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Nutzung der Statistik-Software SPSS unter Windows mit dem Screenreader Jaws

Software, Einführung, Voreinstellungen

  • Software

    SPSS ist eine Software für die statistische Datenanalyse. Das HRZ hält SPSS-Lizenzen innerhalb eines Rahmenvertrags. Studierende sind im aktuellen Rahmenvertrag für die Installation auf Heimarbeitsplätzen leider nicht bezugsberechtigt. SPSS steht aber auf den PC-Pools des HRZ und damit auch auf den adaptierten PC-Arbeitsplätzen für Studierende mit Blindheit und Sehbehinderung in der jeweils aktuellen Version zur Verfügung.

    Diese Handreichung wurde mit der Software SPSS Versionsnummer 22.0 und dem Screenreader Jaws Versionsnummer 2021 getestet. Mit aktuelleren Versionsnummern ist die folgende Handreichung noch nicht gewährleistet.

  • Einführung

    Eine barrierefreie und völlig selbstständige Nutzung der Software SPSS ist leider nicht möglich. SPSS kann mit einigen Tricks und Kniffen einigermaßen gut mit Blindheit und Sehbehinderung genutzt werden. Nachstehende Handreichung soll Ihnen erste Hinweise an die Hand geben. Insgesamt gibt es unter SPSS drei Ansichten: Den Dateneditor, das Ausgabefenster und die Syntax. Diese drei Ansichten sind jeweils eigene, voneinander getrennte Fenster. Daher können sie alle separat voneinander als eigene Dateien gespeichert werden. Beim Abspeichern besitzen sie jeweils eine andere Endung. Der Dateneditor hat die Dateiendung „.sav“, die Ausgabe „.spv“ und die Syntax „.sps“. Durch die Abgrenzung der Ansichten in eigene Fenster wird nur der Inhalt gespeichert, der innerhalb eines Fensters sichtbar ist.

  • Voreinstellungen

    Beim Öffnen von SPSS (sowohl ohne als auch mit Datensatz) empfiehlt es sich, die Ausgabe, die sich sofort in einem eigenen Fenster öffnet, zunächst zu schließen. Dies ist hilfreich, da bei Berechnungen leichter die relevanten Informationen aus dem Output herauszufiltern sind. Dieses Vorgehen ist übergreifend für die Übersichtlichkeit bei jeder neuen Berechnung sinnvoll. Somit wird der neue Output nicht in die gleiche Ausgabe kopiert, sondern es wird immer eine neue Ausgabe erzeugt, die nur die aktuelle Analyse beinhaltet.

Fenster in SPSS

  • Syntax

    Die Syntax ist eine Art Programmierfeld, in dem die Befehle für z. B. Tests auch manuell (ohne Klickwege der Registerkarten) eingegeben werden können. Die Syntax ist somit eine andere Art die statistischen Berechnungen durchzuführen. Standardmäßig ist die Syntax erst einmal nicht geöffnet. Es kann sinnvoll sein, sich die Befehle für die Nutzung der Syntax anzueignen, da so die Klickwege der Registerkarten vermieden werden können. Auf lange Sicht kann man so bei häufiger Nutzung von SPSS Zeit einsparen. Die Syntax kann für spätere Benutzung gespeichert werden, um sie wiederzuverwenden oder anzupassen. Allerdings können über beide Wege (Syntax oder Klickwege der Oberfläche von SPSS) die statistischen Analysen gleichermaßen durchgeführt werden.

  • Dateneditor

    Der Dateneditor enthält den Datensatz. In dieser Ansicht können beliebige Analysen, Kodierungen, Tests, Transformationen etc. über die Registerkarten durchgeführt werden.

    Bei geschlossenem Ausgabefenster ist vorerst nur das Fenster des Dateneditors geöffnet. Um die Daten lesen zu können, ist es notwendig, zweimal die Tabulatortaste zu betätigen. Anschließend sollten Sie sich im Datensatz mit den Pfeiltasten in der tabellarischen Ansicht bewegen können. Zunächst sind üblicherweise die Variablen in die Spalten und die Personen in die Zeilen verteilt. Um die Registerkarten von SPSS manuell anzusteuern, wird „f10“, nicht „Alt“ verwendet. Um die Variablen individuell kodieren zu können, kann in die Variablenansicht gewechselt werden (s. Überblick Kurzbefehle). Hier kann beispielsweise der Variablen typ überprüft und angepasst werden (z. B. von Zahlenfolge zu numerisch, um damit rechnen zu können). Manche dieser Felder sind Eingabefelder, andere (z. B. Typ) lassen sich mit der Leertaste oder Alt + Pfeil runter (Listen) aufklappen. Außerdem gibt es hier die Möglichkeit den Variablennamen und die Variablenbeschriftung vorzunehmen. Beide erscheinen später im Output. Der Variablenname sollte möglichst kurz sein oder abgekürzt werden.

