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Gründungszeit

  • 1786:  Museum Leskeanum

    unbekannter Künstler, um 1790
    Nathanel Gottfried Leske
    Titelblatt "Museum Leskeanum"

    Nathanel Leske (1751-86) und Titelblatt des "Museum Leskeanum"

    Nathanel Gottfried Leske befindet sich gerade auf dem Weg von Kassel nach Marburg, um dort als Professor für Finanzwissenschaften und Ökonomie anzufangen, als seine Kutsche verunglückt. Wenig später stirbt der ehemalige Schüler des Freiberger Bergbaukundlers und Mineralogen Abraham Gottlob Werner. Seine Mineralien- und Gesteinssammlung, das damals berühmte "Museum Leskeanum" hatte er allerdings schon vorausgeschickt. Vermutlich war die Sammlung dem Marburger Mathematikprofessor Johann Gottlieb Waldin zugänglich, der schon damals auch Vorlesungen zur Mineralogie hielt.

  • 1790: J.G. Waldin und die Gründung des Hessischen Mineralienkabinetts

    Bildnis des Johann Gottlieb Waldin?, seit 1766 Professor der Philosophie und Mathematik in Marburg
    © Bildarchiv Foto Marburg
    Johann Gottlieb Waldin
    Bayerische Staatsbibliothek
    Titelblatt "Mineralien-Kabinet"

    Johann Gottlieb Waldin (1728-95) und Titelblatt "Das Hessische Mineralien-Kabinet" von 1791


    Waldin schlägt dem Landgrafen Wilhelm IX. vor, die Sammlung zu kaufen, um ein Hessisches Mineralienkabinett zu errichten. Weil diesem der Preis von 6000 Reichstalern für das "Museum Leskeanum" aber zu hoch ist, entscheidet er sich für eine wesentlich günstigere Lösung: Der Landgraf erlässt ein Dekret, dem zu Folge aus allen hessischen Gruben Belegstücke und besondere Exemplare an die Marburger Universität zu schicken sind.

    1791 veröffentlicht Waldin den ersten Teil seines Buchs "Das Hessische Mineralien-Kabinet bey der Fürstl. Hessischen Universität Marburg", im Jahr darauf folgen die Teile zwei und drei. Bei der Übersendung an den Landgrafen bittet Waldin diesen, ihm die öffentliche Aufsicht über die Sammlung zu erteilen. Der Landgraf stimmt zu; die Sammlung befindet sich zu diesem Zeitpunkt noch in einem Raum im Collegio unter der Bibliothek.

    1794 zieht das Hessische Mineralien-Kabinett in einen Raum im Auditorium medicum.

  • 1795-1821: Johann Christoph Ullmann

    Waldin stirbt am 13. Juli 1795, wenige Tage danach wird die Aufsicht über das Mineralien-Kabinett an Johann Christoph Ullmann, Professor für Philosophie, Finanzwissenschaften sowie Berg- und Hüttenkunde, übertragen. Ullmann zeigt sich wenig beeindruckt von der Arbeit seines Vorgängers: "Waldin erhielt aus allen hessischen Grubenbezirken eine Menge größtenteils unförmiger Fossilien, er häufte alles was ihm geschickt wurde auf und hinterließ mir ein Chaos, das ich erst nach einigen Jahren in Ordnung zu bringen im Stande war." Seine Versuche, die Sammlung zu erweitern, scheitern weitgehend an Geldmangel und fehlender Unterstützung durch die Kasseler Regierung.

  • 1821-1849: Johann Friedrich Christian Hessel

    unbekannter Künstler
    Friedrich Christian Hessel

    Johann F. C. Hessel (1796-1872)


    Nach Ullmanns Tod im August 1821 wird Johann Friedrich Christian Hessel außerordentlicher Professor für Mineralogie und Bergbaukunde. Hessel erstellt gemeinsam mit einem Kollegen einen neuen Katalog des Mineralien-Kabinetts, um das vorhandene Material für seine Vorlesungen nutzen zu können. 1829 wird Hessel zum ersten ordentlichen Professor der Mineralogie an der Marburger Universität. Das Mineralien-Kabinett der Universität benutzt er wegen dessen Unvollständigkeit bald nur noch als Ergänzung zu seiner Privatsammlung.

