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„Der Außenhandel des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg“

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 beendete die erste Phase einer weltweit vernetzten Wirtschaft. Das 1871 vereinigte Deutsche Reich entwickelte sich dazu parallel von einem Agrarstaat zu einem Industriestaat und war am Vorabend des Ersten Weltkriegs die zweitgrößte Wirtschaftsmacht nach den Vereinigten Staaten von Amerika. Parallel dazu expandierte auch der Außenhandel, wobei das Deutsche Reich zunehmend Rohstoffe und Agrarprodukte im Austausch gegen Industriegüter importierte.

Der Außenhandel des Deutschen Reichs hatte im letzten Friedensjahr 1913 einen Umfang von fast 21 Mrd. Mark. Während die Handelsbilanz noch passiv war, allerdings mit einer starken Tendenz zum Ausgleich der Ex- und Importe, war die Leistungsbilanz leicht positiv.

Über die Entwicklung des deutschen Außenhandels im Ersten Weltkrieg liegt bis jetzt keine ausführliche Gesamtdarstellung aus deutscher Sicht vor. Lediglich die Jahreswerte der Gesamtimporte und -exporte wurden nach dem Ersten Weltkrieg veröffentlicht, aber ohne auf weitere Details wie Produkte oder Länder einzugehen. Zusätzlich wurden nur in wenigen Einzeldarstellungen zu spezifischen  Themen der Kriegswirtschaft einzelne Daten publiziert. Interessanterweise liegt für Österreich-Ungarn eine detaillierte amtliche Außenhandelsstatistik für den Zeitraum bis inkl. 1917 vor, welche wertvolle Hinweise und Anregungen für dieses Projekt liefert.

Im Rahmen dieses Projekts sollen schwerpunktmäßig deutsche Quellen erschlossen und ausgewertet werden, insbesondere bisher unbekanntes Aktenmaterial, welches bis 1989 westdeutschen Historikern nicht zur Verfügung stand. Ergänzend wird ausländisches Material hinzugezogen.

Basierend auf einer empirischen Analyse des vorhandenen Datenmaterials sollen diese in einen Kontext zu den sonstigen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Ereignissen gesetzt und die Ergebnisse diskutiert werden.  Wichtige Einzelaspekte sind dabei u.a. die Finanzierung der deutlich passiven Handelsbilanz, die Rolle des neutralen Auslands dabei , die Bedeutung der verbliebenen Zufuhren für die Fortsetzung des Krieges sowie eine kritische Auseinandersetzung mit politischen Kampfbegriffen wie „Hungerblockade“. Letztendlich soll eine Darstellung der sich durch den Ersten Weltkrieg deutlich verschlechternden deutschen Position gegenüber dem Ausland den Abschluss bilden.