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EVAL-LPF I

Die Studie "EVAL-LPF I: Evaluation des Konzeptes und der Wirksamkeit des Unterrichts in Lebenspraktischen Fähigkeiten - LPF“ wurde am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Marburg im Zeitraum von April 2009 bis Juni 2010 im Auftrag der Deutschen Blindenstudienanstalt – blista e.V. durchgeführt. Ziel des Projektes war es, empirisch abgesicherte Befunde über die Wirksamkeit und die Konzeption des Unterrichts in Lebenspraktischen Fertigkeiten (LPF) als zentrales Element der Aufrechterhaltung einer selbstständigen Lebensführung von blinden und sehbehinderten Menschen zu erheben.

Dazu wurde ein komplexes Methodendesign entwickelt. Die Gruppe der Teilnehmenden bestand aus zwölf Erwachsenen im höheren Lebensalter, die nicht mehr im Beruf standen. Der Schwerpunkt der Erkrankungsformen lag auf AMD, Diabetische Retinopathie und Glaukom. Die Wirksamkeit des Unterrichts wurde auf zwei Ebenen erfasst. Zum einen ging es darum festzuhalten, inwieweit die in den Schulungen erarbeiteten Inhalte im Alltag umgesetzt und nachhaltig angewendet werden konnten. Zum anderen wurde erhoben, wie sich Selbstständigkeit und Lebensqualität der Teilnehmenden durch die Schulung in LPF verändert bzw. stabilisiert haben.

Zu Beginn stand eine ethnografische Erkundung des Feldes, der eine empirische Studie folgte. Diese bestand zum einen aus der Erhebung quantitativer Daten zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität mithilfe des Fragebogens WHOQOL-BREF sowie die Vertiefung der quantitativen Daten durch qualitative Interviews zu drei Zeitpunkten. Die vertiefenden Interviews konnten die positiven Ergebnisse des WHOQOL-BREF bestätigten. Es konnte deutlich gezeigt werden, dass sich sowohl Selbstständigkeit als auch Lebensqualität der Teilnehmenden durch die Schulung in LPF gesteigert wurden.

Die Ergebnisse der Studie finden sich online unter http://archiv.ub.uni-marburg.de/es/2012/0019/.

EVAL-LPF II

Im Nachfolgeprojekt EVAL LPF II wurden die Daten aus den Interviews unter zwei Aspekten erneut ausgewertet.


1) Gesundheit und Schulungen in LPF
Ziel der Re-Analyse ist es die Gesundheitspädagogischen Konzepte der Salutogenese und der Prävention mit den Inhalten der Schulungen in LPF zu verknüpfen. Von besonderem Interesse sind hierbei wie die Schulung der praktischen Fähigkeiten auf einer sekundären Ebene Auswirkungen auf die Aufrechterhaltung und Stabilisierung der allgemeinen Gesundheit der Teilnehmenden auswirken. Dazu werden sechs Themenbereiche gesondert betrachtet: allgemeine Aktivität, Ernährung, Körperpflege, Medikation, Unfallvermeidung und soziale Interaktion. 

2) Altersgerechte Didaktik
Im Rahmen der Studie wurde deutlich, dass eine altersgerechte Didaktik im Bereich der Blinden und Sehbehindertenpädagogik eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Schulung in Lebenspraktischen Fähigkeiten zukommt. Die Lebenssituation der oftmals späterblindeten ist geprägt von einer langen Lebenserfahrung und lang erprobten Strategien im Alltagsleben, die nun an die neue gesundheitliche Situation angepasst werden müssen. Die Lehrenden wenden oft intuitiv altersgerechte, erwachsendidaktische Konzepte und Elemente an um diesen Lernprozess zu unterstützen, es gibt bisher aber kaum systematische Erkenntnisse zur altersgerechten Didaktik bei Schulungen für blinde und sehbehinderte Erwachsene im höheren Lebensalter. Die Re-Analyse will hierzu ihren Beitrag leisten. Themeschwerpunkte sind Lernwiderstände und -hindernisse bei den Teilnehmenden sowie insbesondere spezifische didaktische Anforderungen der Zielgruppe.