28.05.2025 Fachbereichsrat entscheidet über die Vergabe des fachbereichsinternen Alfred-Wegener-Dissertationspreises
Preis für den Jahrgang 2024 geht an Dr. Maximilian Dreher und an Dr. Giuseppe Meneghini

Zum fünften Mal würdigt der Fachbereich Physik in diesem Jahr mit dem Alfred-Wegener-Dissertationspreis die Forschungsleistungen von Nachwuchswissenschaftler*innen; zum ersten Mal wurde dabei der Preis geteilt, der durch die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung gefördert wird und mit insgesamt 4.000 Euro dotiert ist.
Der Preis geht zu gleichen Teilen an Dr. Maximilian Dreher für seine Dissertation Control and Refinement of Self-Organizing Molecular Thin Film Structures und Dr. Giuseppe Meneghini für seine Dissertation Hybrid Exciton Thermalization in Atomically-Thin Semiconductors. Beide Wissenschaftler haben 2024 ihre Promotion mit Auszeichnung abgeschlossen, Herr Dreher in der AG Molekulare Festkörperphysik von Prof. Dr. Gregor Witte und Herr Meneghini in der AG Ultraschnelle Quantendynamik von Prof. Dr. Ermin Malic.
Dr. Maximilian Dreher hat sich mit verschiedenen Fragestellungen zur Strukturbildung und Grenzflächenelektronik molekularer Dünnfilme beschäftigt. Einen Hauptschwerpunkt seiner Arbeiten stellen die Untersuchungen zur Strukturbildung von Molekülfilmen auf zweidimensionalen Materialien dar, die zwar ein großes technologisches Potential besitzen, deren zugrundeliegende physikalische Details bisher aber unzureichend verstanden sind.
In seiner Arbeit hat Maximilian Dreher modellhafte Schichten mit Molekularstrahl-Deposition im Ultrahochvakuum präpariert, mit einer Vielzahl von hochmodernen Methoden der Oberflächenphysik charakterisiert und adäquate Wachstumsmodelle numerisch simuliert, um die Erzeugung und Struktur der molekularen Monolagen im Detail zu verstehen. „Herrn Dreher ist es gelungen, das Heterowachstum von Acen-Filmen auf zweidimensionalen Materialien eindeutig als Musterbeispiel einer van-der-Waals Epitaxie zu identifizieren. Das ist eine bemerkenswerte Leistung, denn dieses Konzept ist in der Literatur bislang als hypothetisch und unrealistisch kritisiert worden.“ erläutert sein Betreuer, Prof. Dr. Gregor Witte und weist darauf hin, dass das von Herrn Dreher ersonnene Verfahren zur Film-Epitaxie für viele andere molekulare Systeme verwendbar ist und derzeit für die Erzeugung neuer Molekülfilme angewandt wird.
Maximilian Dreher hat im Rahmen seiner Dissertation acht Artikel in hochrangigen Fachzeitschriften mit hohem Impact-Faktor veröffentlicht; bei sechs dieser Publikationen war er der Erstautor.
Dr. Giuseppe Meneghini leistete einen wesentlichen Beitrag zur mikroskopischen Modellierung der ultraschnellen Exziton-Dynamik in van-der-Waals Heterostrukturen. In enger und erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen der Theorie-Gruppe in Marburg und der experimentell arbeitenden Gruppe von Prof. Stefan Mathias in Göttingen konnten Entstehung, thermische Relaxation, räumliche Bewegung und Zerfallsprozesse von stark Coulomb-gebundenen Elektron-Loch Paaren in zweidimensionalen Schicht-Strukturen aus Übergangsmetall-Dichalkogeniden (TMD) im Detail erklärt werden.
„Giuseppe Meneghinis Modellierung überzeugt insbesondere dadurch, dass sie neue mikroskopische Einblicke in den ultraschnellen Phononen-getriebenen Ladungstransfer in TMD-Heterostrukturen liefert und die Erkenntnisse zum Auftreten eines Phonon-Bottlenecks bei der Relaxationskaskade von heißen Moire-Exzitonen in verdrehten van-der-Waals TMD-Heterostrukturen erweitert.“ kommentiert sein Betreuer Prof. Dr. Ermin Malic die Arbeit von Herrn Meneghini und erläutert weiter, dass die zeit-, impuls- und ortsaufgelöste Exziton-Dynamik die in Göttingen durchgeführten Experimente vollständig erklärt und neue, bisher unbeobachtete Phänomene in diesen Materialien voraussagt.
Giuseppe Meneghinis Dissertation basiert auf neun Veröffentlichungen in äußerst renommierten Fachzeitschriften wie Nature, Science Advances (Titelseite), Nature Photonics, Nano Letters und ACS Photonics. Bei der Veröffentlichung in Nature ist er Erstautor für den Bereich der Theorie.
Der Fachbereichsrat Physik entschied in seiner Sitzung am 28. Mai 2025 über die Vergabe und folgte damit der Empfehlung der Auswahlkommission. Prof. Dr. Florian Gebhard, Vorsitzender des Auswahlgremiums und Dekan des Fachbereichs Physik, erläutert, dass die Entscheidung – wieder einmal – nicht leicht gewesen sei. „Letztlich“, so Herr Gebhard, „hat die Kommission überzeugt, dass beide Wissenschaftler äußerst beachtliche Publikationsleistungen vorweisen können, die die wissenschaftliche Bedeutung ihrer Forschungen dokumentieren. Es ist überaus erfreulich, dass wir hier in Marburg derart herausragende wissenschaftliche Talente fördern können.“
Die akademische Feier anlässlich der Preisverleihung findet am 4. Juli 2025 um 16 Uhr statt.
Der Fachbereich dankt der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung für diese Förderung.