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Dr. Habeck, Sandra

Freiwilligenmanagement – Exploration eines erwachsenenpädagogischen Berufsfeldes

Tief greifende Veränderungen des ehrenamtlichen Engagements und der Freiwilligenarbeit sind seit Mitte der 1980er Jahre erkennbar. In bürgerschaftlichem Engagement wird in einer „hochkomplexen, hoch ausdifferenzierten und zugleich globalisierten deutschen Gesellschaft“ (Roß 2010, S. 27) ein wichtiger Beitrag zur Zukunftsfähigkeit und die Funktion von gesellschaftlichem Kitt gesehen. Zugleich differenziert sich freiwilliges Engagement immer stärker aus. Vielfältige Formen und unterschiedliche Konnotationen spiegeln sich nicht zuletzt in verschiedenen Termini wie bürgerschaftliches Engagement, Freiwilligenarbeit und Ehrenamt wieder. Aus einer Fülle von Engagementmöglichkeiten suchen sich Menschen heute gezielt und biografisch passend Einsatzorte für ihre freiwillige Tätigkeit aus. Damit Organisationen und Vereine auch zukünftig Ehrenamtliche gewinnen und halten können, werden hierbei Angebote der Begleitung und Schulung, ein sogenanntes Freiwilligenmanagement, immer wichtiger (vgl. Habeck 2011, S. 3f.). Seit etwa einer Dekade entwickelt sich in diesem Zusammenhang das Berufsfeld Freiwilligenmanagement. 
Dieses Berufsfeld bildet den Gegenstand der vorliegenden Studie. Ausgehend von einer theoretischen Rezeption und empirischen Analyse wird zum einen aufgezeigt, dass es sich beim Freiwilligenmanagement um ein erwachsenenpädagogisches Berufsfeld handelt. Zum anderen wird das Berufsfeld exploriert und multiperspektivisch beleuchtet (Vorgesetzte, Ehrenamtliche, Freiwilligenmanager). Dabei zeigt sich, dass Erwachsenenbildner im Freiwilligenmanagement auf System- und Organisationsebene eine Verpflichtung zur Gestaltung engagementförderlicher Rahmenbedingungen innehaben. In dem breit angelegten Aufgabenprofil von Freiwilligenmanagern spielt u.a. Führung/Management und Qualifizierung eine bedeutungsvolle Rolle. Hinsichtlich der Führung bzw. des Managements der Freiwilligen ist insbesondere der Aspekt Freiheit im Engagement ausschlaggebend, d.h. das Unplanbare im Geplanten. In Bezug auf Qualifizierung wird herausgestellt, dass über Freiwillige als neue Lernenden-Zielgruppe hinaus noch weitere ins Blickfeld geraten, nämlich Akteursgruppen, die in das Freiwilligenmanagement involviert sind und diesbezüglich Lernbedarfe aufweisen (Vorgesetzte, hauptamtlich Mitarbeitende, freiwillige Bereichs- und Gruppenleiter u.ä.). Darüber hinaus werden drei unterschiedliche Typen der Ehrenamtsarbeit identifiziert – aufgaben-, personen- und partizipationsbezogene Ehrenamtsarbeit –,  die sich im Freiwilligenmanagement spiegeln: Führung ehrenamtlichen Personals, persönliche Beziehungsarbeit und pädagogisch gesteuertes Mithandeln. Für das Berufsfeld Freiwilligenmanagement drängen sich nicht zuletzt professionspolitische Handlungsbedarfe auf. Um eine notwendige Professionalisierung des Berufsfeldes Freiwilligenmanagement und dessen Etablierung weiter voran zu treiben, erweist sich in diesem Zusammenhang die (Weiter-) Entwicklung des Personalmanagements in Bezug auf Freiwilligenmanager (v.a. in ehrenamtlich getragenen Organisationen/Vereinen), der Ausbau universitärer Verankerung des bürgerschaftlichen Engagements und Freiwilligenmanagements sowie eine gezielte erwachsenenpädagogische Bezugnahme als erforderlich. Dabei ist eine weitreichende Anerkennung dieses Berufs und der hier Berufstätigen eine entscheidende Voraussetzung. Im Kern arbeitet die Studie also systematisch die grundlegende Bedeutung einer erwachsenenpädagogischen Erschließung des Berufsfeldes Freiwilligenmanagement heraus.

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