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Wissenschaftshistorisches Kolloquium - WiSe 25/26

Mehrere aufgereihte Bücher, auf denen eine Lupe liegt
Foto: Colourbox.de

Auch im Wintersemester laden wir Sie wieder herzlich zu unserem „Wissenschaftshistorischen Kolloquium“ ein. Die Veranstaltungen finden immer mittwochs um 18:15 Uhr statt und können vor Ort im Hörsaal des Instituts für Geschichte der Pharmazie und Medizin (Roter Graben 10, 35037 Marburg) und online via BigBlueButton mitverfolgt werden. Bei Interesse an einer Online-Teilnahme wenden Sie sich bitte an unser .

2025

15.10.2025

Sophia König, Universität Leipzig

Titel folgt

22.10.2025

Udo Andraschke, FAU Erlangen

Ansichtssache. Über das Exponieren menschlicher Präparate

  • Abstract

    Die Diskussion um menschliche Überreste in Sammlungen und Museen hat sich in den vergangenen Jahren noch einmal intensiviert. Einige Museen haben mittlerweile entschieden, die in ihren Sammlungen befindlichen Präparate nicht mehr öffentlich zu präsentieren. Andere Einrichtungen oder Ausstellungen versuchen sich an einem Mittelweg, indem sie ihre Bestände nurmehr implizit zeigen oder ihre Präsentationen mit Warnungen versehen, die auf den sensiblen Charakter der dort exponierten „Dinge“ explizit hinweisen. Kann und soll man anatomische und pathologische Präparate öffentlich zeigen? Und falls ja, wie könnten zeitgemäße Formen des reflektierten und gleichermaßen sensiblen Ausstellens und Vermittelns von Präparaten menschlicher Herkunft aussehen?

29.10.2025

Prof. Dr. Christoph Gradmann, University of Oslo

Ein anderer Zauberberg. Ein Tuberkulosekrankenhaus in Tansania und seine Geschichte 1926-1996

  • Abstract

    Am Beispiel des Kibong’oto-Krankenhauses in Tansania zeigt uns Christoph Gradmann, wie sich die Geschichte der afrikanischen Tuberkulose von der der Krankheit in Europa unterscheidet. 1926 gegründet, wurde dieses Krankenhaus bald zu einem der größten und bedeutendsten in ganz Ostafrika. Welche Therapien wurden wann angewandt, welche Rolle spielten klinische und epidemiologische Forschung, wie wurde aus einem Prunkstück des kolonialen Gesundheitswesens nach 1961 das nationale Tuberkulosekrankhauses eines unabhängigen Staates, wie wurde europäische Medizin von afrikanischen Experten weiterentwickelt, wie veränderte sich schließlich das Krankenhaus nach 1980, als Staatsbankrott und Aids als sehr unterschiedliche aber gleichermaßen formidable Herausforderungen auftauchten? Ebenfalls zur Sprache kommen heuristische Probleme: Welche Quellen haben wir für diese Geschichte und wie gehen wir mit ihnen um?

19.11.2025

Claudia Weiß, Franckesche Stiftungen in Halle

Alchemie und Pietismus. Alchemische Praxis am Halleschen Waisenhaus im 18. Jahrhundert

  • Abstract

    Der Vortrag stellt das derzeit an den Franckeschen Stiftungen zu Halle laufende, von der DFG geförderte Forschungsprojekt zu den alchemischen Praktiken der großangelegten Medikamentenherstellung am Halleschen Waisenhaus im 18. Jahrhundert vor. Die von August Hermann Francke Ende des 17. Jahrhunderts gegründete Institution mit Schulen und Versorgungseinrichtungen für Kinder aller Stände entwickelte sich zu einem Zentrum des Pietismus mit internationaler Vernetzung und globalem Aktionsradius. Im Projektfokus stehen die hierzu gehörigen pharmazeutischen Einrichtungen: die Waisenhaus-Apotheke und die Medikamenten-Expedition mit ihren Laboratorien zur Arzneimittelentwicklung sowie -produktion und dem damit verbundenen weltweiten Versandhandel. Basierend auf neuen methodischen Ansätzen der Wissensgeschichte wird nach dem wechselseitigen Verhältnis von Alchemie und Pietismus gefragt. Zudem wird mit dem Halleschen Waisenhaus ein für die Alchemiegeschichtsforschung neuer Ort alchemischer Praxis (neben der beispielsweise besser erforschten Alchemie an Höfen) untersucht, was neue Perspektiven auf das Thema ermöglicht.

17.12.2025

Dr. Marion Baschin, Institut für Geschichte der Medizin Stuttgart

Arnica und Co. Selbstmedikation mit homöopathischen Arzneimitteln in historischer Perspektive

  • Abstract

    Der Arzt Samuel Hahnemann entwickelte zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Therapiesystem, das er selbst Homöopathie nannte. Von Beginn an und bis 
    heute wird der Ansatz stark kritisiert. Doch die Homöopathie wurde sehr rasch von Laien verwendet und immer wieder nachgefragt, Laienvereine wurden 
    gegründet und Ratgeberliteratur verfasst. Da die homöopathischen Medikamente einfach einzunehmen und zu lagern waren, im Allgemeinen kaum Nebenwirkungen hatten und verhältnismäßig günstig waren, boten sie im Vergleich zu herkömmlichen Arzneien gewisse Vorteile bei der Selbstmedikation.
    Doch hat der Vorgang der Selbstbehandlung mit homöopathischen Wirkstoffen selten direkte Quellen oder Nachweise hinterlassen. Im Vortrag werden die 
    Rahmenbedingungen für diese Möglichkeit der Selbstmedikation vorgestellt: 
    Warum wurde die Homöopathie teilweise geradezu als "ideale" Hausmedizin verstanden? Wie konnten Laien das notwendige Wissen erwerben, um 
    homöopathische Arzneien selbst anzuwenden? Welche Mittel standen für den Hausgebrauch zur Verfügung? Dabei wurde ein "eigenmächtiges" Therapieren 
    durch Laien gerade durch Ärzte oft kritisch gesehen und abgelehnt. Am Beispiel der Selbstmedikation mit homöopathischen Mitteln lassen sich daher 
    auch exemplarisch Probleme aufzeigen, die auf den Bereich der Selbstmedikation und damit verbundene Gefahren im Allgemeinen zutreffen.

2026

21.01.2026

Dr. PD Francesco Roberg, Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier/Stadtarchiv

Mathematik als Instrument des Pharmaziehistorikers

  • Abstract

    Das sog. Antidotarium Nicolai ist das wirkmächtigste Antidotar des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Der Text ist in nahezu alle Volkssprachen Europas wie auch ins Hebräische und Arabische übertragen und bereits 1471 gedruckt worden. Die lateinische handschriftliche Überlieferung dürfte im vierstelligen Bereich liegen. In krassem Widerspruch zu seiner Bedeutung ist der Stand der Erforschung des Textes, der als äußerst mangelhaft zu charakterisieren ist. Das beginnt mit der völlig unklaren Textgestalt auf Detail- und Gesamtebene, setzt sich mit den Problemen rund um Autorschaft, Entstehungszeitpunkt und -ort fort und mündet schließlich in Fragen nach der konkreten Bedeutung einzelner Teile und der Umsetzung der in ihnen genannten Bestimmungen in die Praxis.  Der Vortrag erklärt erstmals schlüssig das komplizierte medizinalmetrologische System des Textes, das ganz außergewöhnliche Einblicke erlaubt, und fragt nach den Konsequenzen für Textkritik und Pharmaziegeschichte.

Stand der Information: September 2025