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Göz Kaufmann: "Sorvete un Tema is nich Dütsch". Zur Integration portugiesischer Lehnwörter in drei deutschen Varietäten Südbrasiliens
KURZFASSUNG: In diesem Beitrag wird das Lexikon von 129 südbrasilianischen Sprechern deutscher Außendialekte analysiert, die 46 Stimulussätze vom Portugiesischen ins Mennonitenplautdietsche, ins Pommersche beziehungsweise ins Hunsrückische übersetzten. Der Vergleich von Häufigkeit und phonetischer Form der portugiesischen Lehnwörter und die Analyse der bei den Übersetzungen vorkommenden Verzögerungsphänomene erlauben es, wertvolle Einblicke darüber zu gewinnen, wie die mehrsprachigen Informanten lexikalische Elemente speichern. Während Häufigkeit und Form der Entlehnungen hauptsächlich durch die Herkunft, das Alter, das Geschlecht und die Sprachkompetenzen der Informant(inn)en erklärt werden können, tauchen (un)gefüllte Pausen, Segmentdehnungen und Abbrüche vermehrt bei den mennonitischen Übersetzungen auf. Da die Mennoniten nicht schlechter Portugiesisch sprechen als Pommern und Hunsrücker, die deutsche Varietät und insbesondere das Standarddeutsche aber besser beherrschen als diese, überrascht dieser Unterschied auf den ersten Blick. Die Tatsache, dass portugiesische Lehnwörter bei den Mennoniten seltener vorkommen, lässt allerdings den Schluss zu, dass das dialektale und das portugiesische mentale Lexikon der Mennoniten weniger konvergiert haben als dies bei Pommern und Hunsrückern der Fall ist. Infolgedessen erweist sich der lexikalische Zugriff und Abruf bei den Mennoniten als deutlich kompetitiver.
Schlagworte: Wortentlehnung, mentales Lexikon, Verzögerungsphänomene, Sprachvariation, deutsch-portugiesischer Sprachkontakt
ABSTRACT: This article analyzes the lexicon of 129 speakers of German dialects in Southern Brazil, who translated 46 Portuguese stimulus sentences into Mennonite Low German, Pomeranian, or Hunsrückisch. By comparing the number and phonetic shape of the Portuguese loanwords and by analyzing the hesitation phenomena that occurred during the translation task, we can gain valuable insights into the informants’ storage of lexical items. While the overall rate and shape of the borrowed elements are largely determined by the informants’ origin, age, sex, and competence in the contact languages, (un)filled pauses, segment lengthenings, and break-offs are more frequent among speakers of Mennonite Low German. Initially, this is puzzling, since the Mennonites are as proficient in Portuguese as their Pomeranian- and Hunsrückisch-speaking counterparts, while their dialect knowledge and especially their knowledge of Standard German is actually better. However, taking into account that the overall number of loanwords in Mennonite Low German is lower, it stands to reason that the Mennonites’ German and Portuguese mental lexica have converged less than the lexica of the Pomeranians and Hunsrückers. Consequently, the Mennonites are faced with more competition during lexical access and retrieval.
Keywords: lexical borrowing, mental lexicon, hesitation phenomena, language variation, German-Portuguese language contact