  • 1849-54: Heinrich Girard und die Herz'sche Sammlung

    unbekannter Künstler
    Carl Adolf Heinrich Girard

    Carl Adolf Heinrich Girard (1814-1878)


    1849 wird Heinrich Girard als außerordentlicher Professor der Mineralogie und Geognosie (Geologie) nach Marburg berufen. Gleichzeitig überträgt man ihm die Direktion des Mineralien-Kabinetts sowie den Aufbau eines Mineralogischen Instituts – ein Schlag ins Gesicht für Hessel, der sich allerdings vergeblich bei der kurfürstlichen Kasseler Regierung darüber beschwert. Das neu gegründete Institut findet im Erdgeschoss des Mathematisch-Physikalischen Instituts am Renthof Platz; die Sammlung enthält zu diesem Zeitpunkt etwa 5000 Stücke.

    1852 wird auf Girards Betreiben hin für 4500 Taler die über 4000 Inventarnummern zählende "Herz'sche Sammlung" gekauft.

    1854 -der Bestand des Mineralien-Kabinetts ist inzwischen auf beachtliche 10.000 Stücke angewachsen- wird Girard zum ordentlichen Professor ernannt und folgt schon ein halbes Jahr später einem Ruf an die Universität Halle/Saale. Sein Nachfolger wird Wilhelm Dunker.

  • 1854-77: Wilhelm Dunker

    Bildarchiv Foto Marburg
    Wilhelm Dunker


    Wilhelm Dunker (1809-1885)


    Unter Dunker werden aus Platzmangel alle Dubletten, also alle gleichen Minerale vom selben Fundort, aus der Hauptsammlung entfernt. Die reorganisierte Sammlung hat einen Bestand von 8000 Stücken.

Vom Aufbau des Instituts bis zur Nachkriegszeit

  • 1878-81: Adolf von Koenen und Teilung des Instituts

    Aufnahme: August Schmidt
    Adolf von Koenen

    Adolf von Koenen (1837-1915)


    1878 wird der Lehrstuhl Mineralogie-Geologie geteilt: Dunker bleibt Professor für Geologie und Direktor des gemeinsamen Instituts, Adolf von Koenen wird Professor der Mineralogie.

  • 1881-84: Friedrich Klocke, Bezug des Deutschhauses und die Prümm'sche Sammlung

    unbekannter Künstler
    Friedrich Georg Klocke

    Friedrich Georg Klocke (1847-1884)


    Von Koenen folgt 1881 einem Ruf an die Göttinger Universität, Nachfolger wird Friedrich Georg Klocke. Zur gleichen Zeit zieht die Mineralogie aus der Enge im Renthof in die Westhälfte des Deutschordenshauses hinter der Elisabethkirche. Die Sammlungen werden geteilt: Die Geologie behält die paläontologische Sammlung und einen Teil der Gesteins-Sammlung; den anderen Teil sowie die Mineraliensammlung erhält die Mineralogie.

    1882 erwirbt Klocke die Prümm'sche Sammlung aus Berlin, mit mehr als tausend zum Teil aussergewöhnlich schönen Stücken.

    1884 stirbt Klocke, nur 37-jährig, nach langer schwerer Krankheit.

  • 1884-1917: Max Bauer, Reinhard Brauns und mineralogische Lehrbuch-Meilensteine

    Universitätsarchiv Marburg
    Foto: unbekannt


    Max Bauer (1844-1917) und Reinhard Brauns (1861-1937)



    Während der Krankheit und auch nach dem Tod Klockes hält Assistent und Student Reinhard Anton Brauns Vorlesungen und Übungen ab. Max Bauer wird schließlich 1884 Klockes Nachfolger.

    1885 stirbt Dunker, woraufhin Geologie und Mineralogie endgültig getrennt werden. Von nun an bestehen sie jeweils als selbständiges Institut – mit Bauer als Direktor des Mineralogischen und Emanuel Kayser als Direktor des Geologischen Instituts.

