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Motor des Wandels. BMW und der Strukturwandel in Bayern 1970-1996.

Der Forschungsansatz zielt darauf ab, die umfassende Rolle der BMW-Werke in Bayern zwischen 1970 und 1996 im Kontext des tiefgreifenden Strukturwandels des Bundeslandes zu untersuchen. Dabei wird die Geschichte der Werke in München, Dingolfing, Regensburg, Landshut und Wackersdorf in den Mittelpunkt gerückt. Ziel ist es, die strategischen Standortentscheidungen, die Entwicklung des Produktionsnetzwerks sowie die damit verbundenen strukturellen und sozioökonomischen Effekte zu analysieren. Dabei soll herausgearbeitet werden, inwiefern BMW nicht nur ein Produkt des Strukturwandels war, sondern auch aktiv dessen Gestaltung beeinflusste und beschleunigte.

Der methodische Ansatz basiert auf einer interdisziplinären Herangehensweise, die Unternehmensgeschichte, regionale Struktur- und Raumforschung sowie Governance-Analysen miteinander verbindet. Im Zentrum steht die Rekonstruktion der unternehmensinternen Entscheidungen, die Entwicklung der Produktionsstandorte sowie die Organisation der Wertschöpfungsketten. Hierfür werden primäre Quellen wie Unternehmensarchive, Managementberichte, Akten des Wirtschaftsministeriums sowie Zeitzeugeninterviews herangezogen. Ergänzend fließen zeitgenössische Medienberichte, statistische Daten und Debatten zu Industriepolitik und Regionalentwicklung ein. Diese Vielzahl an Quellen ermöglicht eine vielschichtige Betrachtung der Transformationsprozesse.

Ein besonderer Fokus liegt auf der Analyse der regionalen Auswirkungen. Die Werke in Dingolfing, Regensburg und Landshut gelten als zentrale Knotenpunkte, die den Wandel Bayerns hin zu einer exportorientierten Industrieregion mit moderner Produktion markierten. Die Untersuchung zeigt, wie BMW durch gezielte Standort- und Investitionsentscheidungen die regionale Wirtschaftsstruktur nachhaltig prägte: Durch die Dezentralisierung der Produktion, die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Förderung der beruflichen Bildung wurden soziale und wirtschaftliche Dynamiken in den Regionen erheblich beeinflusst. Dabei werden auch die sozialen Folgen wie Zuwanderung, soziale Mobilität sowie die Veränderung der Betriebskultur beleuchtet.

Neben der Analyse der regionalen Effekte widmet sich die Arbeit auch der politischen Steuerung. Es wird untersucht, wie staatliche Förderprogramme, Subventionen und regionale Strategien die Standortentwicklung beeinflussten und in welchem Spannungsfeld BMW als „policy player“ zwischen Marktlogik und politischer Lenkung agierte. Darüber hinaus wird die Bedeutung der Internalisierung und Internationalisierung Bayerns analysiert, die BMW durch den Aufbau globaler Produktionsstandorte und den Technologietransfer förderte. Die Arbeit fragt, wie diese Prozesse den Innovationsstandort Bayern stärkten und den Wettbewerb im globalen Automobilmarkt beeinflussten.

Schließlich wird der Vergleich mit dem Automobilhersteller Audi herangezogen, um unterschiedliche Entwicklungswege und ihre Auswirkungen auf die regionalen Strukturwandelprozesse in Bayern herauszuarbeiten. Ziel ist es, anhand dieser Analyse die komplexen Wechselwirkungen zwischen Unternehmensstrategie, regionaler Entwicklung und gesellschaftlichem Wandel sichtbar zu machen. Insgesamt soll die Arbeit einen Beitrag zum Verständnis der industriellen Modernisierung Bayerns leisten und aufzeigen, wie ein global agierendes Unternehmen den Strukturwandel in einer Region maßgeblich mitgestaltet.