27.06.2023 Philipp Naucke erhält ADLAF-Preis

Während der Tagung der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerikaforschung (ADLAF) zum Thema 'Environmental Justice in Latin America', die vom 22. bis 24. Juni 2023 in Berlin stattfand, wurde Philipp Naucke für seine Dissertation "Klientelisierte Staatlichkeit in Konfliktregionen" mit dem 1. ADLAF-Preis ausgezeichnet.


Prof. Dr. Sabine Kurtenbach vom GIGA Institut für Lateinamerika-Studien begründete die Entscheidung der ADLAF in ihrer Laudatio wie folgt:

"Das Thema [der Dissertation] ist für die Debatten zu Krieg und Frieden in Kolumbien und darüber hinaus zentral, weil nach wie vor die These dominiert – Gewalt sei besonders dort anzutreffen, wo der Staat nicht präsent sei. Im Umkehrschluss dominieren dann in der Förderung von Friedensentwicklung Strategien der Stärkung von Staatlichkeit mit dem Weberschen Anstaltsstaat als Blaupause. Zahlreiche Beispiele – wie zuletzt Afghanistan und Mali – zeigen, dass dies zum Scheitern verurteilt ist.

Die Dissertation von Philipp Naucke leistet zu dieser Debatte einen doppelten Beitrag:

  1. zeigt sie den Mehrwert einer territorial differenzierten, historisch eingebetteten Analyse der Herausbildung staatlicher Strukturen jenseits des „nationalen Containers“.
  2. lenkt sie den Blick auf die Interaktionen zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und den unterschiedlichen staatlichen  Institutionen und damit auf die Vielfalt und Komplexität täglicher Aushandlungsprozesse.

Damit setzt sie sich intensiv mit unterschiedlichen disziplinären Zugängen zum Staat auseinander und leistet einen wichtigen Beitrag zur Theorie des Staates und zur Friedens- und Konfliktforschung. Die Auflösung binärer Vorstellungen von staatlich-nichtstaatlich, öffentlich-privat, legal-illegal können so die Interaktionen zwischen verschiedenen Akteuren in den Vordergrund rücken.

Die ADLAF vergibt alle zwei Jahre einen Preis für herausragende, über den engeren Fachbezug hinausführende Dissertationen mit Lateinamerika-Bezug. Die Arbeit von Philipp Naucke erfüllt die zugrundeliegenden Kriterien in höchsten Maß.

  • Sie ist sowohl innerhalb des eigenen Fachs als auch für die Sozialwissenschaften insgesamt in hohem Maß innovativ.
  • Sie ist methodisch-konzeptionell stringent.
  • Sie ist interdisziplinär nicht nur anschlussfähig, sondern arbeitet interdisziplinär, wenn sie das Konzept der Kontaktzonen aus der Literaturwissenschaft für die Analyse der Beziehungen zwischen Staat und Bevölkerung fruchtbar macht.
  • Und schließlich ist die Arbeit – und das ist gerade für die Wirkung über das eigene Fach hinaus und für den Transfer in die Politik ein wichtiger Punkt – sehr gut lesbar."

Die Dissertation wurde von Prof. Dr. Ernst Halbmayer und Prof. Dr. Anika Oettler betreut und ist bei transcript erschienen. Den Link dazu finden Sie hier.