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Nachruf und Würdigung

Reiner Hildebrandt (*21. März 1933  †6. Mai 2025)

Das Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas trauert um den lieben Kollegen Prof. Dr. Reiner Hildebrandt, von 1971 bis 2000 Professor an der Philipps-Universität Marburg und von 1974 -1979 und 1995 -1998 geschäftsführender Direktor des Forschungszentrums Deutscher Sprachatlas. 

Reiner Hildebrandt hat die Germanistische Sprachwissenschaft mit bedeutenden Arbeiten zur Sprachgeschichte, Textphilologie, Wortgeographie und Wortgeschichte geprägt. Das Fach verdankt ihm Grundlagenwerke, in denen die altdeutsche Literatur erschlossen wird, wie das Summarium Heinrici (eine althochdeutsche Enzyklopädie) und die Physica (das naturkundliche Werk) der Hildegard von Bingen sowie die umfassendste Dokumentation der Wortgeographie der deutschen Dialekte in dem 22-bändigen „Deutschen Wortatlas“, den er zum Abschluss bringen konnte. 

Aufgewachsen in Rüdesheim, in der Nähe der Wirkungsstätte der Hildegard, die eines seiner großen Lebensthemen werden sollte, studierte er in Marburg und Bonn Germanistik, evangelische Theologie und Psychologie. 1961 legte er das Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab und wurde im selben Jahr mit einer wortgeschichtlichen Dissertation in Marburg promoviert, wo er sich 1971 auch mit der Arbeit über das Summarium Heinrici habilitierte.

Reiner Hildebrandt war ein begeisternder Universitätslehrer. In seiner Lehre wurde die Wortgeschichte zur Zeitreise durch die europäische Kultur. Für jüngere Kolleginnen und Kollegen war er eine nie versiegende Auskunftsquelle und ein unermüdlicher Impulsgeber. Das Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas wird ihn in lebendiger Erinnerung behalten.