11.01.2023 Zwei neue Bände der Deutschen Dialektgeographie erschienen

Deutsche Dialektgeographie Band 130 und Band 131 sind neu erschienen:

Band 130 (2022)

Matthias Hahn: Sprechgeschwindigkeit und Reduktion im deutschen Sprachraum. Eine Untersuchung zur diatopischen Variation standardintendierter Vorleseaussprache.

Der vorliegende Band geht erstmals systematisch der Frage nach, welche sprachräumliche Variation für Sprechgeschwindigkeit und phonetische Reduktion im Deutschen angenommen und wie das komplexe Wechselwirken dieser Faktoren empirisch aufgelöst werden kann.
In einem theoretisch-methodologischen Vorbau werden für "Sprechgeschwindigkeit" und "Reduktion" je einzeln sowie kombiniert die vielfältigen Variationsbedingungen zusammengetragen und eine ausgiebige Methodenreflexion der nationalen wie internationalen Sprechtempo- und Reduktionsforschung mit Blick auf die sprachgeografische Dimension des Problems vorgenommen.
Für die empirische Auswertung bilden die zu diesem Zweck in zwei Sprechtempi erhobenen "Nordwind" und "Sonne"-Aufnahmen aus dem "Deutsch heute"-Korpus die Grundlage, welche für den gesamten, zusammenhängenden deutschsprachigen Raum vorliegen.
Diese Daten ermöglichen es, für jedes Lautsegment horizontale Ausprägungsunterschiede hinsichtlich der Dauer und Realisierung auf makro- sowie mikroskopischer Ebene zu ermitteln, zu kartieren und sprachgeografisch zu vergleichen. Mittels Faktorenanalyse wird weiterhin das Ausmaß der Realisierungs- und Dauervarianz der Einzellaute auf die wesentlichen Raumfaktoren gebündelt und die Ergebnisse sowie das Problemfeld selbst in einen generellen sprachdynamischen Zusammenhang eingeordnet.

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Band 131 (2022)

Hannah Reuter: Sprachpolitik von unten: Niederdeutsch in der Erwachsenenbildung. Regionalsprachenunterricht zwischen lokaler Normierung, Regionalisierung und überregionaler Standardisierung.

In Zeiten, in denen das Niederdeutsche kaum noch ungesteuert an die Folgegeneration weitergegeben wird, liegt der sprachpolitische Fokus heute klar auf der institutionellen Sprachvermittlung. Dass das Niederdeutsche aber – anders als andere unterrichtete Fremdsprachen – nicht standardisiert ist, wirft grundlegende Fragen auf: Welche Varietät der stark untergliederten norddeutschen Regionalsprache soll Unterrichtsgegenstand sein? Welche Formen gelten jeweils als richtig und wie wird eine Sprache geschrieben, die Jahrhunderte lang fast ausschließlich mündlich gebraucht wurde?
Diesen und weiteren Fragen geht die Autorin mittels einer teils quantitativ, teils qualitativ angelegten Untersuchung der niederdeutschen Erwachsenenbildung nach. Ziel der Studie an der Schnittstelle von Sprach- und Kulturwissenschaften ist es, die Normentscheidungen aufzuspüren, die Niederdeutschlehrkräfte in der Unterrichtspraxis treffen, und den kulturellen und identifikatorischen Kontext auszuleuchten, in dem diese getroffen werden.

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