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BMBF-gefördertes Projekt des Alice Salomon Archivs "Soziale Arbeit als koloniales Wissensarchiv" begeht Auftakt

Veranstaltungsdaten

06. November 2023 18:00 – 08. November 2023 19:00
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In Präsenz und virtuell

In der Woche vom 6.-8. November begeht das BMBF-geförderte Projekt des Alice Salomon Archivs „Soziale Arbeit als koloniales Wissensarchiv?“ https://www.alice-salomon-archiv.de/projekte/soziale-arbeit-als-koloniales-wissensarchiv/ seinen Auftakt an der ASH Berlin.

Mo, 6.11., 18:00: Keynote „Postkoloniale Kritik der Professionalisierung Sozialer Arbeit“ (HYBRID: ASH Berlin, AudiMax und Online-Stream)
mit Prof. Dr. María do Mar Castro Varela (ASH Berlin)

Selten wird Soziale Arbeit im Zusammenhang mit postkolonialer Kritik thematisiert. Doch es gibt viele Gründe, genau das zu tun. Denn nach wie vor tritt Soziale Arbeit nicht selten mit dem Ziel an, den 'Armen' und 'Geknechteten' zu 'helfen' und sie auf den 'richtigen Pfad' zu bringen. Es ist dies eine Geste, die auch der kolonialen Zivilisierungsmission in den englischen und französischen Imperien, aber auch den deutschen Kolonien, vorherrschend ist. Sie unterschlägt zum einen die Handlungsmacht der Marginalisierten und Unterdrückten und drückt diesen zum anderen die eigene, bürgerlich-europäische Lebensweise auf. Im Vortrag wird der koloniale Diskurs und der sozialarbeiterischen Hilfediskurs gemeinsam betrachtet und die Folgen dieser für die heutige Soziale Arbeit dargelegt.

Prof. Dr. María do Mar Castro Varela, Diplom-Psychologin, Diplom-Pädagogin und promovierte Politikwissenschaftlerin, ist Professorin für Allgemeine Pädagogik und Soziale Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin. 2023 erhielt sie ein Fellowship des Thomas Mann Hauses in Los Angeles. Unter anderem war sie Sir Peter Ustinov Gastprofessorin am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, Senior Fellow am Institut für die Wissenschaft des Menschen (IWM) ebenfalls Wien und Research Fellow am Institut for Humanities and International Law in Melbourne (Australien), der Universität Busan (Südkorea) und am Research Center for Women’s Studies (RCWS) der University Mumbai. Sie ist Mitglied der Forschungsgruppe „Radiating Globality“ unter Leitung von Gayatri C. Spivak, Gründerin und Mitglied des bildungsLab* (http://bildungslab.net/) und Vorsitzende des Berliner Instituts für kontrapunktische Gesellschaftsanalysen.Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte umfassen Fragen der Ethik, des Protests, der Emanzipation und Wissensproduktion.

Der Vortrag wird live gestreamt (BigBlueButton): https://bbb20.ash-berlin.eu/rooms/3ci-els-ykp-h80/join https://bbb20.ash-berlin.eu/rooms/3ci-els-ykp-h80/join

Di, 7.11., 9:30-11:00: Roundtable „Koloniale Spuren in der Geschichte der Sozialpädagogik, Sozialen Arbeit & Erziehungswissenschaft. Einblicke in die Forschungswerkstatt“ (PRÄSENZ: ASH Berlin, AudiMax)

mit Prof. Dr. Wiebke Dierkes (HS RheinMain), Hannah Ferreira (ASH Berlin), Dr. Z. Ece Kaya (Universität Hildesheim), Dr. Dayana Lau (ASH Berlin), Sabine Sander (PFH Berlin). Diskutantin: Prof. Dr. Susanne Maurer (Universität Marburg). Moderation: Projektteam

In der Zeit des deutschen Kaiserreichs waren die Akteur*innen der frühen pädagogischen und sozialen Berufe vielfältig mit kolonialen Organisationen verstrickt. Zugleich waren die heutigen Professionen noch nicht so klar abgegrenzt, wie es heute der Fall ist. Im Roundtable werden erste Forschungsergebnisse vorgestellt und es wird darüber diskutiert, in welchen Formen sich der Kolonialismus in das Wissen und die Strukturen Sozialer Arbeit und (Sozial)Pädagogik eingeschrieben hat.

Im Forschungsprojekt geht es insbesondere darum, die Rolle der Berliner Sozialarbeitsinitiativen im deutschen Kolonialismus aufzuarbeiten und Formen der (Re-)Produktion kolonialen und rassistischen Wissens in historischen Quellen der frühen Sozialen Arbeit zu analysieren. Ein Herzstück der Studie bildet eine Reihe von Lehrforschungsprojekten, die in Studiengängen der beteiligten Hoch- und Fachschulen durchgeführt werden. Darin werden die Quellenstudien mit Erhebungen zur kolonialrassistischen Gegenwart in (Sozial-)Pädagogik und Sozialer Arbeit ergänzt und die Erkenntnisse dieser Untersuchungen zueinander in Beziehung gesetzt.

Denn diese historischen Verflechtungen prägten die frühe Phase der Professionsentwicklung zutiefst. Daher ist es auch mit Blick auf die Gegenwart Sozialer Arbeit relevant, danach zu fragen, wie dieses Verständnis von Sozialer Arbeit innerhalb der Profession tradiert wurde, ob und wie es gebrochen wurde bzw. welche Alternativen ihm entgegengesetzt wurden.

Diesen Fragen geht das Alice Salomon Archiv der ASH Berlin gemeinsam mit dem Pestalozzi-Fröbel-Haus Berlin, den Universitäten Hildesheim und Marburg und der Hochschule Rhein-Main in einem BMBF-geförderten Forschungsprojekt mit einer Laufzeit vom 1. 1. 2023 - 31. 12. 2026 nach.