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Gemmen am Schrein der Heiligen Elisabeth

Professor Dr. Masberg (rechts) gibt den Mitgliedern des Marburger Universitätsbundes Einblick in die Welt der Edelsteine

Ausstellung im Mineralogischen Museum lockt zahlreiche Mitglieder des Universitätsbundes nach Marburg

Über 20 geladene Mitglieder des Marburger Universitätsbundes besuchten am vergangenen Samstag die Sonderausstellung „Juwelen für eine Heilige der Armen“, um sich exklusiv von Professor Dr. Peter Masberg Einblick in die faszinierende Welt der Edelsteine geben zu lassen.

Die vom Universitätsbund geförderte Sonderausstellung im Mineralogischen Museum konzentriert sich auf die Gemmen vom Schrein der Heiligen Elisabeth. Im Mittelpunkt steht ein Kameo, der als bedeutendster Stein des Elisabethschreins gilt. 1810 wurde er geraubt und war lange Zeit nur durch Beschreibung des Marburger Kunsthistorikers Carl Justi bekannt.

„Justi fühlte sich an Castor und Pollux, zwei jugendliche Helden, erinnert“, erklärt Peter Masberg das Relief, das zwei hintereinander liegende Köpfe zeigt. „Allerdings weiß man jetzt, dass der vordere Kopf Göttin Athena darstellt. Über die hintere Darstellung wird bisher noch spekuliert."

Seit Juni besitzt das Mineralogische Museum eine Original getreue Nachbildung des vor mehr als  2000 Jahren geschaffenen Kameos, der erst nach Recherche von Privatdozentin Rita Amedick vor einigen Monaten im Pariser Cabinet de Médailles wiederentdeckt wurde.

Ursprünglich zierten den Schrein über 850 Edelsteine, die zum großen Teil von älteren Schmuckstücken stammten. „Die meisten waren sicherlich Kettenanhänger, andere Steine dienten vor ihrer Anbringung am Elisabethschrein als Siegelsteine“, weiß Masberg.
Der Weg der Edelsteine von ihren Lagerstätten etwa in Indien oder Sri Lanka an den Elisabethschrein wird durch Schautafeln nachvollziehbar. Ebenfalls auf großen Tafeln abgebildet ist der Schrein selbst. Die Fotos in Originalgröße ermöglichen es, ihn von allen Seiten aus der Nähe betrachten zu können. 

 Schautafeln machen den Weg der Gemmen an den Schrein der Heiligen Elisabeth nachvollziehbar

Wie facettenreich das Mineralogische Museum ist, wurde den Mitgliedern des Marburger Universitätsbundes bereits bei der gemeinsamen Begehung der Dauerausstellung verdeutlicht. Eindrucksvoll schilderte Masberg die Geschichte des Museums, die eng mit der Entwicklung der Mineralogie an der Philipps-Universität zusammenhängt. „Die Sammlung entstand einst als Lehr- und Forschungssammlung. Mit 45 000 Mineralien und etwa 50 000 Gesteinsproben ist sie heute die größte in Hessen“, erklärt Masberg und fügt hinzu, dass sie den Ruf genießt, eine der bedeutendsten in Deutschland zu sein. 
Zu der Schausammlung gehören 150 Meteoriten, darunter der 63 kg schwere Meteorit von Treysa, dessen Einschlag 1916 von Augenzeugen beobachtet wurde. Zur Auffindung des schwersten Meteoriten, dessen Fall in Deutschland beobachtet wurde, sind damals 300 DM bereitgestellt worden. „Der Geologe Alfred Wegener, der zu dieser Zeit in Marburg lebte, erkannte bereits früh die wissenschaftliche Bedeutung des Fundes“, sagt Masberg. „Er ließ sich sogar vom Dienst im Feld beurlauben, um den Meteoriten zu untersuchen.“

Als kleines Highlight durften die Mitglieder des Universitätsbundes bei der weiteren Besichtigung einen einkarätigen Rohdiamanten in die Hand nehmen. Insgesamt umfasst die Mineralogische Sammlung mehrere tausend Edelsteinrohproben. Neben der Schausammlung auf zwei Stockwerken gibt es im Mineralogischen Museum einen weiteren Saal, in dem die Exponate der Ingrid und Rainer Balzer-Stiftung sowie die wichtigsten magmatischen Gesteinstypen und vulkanischen Ausbildungsformen ausgestellt sind.
Für Erheiterung bei den Mitgliedern des Universitätsbundes sorgte Peter Masberg zum Abschluss mit dem Modell des philippinischen Vulkans Mayon, der als Attraktion nicht nur für Kinder auf Knopfdruck brodelt und Rauch ausstößt. 

Die Sonderausstellung ist noch bis zum 21. November 2007 im Mineralogischen Museum zu sehen.