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Pferdeappell bei den Behringwerken in Marburg

Was haben Pferde mit Wirtschaftsgeschichte - speziell mit Unternehmensgeschichte - in Marburg zu tun?

Pferde waren vor allem in der Land- und Forstwirtschaft, in selteneren Fällen, wie etwa im Ruhrbergbau des 19. Jahrhunderts, auch unter Tage in der Industrie im Einsatz. Bei den Behringwerken in Marburg hatten sie eine besondere Aufgabe: Sie stellten den Rohstoff, das Serum für einen Impfstoff gegen Diphtherie, auf dessen Basis der Nobelpreisträger Emil von Behring im Ersten Weltkrieg ein Unternehmen in Marburg gründete, welches wiederum 1929 in die I.G. Farben, das größte Chemieunternehmen der Welt, eingegliedert wurde. Die Behringwerke entwickelten sich so zu einem weltweit führenden Anbieter von Impfstoffen.

Die weitere Geschichte der Behringwerke steht exemplarisch für wirtschafts- und unternehmenshistorische Entwicklungen im 20. Jahrhundert, für das Engagement deutscher Unternehmen im Nationalsozialismus (in Form von Fleckfieberversuchen an KZ-Häftlingen in Buchenwald), für eine Neuordnung nach 1945 (durch die Eingliederung in die Höchst AG) sowie für die Europäisierung und Internationalisierung durch Eingliederung in schweizer (Novartis) und französische (Sanofi-Aventis) Unternehmen.

Ausgehend von den Pferden der Marburger Behringwerke erschließt sich so ein breites Themenspektrum der Wirtschafts- und Unternehmens- und Sozialgeschichte im deutschen, europäischen und globalen Kontext.

Das Foto entstammt dem Behring-Archiv, Arbeitsstelle der Geschichte der Medizin der Philipps-Universität.