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Die Keilschrifttexte in der Babylon-Sammlung der Archäologischen Museen Istanbul

DFG-Projekt von Prof. Dr. Nils P. Heeßel (Marburg) und Prof. Dr. Daniel Schwemer (Würzburg)

Die archäologischen Ausgrabungen der antiken Stadt Babylon in den Jahren 1899-1917 brachten nicht nur beeindruckende und berühmte Architekturreste wie die „Prozessionsstraße“, das „Ištar-Tor“ oder die Fundamente der Marduk-Ziqqurrat („Turm zu Babel“) hervor, sondern auch mehr als hunderttausend weitere Funde, darunter auch mehrere tausend Keilschriftdokumente. Etwa die Hälfte der Funde gelangten im Rahmen der Fundteilung nach einer abenteuerlichen Irrfahrt ins Vorderasiatische Museum Berlin, während die andere Hälfte nach Grabungsende angesichts der sich durch den Zerfall des Osmanischen Reiches und der Gründung des Staates Irak veränderten politischen Situation ins neu gegründete Irak Museum Bagdad gebracht wurde. Aber bereits vor 1917 hatte es erste kleinere Fundteilungen gegeben und diese Stücke wurden in die Archäologischen Museen Istanbul (İstanbul Arkeoloji Müzeleri) überführt.

Die Babylon-Sammlung in den Archäologischen Museen Istanbul – die B-Sammlung des Museums für altorientalische Artefakte (Eski Şark Eserleri Müzesi) – umfasst mehr als 200 Keilschriftdokumente, die in die alt-, mittel-, neu- und spätbabylonische Zeit datieren. Darunter befinden sich auch mehr als 40 Keilschriftdokumente aus Assyrien, denen fehlerhaft eine B-Nummer zugewiesen wurde. Hinzu kommen etwa 90 gestempelte Ziegel und einige wenige andere keilschriftliche Inschriften, die Teil der archäologischen Sammlung des Museums sind und daher EŞEM-Nummern tragen. Ziel des Projekts “The Cuneiform Texts in the Babylon Collection of the Istanbul Archaeological Museums (Eski Şark Eserleri Müzesi)” ist es, diese Keilschriftdokumente zu edieren und sowohl als gedrucktes Buch als auch als digitale Edition online (open access) vorzulegen. Die meisten dieser Keilschrifttexte sind nie publiziert worden. Im Rahmen des Auftrags der türkischen Behörden an Andreas Schachner (Deutsches Archäologisches Institut, Istanbul), die Babylon-Funde der Istanbuler Archäologischen Museen umfassend aufzuarbeiten, können sie nun zum ersten Mal ediert werden. Eine erste Vorkampagne im Jahr 2018 erlaubte es Nils P. Heeßel und Daniel Schwemer, die relevanten Keilschriftdokumente im Istanbuler Museum zu katalogisieren und fotografisch zu dokumentieren. Auf dieser Grundlage hat nun die Arbeit an der philologischen Edition der Texte begonnen, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für drei Jahre gefördert wird. Die editorische Arbeit an den Keilschriftdokumenten aus Babylon in den Archäologischen Museen zu Istanbul ist mit anderen relevanten Projekten eng vernetzt und wird seine Forschungsdaten in diese Projekte einfließen lassen; dies gilt insbesondere für Vorhaben, die sich der (wesentlich umfangreicheren) Babylon-Sammlung am Vorderasiatischen Museum in Berlin widmen.