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Dr. Alke, Matthias

Verstetigung von Kooperation. Eine Studie zu Weiterbildungsorganisationen in vernetzten Strukturen

Kooperationen werden von Weiterbildungsorganisationen aus vielfältigen Beweggründen eingesetzt, um z.B. Programme und Bildungsangebote etablieren zu können, Zugänge zu relevanten Zielgruppen zu schaffen, Ressourcen für ihre dauerhafte Existenz zu sichern oder um eine (bildungspolitische) Interessensvertretung durch gemeinsame Lobbyarbeit mit anderen Organisationen zu erwirken. In Anlehnung an diese Vielfältigkeit interorganisationaler Kooperationen in der Weiterbildung wurde die Frage ihrer Verstetigung im Diskurs der Erwachsenen- und Weiterbildungswissenschaft als eine zentrale Problemstellung herausgestellt, mit der die beteiligten Akteure konfrontiert sind. Allerdings liegen bislang keine empirischen Untersuchungen vor, die sich mit dieser Problemstellung jenseits eines normativen Postulats nach Beständigkeit und Nachhaltigkeit von Kooperationen in der Weiterbildung auseinandergesetzt haben.
Hier setzte die vorliegende Studie mit einer ethnographisch inspirierten, explorativen Forschungsstrategie an, um die Verstetigung von Kooperationen in der Weiterbildung empirisch zu erkunden. Auf der einen Seite konnte davon ausgegangen werden, dass Kooperationen durch die beteiligten Weiterbildungsorganisationen und deren strategische Orientierungen geprägt sind. Auf der anderen Seite beruhen Kooperationen auf den Interaktionen der beteiligten Akteure. Somit wurde für die empirische Untersuchung ein methodentriangulatives Vorgehen konzipiert. Zum einen fanden leitfadengestützte Interviews mit den kooperierenden Akteuren statt, um die organisationalen Kooperationsstrategien und den Einfluss der Weiterbildungsorganisationen auf die Verstetigung zu untersuchen. Zum anderen wurde durch teilnehmende Beobachtungen ein empirischer Einblick in das Interaktionsgeschehen von Kooperation hergestellt, um die Verstetigung auf der Ebene der Interaktion analysieren zu können. Als Untersuchungsfeld wurde ein Segment der Weiterbildung ausgewählt, das traditionell durch eine hohe Kooperationsdichte geprägt ist und sich deshalb für das explorative Forschungsanliegen besonders anbot. Es handelt sich um Weiterbildungsorganisationen in freier Trägerschaft, die vor allem im Bereich der allgemeinen, kulturellen und politischen Weiterbildung verortet sind und u.a. mit anderen Weiterbildungsorganisationen, Kultur- und sozialen Einrichtungen, Vereinen und Initiativen, allgemein- und berufsbildenden Schulen oder (Fach-) Hochschulen zusammenarbeiten. Im Fokus stand dabei ein institutionalisiertes Netzwerk dieser Weiterbildungsorganisationen, in dem vielfältige Kooperationsaktivitäten stattfinden.

Im Rahmen der Analyse konnten zentrale organisationale Kooperationsstrategien sowie Struktur- und Kommunikationselemente der Interaktion rekonstruiert und ausgedeutet werden. Durch die übergreifende Analyse der Befunde aus beiden empirischen Zugängen wurde ersichtlich, dass die Verstetigung von Kooperation eine permanente Herausforderung dahingehend darstellt, die differenten Kooperationsstrategien der Einzelorganisationen in der gemeinsamen Interaktion zu synchronisieren. Vor allem trägt die Herausbildung einer spezifischen Kooperationskultur dazu bei, Dissense und Widersprüche zu kompensieren und eine Synchronisation im Interaktionsgeschehen zu gewährleisten.

Zudem konnte die Studie zeigen, dass Kooperation als eine Strategie der Existenzsicherung eingesetzt wird, durch die sich Weiterbildungsorganisationen Ressourcen und Legitimation in ihren institutionellen Umwelten verschaffen können.

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