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Wissenschaftshistorisches Kolloquium - SoSe 24

Wir laden Sie wieder herzlich zu unserem „Wissenschaftshistorischen Kolloquium“ ein. Die Veranstaltungen finden in diesem Semester mittwochs um 18:15 Uhr statt und können vor Ort im Hörsaal des Instituts für Geschichte der Pharmazie und Medizin (Roter Graben 10, 35037 Marburg) und online via BigBlueButton mitverfolgt werden. Bei Interesse an einer Online-Teilnahme wenden Sie sich bitte an unser .

15. Mai 2024

Dr. Sabine Bernschneider-Reif, Merck Archiv

Das Corporate History Research Department bei Merck – Who Needs?

  • Abstract

    Doktoranden aber auch allen anderen Forschenden wird ein Einblick in das Forschungszentrum „Corporate History“ bei Merck gegeben. Vorgestellt werden das Archiv, die Sammlungen und die Bibliothek. Wir kann ich recherchieren? Für welche Themen eignen sich die Bestände? Was finde ich? Welche Hilfestellung bekomme ich? Wer forscht dort? Wie kann ich mich mit der Scientific Community vernetzen?

    Das Merck-Archiv ist als „national wertvolles Kulturgut“ geschützt. Es umfasst neben dem Familienarchiv das internationale Unternehmensarchiv mit handschriftlichen und gedruckten Archivalien (Briefwechsel, Verträge, Patente, Laborjournale, Herstellungsvorschriften, Pläne oder Werbung), Fotos und Filmen, Büchern und Zeitschriften, Tondokumenten und digitalen Speichermedien Die ältesten Schriftstücke stammen aus dem 16. Jahrhundert. Ein Schaudepot mit einer Vielzahl an Objekten und eine Kunstsammlung ergänzen die Bestände. 

    Wie sammeln, bewahren, bewerten, erschließen und bearbeiten. Wir reflektieren konzeptionelle Grundlagen der Pharmazie, Chemie und Medizin oder beantworten Fragen im Kontext von Forschung und Unternehmertum. Diese Aufgaben bearbeitet ein interdisziplinäres Team mit externen Kooperationspartnern und mit einem breiten Methodenspektrum. Wir bieten sachverständige Beratung zu den Quellen, liefern Ideen und finden Lösungen. Auf quellenfundierter Basis entstehen hochwertige Beiträge für den fachlichen und öffentlichen Diskurs.

    Im Museum wird in einer Dauerausstellung sowie mit Sonderausstellungen zu aktuellen Themen der ständige Wandel des Unternehmens präsentiert. Historische Filme machen die Arbeitswelt erlebbar. Das Schaudepot mit einer Vielzahl an Objekten, Chemikalien und Fertigarzneimittel ist nach Anmeldung nutzbar.

    Die Präsenzbibliothek enthält viele Tausend Bücher und Zeitschriften. Die Themen reichen von wertvollen kolorierten Herbarien des 15. Jahrhunderts über eine umfangreiche Sammlung an Pharmakopöen bis zu aktueller Fachliteratur. 

    Corporate History bietet international geschätzte Coworking-Spaces für Symposien, Vorträge, Round-Table-Gespräche und Lehrveranstaltungen.

12. Juni 2024

Dr. Thomas Ruhland, Universität Halle

human remains, missionarisches Sammeln und anatomische Sammlungen - die Herrnhuter Brüdergemeine und die Meckelschen Sammlungen zu Halle (Saale).

  • Abstract

    Die Herrnhuter Brüdergemeine, eine der einflussreichsten protestantischen Missionsgemeinschaften, unterhielt seit der Mitte des 18. Jahrhunderts enge Kontakte zu wissenschaftlichen Kreisen und gelehrten Sammlungen. Im 19. Jahrhundert nahmen menschliche Gebeine, sogenannte human remains, dabei eine besondere Rolle ein. Für die biologische Anthropologie mit ihrer rassischen Einteilung der Menschen waren Schädel aus der kolonialen Peripherie von besonderem Interesse, welche durch die Missionare erworben werden konnten.

    Dieser Vortrag untersucht das Netzwerk, durch das human remains aus dem Kontext missionarischen Sammelns in eine Vielzahl zentraleuropäischer Sammlungen kamen, und thematisiert zugleich die Funktion der Herrnhuter Brüdergemeine als Lieferant von human remains im Kontext der Konstituierung der biologischen Anthropologie. Als Beispiel dienen die Meckelschen Sammlungen, die Wirkungsstätte des Anatomen Herman Welcker (1822–1897), heute die zentrale anatomische Sammlung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Ebenso wird ein Ausblick auf die Verbindungen zu Karl Ernst von Baer (1792–1876) und zur anthropologischen Sammlung der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften gegeben.

26. Juni 2024

Dr. Marion Hulverscheidt, Universität Kassel

Friedrich Karl Kleine: ein wissenschaftliches Leben von Kolonialismus bis zum Nationalsozialismus.

10. Juli 2024

Julia Pflug, TU Braunschweig

In den Himmel gelobt und zum Teufel gewünscht – Klosterapothekerinnen der Frühen Neuzeit.

  • Abstract

    Die Berufstätigkeit als Apothekerin war für Frauen im Bayern des 18. Jahrhunderts verboten. So forderte beispielsweise das kurfürstliche Generalmandat aus dem Jahr 1785 die ständige Anwesenheit eines approbierten Apothekers, damit das „Publikum niemals Gefahr laufen möge, von ungeprüften Gesellen, Lehrjungen oder gar von Weibern bedienet zu werden.“ Für eine Gruppe von Frauen galt jedoch eine Ausnahme: Aufgrund ihres besonderen gesellschaftlichen Status war es geistlich lebenden Frauen erlaubt, den Beruf auszuüben, der ihren weltlichen Geschlechtsgenossinnen verwehrt blieb. So versorgten Ordensfrauen nicht nur ihre Mitschwestern in den Klöstern mit Arzneimitteln, sondern oft auch weltliche Patient*innen, wodurch sie nicht selten in heftige Konflikte mit ihren bürgerlichen, männlichen Kollegen gerieten. 

    Der Vortrag geht anhand verschiedener Fragen der Lebenswirklichkeit dieser Klosterapothekerinnen nach: Wie sah die Ausbildung der angehenden Apothekerinnen im 18. Jahrhundert aus? Welche Möglichkeiten und Grenzen brachte der Arbeitsplatz Klosterapotheke mit sich? Und wie gestaltete sich der wirtschaftliche und berufsständische Konflikt zwischen Klosterapothekerinnen und bürgerlichen Apothekern? Mit diesen Leitfragen ist der Vortrag angesiedelt zwischen Pharmaziegeschichte, Kirchen- beziehungsweise Ordensgeschichte sowie historischer Geschlechterforschung und ermöglicht so einen Fokus auf verschiedene Aspekte und eine multiperspektivische Betrachtung der Lebensrealität der Klosterapothekerinnen des 18. Jahrhunderts.