  • Ausgabefenster

    Das Ausgabefenster enthält später die Outputs. Nach der ersten Berechnung öffnet sich nun ein neues Ausgabefenster, welches nur mittelmäßig gut für die Sprachausgabe lesbar ist. Die Ausgabe ist in einer Strukturansicht gegliedert. Es ist möglich, einzelne Teile aufzuklappen. Um den Output vernünftig nachvollziehen zu können, sollte folgendes Vorgehen beachtet werden, um den Output in eine lesbare, sprachausgabenkompatible Word-Datei zu überführen.

    Zunächst sollte sich mit der Sprachausgabe auf das interessierende Element gestellt werden. Dieses wird mit „STRG + Leertaste“ markiert. Anschließend muss der nächste Befehl mit Jaws durchgereicht werden (Jaws-Taste + 3). Erst danach kann mit Strg + c kopiert werden. Die Daten können nun in ein leeres Word-Dokument eingefügt werden. Hier empfiehlt es sich nicht nur „STRG + v“ zu verwenden, sondern „STRG + Alt + v“ und die Daten als unformatierten Text einzufügen. Ansonsten nimmt die Zwischenablage die tabellarische Ansicht mit. Zusätzlich können die Tabstopps, die nun im Dokument die einzelnen Elemente voneinander visuell getrennt halten, mit senkrechten Strichen sichtbar gemacht und ersetzt werden. Dies kann über das Dialogfenster „Suchen und Ersetzen“, aufzurufen mit „STRG + h“, im Word-Dokument erreicht werden.  Im ersten Eingabefeld „Suchen“ ist „^ t“ einzutragen, was im zweiten Eingabefeld „Ersetzen“ durch „alt gr + < (Taste links des y)“ ausgetauscht werden soll. Mit „Alle Ersetzen“ kann diese Einstellung bestätigt werden. Dieser Schritt ist nicht unbedingt notwendig, kann jedoch mehr Übersichtlichkeit liefern.

Kurzbefehle

In SPSS können folgende häufige Tastaturkurzbefehle weiterhelfen:

  • Ansteuern der Registerkarten (allgemein): STRG + f10
  • Registerkarte Ansicht: Alt + c
  • Registerkarten Analysieren: Alt + a
  • Registerkarte Datei: Alt + d
  • Wechsel von Datenansicht in Variablenansicht: STRG + t
  • Neues Syntaxfenster: Alt + d, dann n, s

Anwendung von SPSS – Einfache statistische Analysen

Die statistischen Verfahren und Berechnungen, die am häufigsten verwendet werden, sind über die Registerkarte „Analysieren“ zu finden. Diese beinhaltet sowohl diverse deskriptive als auch inferenzstatistische Analysen. Je nach statistischem Verfahren ist die Systematik der Dialogfelder ähnlich. SPSS leitet durch das gewählte statistische Verfahren entsprechend dem eingespeisten Datensatz. Wichtige Kennwerte etc. können während dieses Prozesses mit einem Auswahlschalter angefordert werden. Drei Punkte hinter einem Begriff deuten an, dass sich ein Menü öffnen lässt, in welchem einiges eingestellt und definiert werden kann. Durch diese Menüs kann sich mit Tab bewegt werden. Am Schluss ist ein „weiter“ Schalter, welcher wieder zur vorherigen Ausgangsposition des Dialogfensters führt. Grundsätzlich ist es ebenfalls möglich, alle bisherigen Berechnungen zurückzusetzen, da SPSS Variablen für Tests speichert und wieder aufruft, wenn ein erneuter Dialog zur Berechnung geöffnet wird. Ist dies nicht gewünscht, sollte unbedingt diese Einstellung im Dialogfenster vorgenommen werden oder die vorherigen Einstellungen manuell korrigiert werden. Es empfiehlt sich ein wenig auszuprobieren, wie die verschiedenen Tests und Analysen funktionieren, sowie was sich hinter den einzelnen Menüs verbirgt. Teilweise sind die Bezeichnungen in SPSS möglicherweise etwas ungewohnt und es ist sinnvoll, sich damit zunächst vertraut zu machen.