    1888 unternimmt Brauns Exkursionen nach Italien und auf die Liparischen Inseln. 1893 verlässt er Marburg und nimmt eine Professur in Karlsruhe an, 1895 zieht er weiter nach Gießen, wo er sein 1903 erschienenes Werk "Das Mineralreich" verfasst.

    1896 erscheint die Erstauflage von Bauers "Edelsteinkunde", die zweite und dritte folgt 1909 bzw. 1932. 1904 wird die englische Fassung veröffentlicht.

    1902 unternimmt Wilhelm Emil Arthur Schwantke, Assistent am Mineralogischen Institut, eine Exkursion nach Grönland und kehrt mit wertvollem Material für die Mineral- und Gesteinssammlungen zurück.

    1903 zieht die Zoologie aus der Osthälfte des Deutschen Hauses aus, die Geologie belegt von nun an die frei gewordenen Räume und ist mit der Mineralogie wieder unter einem Dach vereint.

    1915 wird Max Bauer im Alter von 70 Jahren emeritiert. Oskar Weigel wird zu außerordentlichen Professor für Mineralogie und Petrographie sowie zum Direktor des Mineralogisch-Petrographischen Instituts ernannt. Da Weigel kurz nach seiner Berufung wieder zum Wehrdienst eingezogen wird, führt Bauer die Aufgaben bis zu seinem Tod im November 1917 aus.

  • 1918-1944: Oskar Weigel und Bezug des alten Kornspeichers

    Foto: privat
    Oskar Weigel

    Oskar Weigel (1881-1944)


    1918 kann Weigel seine Stelle an der Marburger Universität schließlich antreten. 1919 wird er zum ordentlichen Professor ernannt; es beginnt die Umgestaltung des Instituts: Weigel braucht mehr Platz für Labore. Deshalb wird die neu geordnete petrographische Sammlung in rund 80 Sammlungsschränken in den ersten Stock des unbeheizbaren ehemaligen Kornspeichers ausgelagert, das sich in direkter Nachbarschaft zum Deutschen Haus befindet. 

    1925 führt die Jahrestagung der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft in Marburg durch.

    Ab 1930 werden auch die Räume des zweiten Stockwerks und des Dachgeschosses im alten Kornspeicher mit der Mineraliensammlung und mit Gesteinen belegt, die Weigel von seinen Reisen nach Ostsibirien, Indien, Thailand, Burma, Ceylon und Indonesien mitgebracht hat.

    1944 stirbt Oskar Weigel, wegen des Zweiten Weltkriegs bleibt seine Stelle zunächst unbesetzt. Hans Ehrenberg von der Technischen Hochschule Aachen soll 1944/45 als Gastprofessor Weigels Aufgaben übernehmen, doch wegen der allgemeinen schlechten Verhältnisse in den letzten Kriegsmonaten und der direkten Nachkriegszeit ist das kaum möglich. Heinrich Thürmann, langjähriger Präparator und Hausmeister des Instituts, sorgt dafür, dass das Inventar erhalten bleibt.

  • 1945-48: Fritz-Henning Laves

    Foto: Wilhelm Pleyer
    Fritz Henning Laves

    Fritz-Henning Laves (1906-1978)


    Fritz-Henning Laves ist offizieller Nachfolger Weigels. Unter ihm wird die Sammlung nach dem System von Hugo Strunz geordnet. 1948 verlässt Laves Marburg wieder und nimmt eine Stelle an der University of Chicago an. 

  • 1951-62: Helmut Winkler

    Foto: privat
    Helmut G. F. Winkler

    Helmut G. F. Winkler (1915-1980)


    Nachdem Institut wie Sammlung drei Jahre ohne Leitung waren, ist nun Helmut Winkler Nachfolger von Laves. Während dieser Zeit wird die Sammlung durch zahlreiche Stücke ergänzt und erweitert – mitgebracht von Exkursionen innerhalb Europas. 1962 folgt Winkler einem Ruf an die Universität in Göttingen.

Von der Gründung des Museums bis heute