Hauptinhalt

Peter Auer, Marin Pfeiffer, Göz Kaufmann und Julia Breuninger: Dialektabbau im grenznahen Alemannischen in Deutschland: die Rolle des elsässischen Hinterlands

KURZFASSUNG: Wir untersuchen, ob der Dialektabbau im grenznahen Alemannischen Deutschlands durch die sehr konservativen Dialekte im Elsass abgeschwächt wird. Dazu werden die Ergebnisse von variations- und soziolinguistischen Analysen vorgestellt. Datengrundlage sind Produktionsdaten (soziolinguistische Interviews und Dialektfragebögen) und Einstellungsdaten in einer sozial geschichteten Stichprobe von Alemannisch-Sprechern und -Sprecherinnen in südwestdeutschen Orten nahe der Staatsgrenze zu Frankreich. Im Mittelpunkt stehen die Senkung von mhd. ë und die Frikativierung von intervokalisch /g/. Diese Variablen kommen im deutschen Alemannisch nur in einer kleinen Grenzzone zu Frankreich vor, während sie im elsässischen Alemannisch weit verbreitet sind. Aus deutscher Sicht haben diese Merkmale also ein starkes Hinterland auf der französischen Seite. Die Frage ist nun, ob diese Variablen weniger anfällig für Abbau sind als geographisch anders verteilte phonologische Merkmale. Zwei relevante Kontrollvariablen sind die Realisierung des hinteren Frikativs als [x] nach vorderen Vokalen und die Frikativierung des intervokalischen /b/. Diese Variablen sind auf beiden Seiten der Grenze im Süden bzw. Norden verbreitet, können also nicht mit dem elsässischen Alemannisch assoziiert werden. Unsere Analysen bestätigen die Hypothese. Der Hinterlandeffekt des Elsass ist allerdings relativ schwach und zeigt sich nur bei Sprechern und Sprecherinnen aus Regionen mit einer vergleichsweise starken Elsass-Orientierung.

Schlagworte: Dialektabbau, Grenzdialekte, Elsass, politische Grenzen, Einstellungen

Keywords: Dialect levelling, border dialects, Alsace, political borders, attitudes