiert, obwohl sie dort häufig ausgeübt und beobachtet wird.
Betroffene Jugendliche vertrauen sich Erwachsenen nur selten an, sie sprechen überwiegend mit Gleichaltrigen.
Die Auswirkungen sexualisierter Gewalt für die Betroffenen, physisch und psychisch sowie auf das Gesundheitsverhalten, sind weitreichend und langfristig belastend.
Eine Sexualisierung der Lebenswelt Jugendlicher zeigt sich vor allem im Pornografiekonsum, der insbesondere unter männlichen Jugendlichen weit verbreitet ist.
Es bestehen signifikante Zusammenhänge mit weiteren Gewaltformen (z.B. Mobbing).
Die Ergebnisse der Speak! Studienverdeutlichen die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen. Entwickelt wurde u.a. das Präventionsprogramm SePP, das auf die Sensibilisierung und Prävention sexualisierter Peergewalt durch Partizipation zielt und ab September 2022 an allen weiterführenden Schulen in Hessen zum Einsatz kommt.

Ergebnisse zu den Studien finden sich in öffentlichen Kurzberichten:

Maschke, S. & Stecher, L. (2017). „Speak!“ Die Studie. Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher. Öffentlicher Kurzbericht. Wiesbaden: Hessisches Kultusministerium. Verfügbar unter: https://www.speak-studie.de/assets/uploads/kurzberichte/201706_Kurzbericht-Speak.pdf

Maschke, S. & Stecher, L. (2018). „Speak!“ Die Studie. Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher. Erweiterungsstudie Förderschulen. Kurzbericht. Wiesbaden: Hessisches Kultusministerium.

Maschke, S. & Stecher, L. (2021). „Speak!“ Die Studie. Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher. Erweiterungsstudie Berufliche Schulen. Kurzbericht. Wiesbaden: Hessisches Kultusministerium. Verfügbar unter:

Zur Hauptstudie ist u.a. folgendes Buch erschienen:

Maschke, S. & Stecher, L. (2018). Sexuelle Gewalt: Erfahrungen Jugendlicher heute. Weinheim u. Basel: Beltz

Ein Buch mit vergleichenden Analysen aller drei Speak! Studien erscheint im Sommer 2022:

Maschke, S. & Stecher, L. (2022). „Ich habe so etwas erlebt – und will es nie wieder“. Sexualisierte Gewalt aus der Perspektive Jugendlicher: Fakten, Einordnungen und Prävention. Weinheim u. Basel: Beltz

 

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