  • Der t-Test für zwei unabhängige Stichproben

    Exemplarisch wird nun eine Variante des t-Tests, eines der grundlegendsten Verfahren, beschrieben, um die Systematik einiger Dialogfelder in SPSS zu veranschaulichen:

    Über die Registerkarte „Analysieren“ „ist Mittelwerte vergleichen“ „T-Test bei unabhängigen Stichproben“ (ALT + A, M, T) auszuwählen. Es öffnet sich der Dialog „T-Test bei unabhängigen Stichproben“. Nun können die unabhängige Variable und abhängige Variable ausgesucht werden. Es erscheinen Spalten der möglichen Variablen (Quellvariablen) und bisher leere Spalten für die zukünftig ausgewählten Variablen. Dazwischen sind Pfeilschaltflächen, mit deren Hilfe eine Variable von der Liste aus möglichen Variablen für den Test ausgesucht und z. B. in die Liste der Testvariablen hinzugefügt werden kann. Die Navigation innerhalb der Variablenlisten funktioniert mit den Pfeiltasten und ihre Reihenfolge kann mit alt + Umschalt + Pfeil hoch oder runter verändert werden.

    Es gibt eine Pfeilschaltfläche „Hinzufügen zu Testvariable“. Hier wählen Sie aus der Spalte der Quellvariablen die gewünschte Testvariable (abhängige Variable) aus. Dafür stellen Sie sich auf die interessierende Variable in der Liste. Anschließend betätigen Sie die Tab-Taste und gelangen so auf die Pfeilschaltfläche „hinzufügen zu Testvariable(n)“. Diese ist mit der Leertaste oder Eingabetaste zu betätigen. Mit Umschalt + tab könnten Sie sich zurückbewegen, um beispielsweise die Auswahl zu überprüfen oder mit einer weiteren Pfeilschaltfläche eine Variable wieder zu entfernen.

    Mithilfe der Pfeilschaltfläche „Hinzufügen zu Gruppierungsvariable“ kann die zweite Variable für den t-Test ausgewählt werden. Diese kann wiederum aus der Liste der Quellvariablen ausgesucht werden. Über die Schaltfläche „Gruppen def.“ (ALT + D) kann der Unterdialog „Gruppen definieren“ aufgerufen werden. Hier ist festzulegen, welche Gruppen innerhalb der Variable miteinander verglichen werden sollen. Der Auswahlschalter „Angegebene Werte verwenden“ (ALT + V) bleibt aktiviert, um in den angegliederten Eingabefeldern die beiden Werte eingeben zu können, die die Gruppen definieren. In die Eingabefelder „Gruppe 1“ (ALT + 1) und „Gruppe 2“ (ALT + 2) werden jeweils die gewünschten Gruppenkodierungen eingetragen. Anschließend wird der Unterdialog bestätigt und geschlossen („weiter“). Damit befinden Sie sich an der Ausgangsposition des Hauptdialogs für den t-Test.

    Grundsätzlich ist die Darstellung und Systematik der Pfeilschaltflächen häufiger bei ähnlichen Analysen in SPSS zu finden. Bei Tests mit zwei abhängigen Stichproben müssen beide Variablen gleichzeitig ausgewählt werden, indem STRG + Leertaste und gleichzeitig auf Schaltfläche „hinzufügen“ gedrückt wird. Nachdem die Variablen für den Test gewählt wurden, kann mittels tab weiternavigiert werden. Je nach Verfahren kann hier noch einiges für die Ausgabe definiert werden. Über das Menü „Optionen“ können z. B. verschiedene Kennwerte und Anpassungen eingestellt werden. Bootstrap ist ebenfalls ein separates Menü, welches für die Testung zur Auswahl steht und auf die eigenen Bedürfnisse angepasst werden kann. Auch hier kommen Sie durch Drücken von tab und „weiter“ zur Ausgangsposition zurück. Wenn alles wieder auf Werkeinstellungen zurückgesetzt werden soll, gibt es die Schaltfläche „zurücksetzen“. Nachdem  alles final eingestellt wurde, ist der Schalter „Ok“ zu betätigen, der einen Output in einem separaten Ausgabefenster erzeugt.

Danksagung

Besonderer Dank gilt Lea Becker für die tiefe Einarbeitung und Erstellung dieser Handreichung.