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Abriss der Institutsgeschichte
Gründer des Instituts ist der Sprachwissenschaftler Georg Wenker (1852–1911).
1876 | versendet Georg Wenker einen Fragebogen mit 42 kurzen "volksthümlichen" Sätzen an die Schulen im Rheinland, die er mit Hilfe der Lehrer in die jeweiligen Ortsdialekte übersetzten läßt, um daraus eine "Dialectkarte der nördlichen Rheinprovinz" zu erstellen. Ziel ist es, die Grenze zwischen den südlichen "mitteldeutschen" und den nördlichen "niederdeutschen" Dialekten zu dokumentieren. |
1877 | übernimmt Wenker eine Bibliothekarsstelle an der Universität Marburg. |
1879 | legt er über die Philosophische Fakultät der Universität Marburg dem Preußischen Kultusminister in Berlin den Plan für eine "Dialectkarte der preuß. Monarchie" vor und erhält dort Unterstützung. |
1881 | beginnt er mit den Vorarbeiten für einen "Sprachatlas von Nord- und Mitteldeutschland". Die Datenerhebung geschieht in gleicher Weise wie bei der "Dialectkarte der nördlichen Rheinprovinz", allerdings mit modifizierten Sätzen, die als "Wenkersätze" in der Dialektologie des Deutschen bis heute verwendet werden. |
1887 | wird das Erhebungsgebiet auf das gesamte Deutsche Reich erweitert, und Wenkers Unternehmen wird eine Institution des Preußischen Innenministeriums. Die Ausarbeitung des handschriftlichen Sprachatlas des Deutschen Reichs beginnt. - Später werden auch die deutschsprachigen Gebiete Mitteleuropas außerhalb der Reichsgrenzen erfaßt. Nach Sammlungsende 1939 liegen aus insgesamt ca. 50.000 Orten Fragebögen vor. |
1911 | übernimmt nach Wenkers Tod dessen Mitarbeiter (seit 1887) Ferdinand Wrede (1863–1934) die Leitung. In Personalunion leitet er die Kanzlei des neu gegründeten Hessen-Nassauischen Wörterbuchs, ein Unternehmen der Preußischen Akademie der Wissenschaften. |
1920 | Umwandlung des Sprachatlas-Unternehmens in die "Zentralstelle für den Sprachatlas des Deutschen Reichs und deutsche Mundartenforschung" als Institut an der Philipps-Universität Marburg. |
1927 | beginnt die Drucklegung des Deutschen Sprachatlas. Bis 1956 erscheinen 128 Karten. (1984 beginnt der computativ erstellte Kleine Deutsche Sprachatlas zu erscheinen, der die im Deutschen Sprachatlas nicht behandelten Themen aufgrund einer Auswahl von 6.000 Fragebögen aus den insgesamt ca. 50.000 eingesammelten Fragebögen objektiviert.) |
1930 | wird der Marburger Indogermanist Hermann Jacobsohn (1879–1933) zum kommissarischen Leiter der "Zentralstelle" berufen. Am 25. April 1933, kurz nach Hitlers Machtergreifung, wurde Jacobsohn, der der jüdischen Religionsgemeinschaft angehörte, aus dem Dienst als Hochschullehrer entlassen. Zwei Tage später nahm er sich das Leben. |
1933 | wird Walther Mitzka (1888–1976) als Nachfolger Ferdinand Wredes, der 1929 in den Ruhestand getreten war, zum Direktor des Instituts berufen, das fortan den Namen "Deutscher Sprachatlas" führt. |
1938 | beginnt Mitzka mit der Datensammlung zum Deutschen Wortatlas. Wiederum werden aus fast 50.000 Orten des deutschsprachigen Mitteleuropas (ohne die Schweiz) Daten zusammengetragen. Der Deutsche Wortatlas erscheint zwischen 1956 und 1980 in insgesamt 22 Bänden. |
1956 | wird Ludwig Erich Schmitt (1908–1996) Nachfolger Walther Mitzkas. Das Institut erhält den Namen: Forschungsinstitut für deutsche Sprache - Deutscher Sprachatlas. Schmitt gründet die Reihe "Deutscher Sprachatlas. Regionale Sprachatlanten", treibt die Arbeiten am Deutschen Wortatlas voran und macht das Institut durch die Einbeziehung neuer Fragestellungen in das Forschungsprogramm zu einer international bedeutenden Ausbildungsstätte für germanistische Sprachwissenschaftler. |
1973 | wird das Institut unter Einbeziehung des Forschungsinstituts Hessen-Nassauisches Wörterbuch durch Erlaß des Hessischen Kultusministers Teil eines Fachbereichs der Philipps-Universität. Die Leitung übernimmt ein Direktorium. Geschäftsführende Direktoren sind Reiner Hildebrandt (1974–1979, 1995–1998), Wolfgang Putschke (1979–1987) und Joachim Göschel (1987–1995). Zwischen 1983 und 1989 ist das Forschungsinstitut in ein Institut I (Allgemeine Dialektologie) unter dem Direktor Walter Haas und ein Institut II (Abteilungen Historische Dialektologie, Phonetik, Linguistische Informatik, Sprache in Hessen und Hessen-Nassauisches Wörterbuch) geteilt. |
2000 | wird Jürgen Erich Schmidt im Zuge der Umstrukturierung des Instituts zu dessen Leiter berufen. |
2001 | Beginn des DFG-Projektes "Digitaler Wenkeratlas" zur Publikation und digitalen Aufbereitung der Wenker-Karten im Internet. Laufzeit 8 Jahre. |
2003 | Ausrichtung des 1. Kongresses der Internationalen Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen (IGDD) in Marburg vom 5. – 8. März 2003 |
2008 | Umbenennung des Instituts in "Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas" |
2008 | Beginn des Projektes regionalsprache.de (REDE) gefördert von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur (Mainz). Laufzeit 19 Jahre |
2018 | Ausrichtung des 6. Kongresses der Internationalen Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen (IGDD) in Marburg vom 12. – 15. September 2018 |